SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Sigrid Unterwurzacher.
Sigrid Unterwurzacher wurde 1993 in Lienz, Österreich, geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Also, als ich klein war, habe ich natürlich viel gezeichnet, wie man das halt so macht als Kind. Angefangen mich richtig dafür zu interessieren, habe ich, denke ich, erst, als ich mit 14 aufs Gymnasium kam. Ich kam nämlich in den Kunstzweig der Schule und dachte, dafür müsste man das können. Und dann hab ich geübt und gemerkt, dass mir das Spaß macht.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Puh, auch ne schwierige Frage. Also vielleicht so: Ich will etwas machen und dann kommt etwas anderes dabei heraus. Aber mal im Ernst, ich würde sagen, mein Stil ist ziemlich divers … ich mag halt auch ganz unterschiedliche Sachen, abstrakt genauso wie figürlich, mal arbeite ich malerisch, mal zeichne ich und oft mach ich auch irgendwas dazwischen. Ich glaube, was mir sehr wichtig ist, sind Farben und Kontraste. Und der Aufbau meiner Bilder, ich würde sagen, die meisten von ihnen haben irgendwie so eine Art Layout. Oh, und Schrift kommt auch ziemlich viel vor in letzter Zeit. Und gerade ist mir aufgefallen, dass ich fast nur hochformatig arbeite.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich beschäftige mich hauptsächlich mit mir selbst. Meine Arbeiten sind zumindest im Moment alle ziemlich persönlich und autobiografisch. Das ist richtig witzig, weil sich das erst so in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt hat und ich das vorher total gemieden habe. Ich glaube, ich habe mich nicht getraut. Man macht sich ja damit schon verletzbar, finde ich. Aber vielleicht ist es damit wie mit Beziehungen oder Freundschaften – bevor das richtig gut wird, muss man sich ja auch öffnen und verletzlich werden.
Wie suchst du dir Inspiration?
In meinem Alltag und auch ganz viel in meiner Kindheit. Ich glaube, Kind sein und als Kind die Welt zu erleben ist pure Magie und ich möchte versuchen, mir ein bisschen was davon zu bewahren und vielleicht auch auf eine Art und Weise in meine Arbeiten zu übersetzen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Ich finde es toll, wie man es durch Zeichnen und Malen schaffen kann, ganz konkrete Dinge ins Abstrakte zu übersetzen. Wenn nur ich weiß, was ich da gerade gezeichnet oder gemalt habe, aber es trotzdem etwas ganz Bestimmtes ist.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Einmal habe ich auf einer Zugfahrt in mein Skizzenbuch gezeichnet, was einer Schulklasse aufgefallen ist. Die Kinder haben daraufhin meinen Sitzplatz umzingelt und wollten alle gezeichnet werden (das war ein lustiges Bild, der Gang des Zuges war völlig verstopft und niemand kam mehr durch). Das hat mich erst einmal sehr gestresst und ein Bild ist dann auch furchtbarer geworden als das vorherige, aber die Kinder fanden’s toll und haben sich, glaube ich, sehr gefreut. Bevor sie ausgestiegen sind, wollten sie sogar noch Geld für mich sammeln. Das war wirklich süß und bestimmt eines meiner schönsten Erlebnisse. Ansonsten liebe ich einfach das Gefühl, völlig in dem Prozess des Zeichnens/Malens aufzugehen, wenn sich alles um mich herum auflöst und die Welt eine Zeit lang nur noch aus ein paar Quadratzentimetern Papier und Farbe besteht. Und am Ende kommt vielleicht sogar etwas Schönes dabei raus. Ganz schlimm finde ich es, wenn mal wieder die Selbstzweifel kommen und das Gefühl, einfach nicht gut genug zu sein und nichts zu können. Leider habe ich auch gar keinen Rat, wie man damit umgehen kann, aber ich weiß zumindest, dass das immer wieder auch vorbei geht
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass wir in einer Gesellschaft leben, die so viele Ungerechtigkeiten einfach akzeptiert und ausblendet. Und dass Sebastian Kurz noch immer Bundeskanzler von Österreich ist.
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