NOEMI BENGSCH

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Noemi Bengsch.

Noemi Bengsch wurde 1989 in Lübeck geboren und lebt und arbeitet derzeit in Hamburg und Kiel.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ich habe immer gerne gezeichnet, was ich gesehen habe, so nah an der Realität dran wie möglich. Früh habe ich sehr hohe Ansprüche an mich selbst entwickelt mich immer weiter zu verbessern und zu steigern und zeichnete Portraits von Menschen, mit dem Ziel das herauszukitzeln, was einen Menschen so individuell und wiedererkennungswert macht.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Generell arbeite ich präzise und detailreich. Durch mein Studium zur Kommunikationsdesignerin als Illustratorin habe ich aber viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten kennen gelernt. Früher zeichnete ich ausschließlich mit Bleistift. Heute schätze ich Medien wie Aquarell, Gouache, das Anmischen von eigenen Eitemperafarben und insbesondere auch die digitalen Gestaltungsmöglichkeiten. Mein Stil wandelt sich dadurch ständig, ist sehr abwechslungsreich und auch ich fühle mich dadurch anpassbarer, wenn ich mit Kundenwünschen zu tun habe. Trotzdem haben alle meine Werke eines gemeinsam: sie sind echt und reell. Manchmal muss man nur genau hinschauen, um den perfekten Moment zu erhaschen und ihn nicht zu übersehen.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Die Schönheit und Besonderheit von Natur und Tieren, die warmen Seiten der Menschen, die Ausdrucksstärke von Farbe und Licht und die Bedeutung von Harmonie.

Wie suchst du dir Inspiration?

Inspiration ist überall. Man findet sie in einem gut geschriebenen Buch, bei einem Spaziergang durch die Natur, beim Spielen mit dem Haustier, beim Gespräch mit Freunden, beim Aufräumen der Wohnung, beim Stöbern im Internet, beim Spieleabend mit der Familie und sie kommt nicht selten abends im Bett, wenn man nicht schlafen kann und die Gedanken kreisen.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Früher dachte ich, das Ziel wäre es so gut zu zeichnen, dass es einer Fotografie nahe kommt. Aber dann wäre es nicht mehr Kunst, sondern eben beinahe Fotografie. Mit Illustrationen lassen sich Geschichten erzählen, Farben und Stimmungen übertragen, ein Gefühl auslösen, eine Freude machen und zum Denken anregen. Illustrationen sind aber auch etwas sehr Individuelles und Persönliches, was verschiedenste Menschen mit etwas Zufall zusammenbringen kann.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Mein schönstes und zugleich schlimmstes Erlebnis war der Tag meines Studienabschlusses. In der Kunstbranche treffen gefühlt die buntesten Menschen aufeinander, vielleicht aber auch die mit der stärksten Eigenart. Ich fühlte mich an diesem Tag ängstlich und zugleich befreit von Menschen, die einen leiten wollen, einreden und verzerren möchten, statt zu fördern. Das Studium war ein Kampf um Selbstbewusstsein, welcher am Tag des Abschlusses seinen Höhepunkt erreicht hatte. Seitdem habe ich nicht nur das Gefühl, sondern die Gewissheit alles meistern zu können, was ich will.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass es so viele Illustratoren und Künstler*innen gibt, die sich nicht trauen den nächsten Schritt zu gehen. Die Branche ist schwierig, der Druck unglaublich hoch und die Wahrscheinlichkeit in der Masse aufzufallen, gefühlt winzig. Viele verkaufen sich unter wert, teilweise sogar ganz ohne Honorar und nur für die Referenz oder Werbung. In unserer Tätigkeit steckt nicht nur sehr viel Arbeit, sondern viel mehr, als in einigen anderen Berufen, nämlich Emotionen und ein Stück von uns. Ich versuche immer wieder meine Kollegen und Kolleginnen zu ermutigen – und zwar letztendlich für uns alle – dass unser Beruf anerkannt und geschätzt wird. Anfangen müssen wir dafür aber bei uns selbst.

Für dieses Projekt von mir möchte ich gerne Werbung machen:

Mein letztes Kinderbuchprojekt „Marike & Julius: Besuche mit uns den Bauernhof“, von Guido Höner geschrieben, von mir illustriert und herausgegeben von topagrar, LV.Buch im Oktober 2019. Besonders gut gefiel mir an diesem Projekt die moderne Rollenverteilung, da Landwirtin Barbara öfter den Traktor fährt als ihr Mann Hubertus. Beide arbeiten vollkommen gleichberechtigt und zeigen den Geschwisterkindern Marike und Julius das Leben auf einem Bio-Bauernhof. Das Buch ist für Grundschulkinder konzipiert, doch nach ersten Leseerfahrungen scheinen auch ältere Kinder sowie Erwachsene viel Neues zu erfahren und Freude am Lesen zu haben.
Am Ende können die jungen Leser*innen ihr selbst erlerntes Wissen in einem Quiz testen.Für mich war es eine große Freude Teil dieses Projektes zu sein, denn ich durfte viele Menschen und Tiere illustrieren und eine besondere Erfahrung mehr sammeln.

Website:   www.noemis-atelier.de
Instagram: @noemis_atelier

Auszug aus Kinderbuch topagrar
Bunte Baustelle
Geschwisterportrait
Herbstwald
Kleine Maus
oh meine Füße
Philosoph
Vorsatz Entwurf

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