WILLZE

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Willze.

Willze kommt aus Lippstadt, NRW, und lebt zurzeit in Hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Hm, ich glaube ich habe 2x „angefangen“ zu zeichnen. Zuerst war es vielleicht eher eine Art Instinkt oder ein Drang danach etwas mit herumliegenden Stiften zu machen? Meine erste „Zeichnung“, auf der ein Gesicht erkennbar war, und nicht nur wildes Gekritzel, klebt im Fotoalbum, zusammen mit meinen Babyfotos. Im Kindergarten entstand mein erstes „Fanart“: ein Bild von meinem Benjamin Blümchen Plüschtier. Im Grundschulalter und damit lange bevor ich wusste was Illustration ist, malte ich aus Versehen meine erste Illustration: ein Coverbild für eine Lieder-Kassette. Das Coverbild zeigt eine Frau auf einem schwarzen Pferd, die in die weite Ferne blickt. Es klingt allerdings durchdachter als es war. Ich wollte nur meine Mutter auf einem Pferd darstellen, die sehnsuchtsvolle Stimmung in dem Bild war Zufall. Als ich älter war habe ich vor allem in der Schule im Unterricht gezeichnet, weil mir langweilig war oder ich habe per Mini-Comics-Stips mit Freunden zusammen gezeichnet. Aber als andere Kinder aufhörten zu zeichnen und ich als „du-kannst-das so-gut“ übrig blieb, fing es an nicht mehr instinktiv und normal zu sein und ich habe mein Können hinterfragt. Nach einer Sinneskrise habe ich wieder angefangen zu zeichnen, zum einen, um besser zu werden und zum anderen, um mich mit einem Hobby hervorzuheben, welches mir anscheinend liegt und eigentlich auch immer Spaß gemacht hat. Auch heute merke ich, dass freies Vor-michhinzeichnen sehr meditativ sein kann und mir hilft kreativ zu bleiben.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Meinen Stil zu beschreiben gehört nicht gerade zu meinen Stärken… ich würde sagen: farbenfroh und kontrastreich. Ich spiele auch gerne mit Perspektiven und Kompositionen… und man sagt mir oft, dass meine Stichführung etwas sehr weiches und rundes hat und niedlich bzw. liebevoll wirkt. Ich mag es auch, wenn man die emotionale Lage meiner Figuren sofort erkennt und man mit ihnen mitfühlen kann.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Spannend finde ich vor allem soziologische Themen oder historische Ereignisse und Lebensweisen der Menschheit oder Tierwelt. Aber generell bin ich sehr offen für neue Themengebiete und fülle gerne Wissenslücken.

Wie suchst du dir Inspiration?

Oh, es gibt so viele Wege, die ich täglich nutze. Zum Beispiel verfolgen, was andere Illustratoren im eigenen Umfeld machen oder auf Instagram posten oder schöne Bücher lesen. Ich habe im Bachelor-Studium in einer kleinen Bibliothek am Campus gearbeitet und dort vor allem in den Abendschichten viele Comics, Graphic Novel, Zines und Bilderbücher gelesen. Pinterest ist auch immer hilfreich, wenn man eilig auf der Suche nach Ideen oder Referenzmaterialien ist. Manchmal fühle ich mich sogar etwas zubombardiert mit Ideen, die ich im Leben nicht sortiert oder umgesetzt bekomme. Am Ende ist es das Projekt und die Zeit, die mich auf ein paar Quellen beschränken.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Angefangen damit, dass sie das suchende Auge eines potentiellen Käufers einfangen und jemanden überhaupt erst für ein Produkt oder für ein Thema gewinnen, bringen Illustrationen Farbe ins Spiel und machen Inhalte begreiflicher. Ich mag an Comics die verstärkte Übertragung an Empathie für die Charaktere. Zumindest bin ich in Comics meistens schneller mit den Figuren vertraut, als bei einem Buch, denn ich kann die Mimik und Gestik der Figur sehen und werde nicht nur mit Worten, sondern auch visuell durch die Geschichte getragen. Zudem bestimme ich, anders als bei einem Film, das Tempo und kann Bilder und Szenerien so lange oder kurz betrachten, wie ich möchte.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Mein schönstes Erlebnis war die Aufnahme zum Bachelorstudium. Seit der 9. Klasse wollte ich Illustration studieren und die Prüfungen zum Designstudium sind sehr nervenaufreibend und nicht das schönste Erlebnis, aber es war mir einfach furchtbar wichtig und ich wollte zu der Zeit nichts anderes. Die Prüfung gleicht einem sehr langen Casting, in dem zuerst deine Mappe voller Werke von dir bestehen und du danach eine praktischen Aufnahmeprüfung schaffen musst. Nach 2 Tagen Prüfung und Anspannung war das schönste Erlebnis, als plötzlich ein großes Plakat mit Bewerbernummern aufgehangen wurde. Meine Zahl stand darauf und direkt daneben sogar die Zahlen der Mitbewerber mit denen ich stundenlang auf dem Boden der Fakultät saß und schonlängst befreundet war.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass IllustratorInnen immer noch zu unwirtschaftlichen Honoraren arbeiten und sich häufig für einen halbwegs angemessenen Preis stark rechtfertigen müssen oder sogar schlecht gemacht werden, wenn sie einen guten Stundenlohn verhandeln wollen. Selbst Kollegen, die dauerhaft mit Jobs ausgebucht sind, verdienen nicht im Ansatz soviel wie ein Freelancer aus einer anderen Berufsgruppe. Ich wünsche mir sehr, dass unsere Arbeit in Zukunft mehr Wertschätzung erfährt.

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Ich habe mich dieses Jahr sehr gefreut bei Schloggers „Fuck Yeah 2021“-Kalender mit dabei zu sein. Neben vielen weiteren Künstlern durfte ich zusammen mit Carola Sieverding die 3. KW füllen. Es war zudem super schön, einfach mal wieder ganz frei ein Motiv zu zeichnen, wobei die Idee von uns beiden kam, Caro die Coloration gemacht hat und ich die Outlines. :) Wer also jetzt schon an Geschenke denkt kann sich bei Schlogger oder auch bei mir (PN auf Insta) einen Kalender holen.

Website: willze-illustrieren.de
Instagram: @willze

2032
skyhigh
swim

Comments are closed.

Navigate