SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Lui Kohlmann.
Lui Kohlmann wurde 1995 geboren und lebt und arbeitet in Bremen.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Weil meine Mutter eine Migräneattacke hatte und mich kleines 2-jähriges Kind mit ein paar Stiften vor ein Blatt Papier gesetzt hat, bin ich zum Zeichnen gekommen. Das hat mich erstmal lange genug beschäftigt, dass Sie sich eine Runde ausruhen konnte. Ich glaube es hat viel damit zu tun, dass diese Form der Beschäftigung sehr leise ist. Musikinstrumente fand meine Mutter nicht so gut in meinen Händen. Ich habe sogar den schwerwiegenden Verdacht, dass sie meine Trommel vor mir versteckt hat… wer weiß, vielleicht wäre aus mir ja eine tolle Drummerin geworden, wenn ich öfter getrommelt hätte? – Nein Spaß, Zeichnen find ich auch toll.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Meistens locker aus dem Handgelenk raus, gelegentlich auch akkurater und mit mehr Rücksicht auf Proportionen zum Beispiel bei meinen Ausmalprinzessinnen. Die sollen ja auch für kleine Kinder schön aussehen. Und ich weiß noch, dass ich als Kind schnoddrige Zeichnungen nicht so mochte, deshalb gebe ich mir bei meinen Zeichnungen für Kinder besonders viel Mühe.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Da gibt es vieles. Aber jetzt mal nur aufs Zeichnen bezogen: Ich möchte gerne Kindermedien machen, die diverser sind und selbstbestimmte Figuren fernab von Stereotypen und Rollenklischees zeigen. Das ist ein Hauptauftrag meiner Prinzessinnen-Reihe. In meiner Kindheit gab es im Fernsehen nur schlanke, nichtbehinderte (und allerallermeistens) weiße Prinzessinnen, deren Abenteuer damit endete, dass sie von einem Prinzen gerettet wurden und ihn heirateten. Ich habe als Kind vergeblich auf einen Film gehofft, in dem Prinzessinnen sich gegenseitig retten und heiraten. All die Prinzessinnen, von denen ich mir wünsche, dass ich sie als Kind gesehen hätte, zeichne ich nun und stelle sie auf meiner Website online – für alle Prinzessinnenbegeisterten zum Herunterladen, Ausdrucken uns Ausmalen.
Wie suchst du dir Inspiration?
Duschen, Fahrradfahren, Inlinern oder Spaziergänge mit Freund*innen bringen mich auf die besten Ideen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Das ist aber mal ne Frage! Um die zu beantworten, müsste man schon sehr gründlich alle Medien und ihre Wirkweisen anschauen und tief in der Kiste der Medientheorie wühlen. Und dann gibt es da ja auch immer wieder Grenzgänger zwischen den Medien, bei denen die klassischen Theorien nicht greifen. Schrecklich! Und natürlich wunderbar. Ich mag es, wenn Cartoons sich plötzlich als GIFs bewegen, Illustrationen ganze Häuserwände einnehmen oder Comics in Form einer Comiclesung präsentiert werden.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Och, am besten gefällt es mir, bei Zinefestivals rumzusitzen und zu beobachten, wenn Leute meine Comics in die Hand nehmen und über einen meiner stumpfen Witze lachen. Das passiert natürlich nicht laufend am Band, aber wenn es mal so ist, freue ich mich schon sehr doll.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Medien und die Geschichten, die wir täglich rezipieren, einen großen gesellschaftlichen Einfluss haben. Sie liefern uns meistens toxische Skripte, wie wir uns zu verhalten haben als Mann* oder Frau* und verfestigen soziale Hierarchien.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Wenn ihr euch Popkultur und zeitgenössische Massenmedien mal aus einer soziologischen/kulturwissenschaftlichen/Gender-Studies Perspektive ansehen wollt, kann ich euch den YouTube Channel vom Pop Culture Detective empfehlen. Die Video-Essays dort sind klug und gut recherchiert und zugleich so anschaulich erklärt, dass jede*r mitkommt. Falls ich darf, möchte ich außerdem noch das famose @BremerZinefestival erwähnen. Es findet dieses Jahr im Oktober (sofern die Umstände es gestatten) in der Weserburg statt und ich werde dort mit meinen Heften, Stickern, Drucken und Comics auf euch warten.
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