AI-NHU VO

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Ai-Nhu Vo

Ai-Nhu Vo wurde 1993 in Nürnberg geboren und lebt in Hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ich habe als Kind angefangen, das zu zeichnen was ich nicht hatte, aber haben wollte, also Baumhäuser, Cargohosen und Schlüsselanhänger mit meinem Namen drauf. Irgendwann habe ich aufgehört, dann wieder angefangen, dann aufgegeben und vor ein paar Jahren wieder angefangen. Eigentlich habe ich nie wirklich viel gezeichnet, sondern vor allem viel gebastelt.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Dadurch, dass ich eigentlich mir Grafikdesign angefangen habe, vermische ich es gern mit der Illustration. Zudem fragmentarisch, weil es mir öfters auch nur darum geht, zu sammeln, um dann zu bewerten. Und texturlastig; ich habe über die Zeit — um die 8 Jahre — Marmorierungen und Texturen gesammelt, die ich immer wieder einsetze. Haptik und Material sind mir wichtig, weil ich durch das Berühren ein besseres Verständnis für das Medium bekomme, das ich wiederum in Form von Texturen versuche zu übertragen.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Momentan beschäftige ich mich viel mit maladaptiven Tagträumen, Traum und Trauma und inwiefern diese sich gegenseitig füttern. Die Themen, mit denen ich mich auseinandersetze, sind aber recht unterschiedlich. Meistens fängt es damit an, dass ich mir Themen raussuche, die ich besonders interessant finde, die mich aufregen oder gegen die ich mich absolut wehre und dann mit der Zeit feststellen muss, dass ich doch tiefer drinsitze als ursprünglich geglaubt und gewollt. Und jedes Mal fühlt es sich so an, als würde ich einen fremden, aber bestimmten Ort besuchen und mich selbst als Beobachterin und Besucherin sehen, nur um irgendwann zu erkennen, dass dieser Ort eigentlich meine Heimat ist. Aber ich glaube, dass die Gemeinsamkeit meiner Themen sich im Überschreiten von Grenzen, die Grenzen in Denkmustern, aber auch die meiner Komfortzone findet. Ich würde mich aber gerne zukünftig in meinen Arbeiten stärker politisch positionieren.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich bin öfters verwirrt und aus dieser Verwirrtheit kann ich eigentlich viel schöpfen. Von dem her würde ich sagen, dass ich nicht bewusst nach Inspiration suche aber natürlich alles was mich umgibt mich automatisch inspiriert. Dazu gehören das Internet, Gespräche, Lebensmitteletiketten aus dem Asia-Supermarkt, die Filzwände aus dem Ausländeramt, Tarotkarten und billiges Material aus eBay-Kleinanzeigen.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Situationen darstellen, die nur den Regeln der eigenen Wahrnehmung folgen.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ich hatte ziemliche viele schöne Erlebnisse als Gestalterin, aber es fällt mir schwer ein konkretes zu benennen. Die schlimmsten Erlebnisse sind immer wiederkehrende Sinnkrisen, in denen ich weinend mit einem Eis zwischen Rentner*innen im Mundsburg Center sitze.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass es nicht genügend Rassismuskritik gibt.

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Dieses Jahr findet zum ersten Mal Fluctoplasma statt, ein viertägiges Festival in Hamburg, das sich mit Strategien und Utopien der Diversität beschäftigt; organisiert wird das Ganze von Studio Marshmallow, ein Kollektiv mit wichtigen und wertvollen Projekten. Außerdem gibt es seit einiger Zeit ein sehr schönes Buchprojekt namens ‚Hear Me Out!‘ für und von BIPOC. Beides unterstützens- und verfolgenswert!

Web:   https://cargocollective.com/ainhu
Instagram:  @ainhu.vo

Illustration von Ai-Nhu Vo
Illustration von Ai-Nhu Vo
Illustration von Ai-Nhu Vo
Illustration von Ai-Nhu Vo
Illustration von Ai-Nhu Vo

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