NATALJUSCH

AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: nataljusch.

nataljusch wurde 1988 in bischkek geboren und lebt und arbeitet in hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

meine mutter hat mich gepusht mich kreativ auszudrücken, sie ist bis heute sehr kreativ und drückt sich vielseitig aus. mein vater liebt fotografie, früher haben wir gemeinsam in der „dunkelkammer“(unser bad) fotos selbst entwickelt. als ich mit zehn nach deutschland kam, bekam das zeichnen eine neue bedeutung für mich, da ich mich zu beginn nicht sprachlich mitteilen konnte (ich sprach nur russisch). durch zeichnungen konnte ich trotzdem erzählen und zeigen, dass ich was drauf hab, was andere beeindruckte. es war nicht einfach als „ausländerkind“ abgestempelt zu werden. naja, dann hatte ich den ruf der „künstlerin“ weg und hab einfach immer weitergemacht.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

am liebsten mag ich meinen (foto)realistischen stil. ich beschäftige mich vor allem mit flüchtigen bildern: fernseh-screenshots, webcam-aufnahmen, youtube videos, memes. durch das festhalten in der zeichnung verlangsame ich diese bilder, die normalerweise auf uns einprasseln irgendwo im unbewussten hängenbleiben aber sonst schnell in vergessenheit geraten und gar nicht richtig betrachtet werden. 

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

reality-fernsehen beschäftigt mich seit langer zeit. ich bin als „fernseh-kind“ aufgewachsen, große teile meiner assimilierung kommen vom lernen durchs fernsehen. manche leute mögen das trashy finden, für mich war das aber sehr wichtig und hilfreich in vielerlei hinsicht. reality-tv birgt viel potenzial, doch meistens bringt es unheil. ich frage mich: was für eine bedeutung hat authentizität innerhalb und außerhalb des formats? flüchtigkeit und nachhaltigkeit von bildern interessiert mich und natürlich humor, auch wenn ich oft ernst und verkopft daherkomme.

Wie suchst du dir Inspiration?

am besten klappt es, wenn ich meine idee direkt festhalte und zumindest notiere. die kommen und gehen wie sie wollen, die bastarde. manchmal unerwartet, manchmal wenn ich mich gezielt anstrenge. themen, die mich beschäftigen, habe ich durchgehend.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

tricky frage, da ich auch sehr viel auch mit anderen medien arbeite. alles hat vor- und nachteile. wenn ich mich in worten ausdrücke, liegt die paarung mit der zeichnung für mich nahe. comics, cartoons und illustrationen können so verdammt vielseitig sein und uns ganz neue (ideen-)welten anderer eröffnen. die autor*innenschaft hat eine ganz eigene gewichtung als zb beim film oder theater, wenn viele menschen etwas gemeinsam erschaffen.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

schlimmstes: gesagt zu bekommen, dass meine zeichnungen keine „zeichnungen“ wären. hatte ich aber auch mit malerei und comic. mittlerweile kann ich drüber lachen, wenn auch mit einem bitteren beigeschmack. schönstes: als ich mit magdalena kaszuba das zweite jahr in folge einen mal-o-maten (wie foto-automat, nur mit zeichnen) bei einem kinderfest in eidelstedt bespielt habe und ein kind sich super früh anstellte, weil sie das jahr davor bereits ein portrait von uns gezeichnet bekommen hat und unbedingt noch eins haben wollte. das war extrem sweet.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

mir ist nicht egal, dass wir gesamtgesellschaftlich vor großen herausforderungen stehen. deutschland ist ein sehr entpolitisiertes und tendenziell konservatives land (nicht nur d), das habe ich an den kunsthochschulen, die ich besucht hab, besonders gemerkt. irgendwie sind dort alle „links“, doch wenn du anfängst zu graben oder es thematisch deftiger wird, geht ganz flott die luft aus. ich nehme mich selbst nicht dabei raus, versuche es jedoch seit einiger zeit zu ändern. die meisten menschen sind auf einen kapitalistischen markt ausgerichtet, verständlicherweise. doch ich denke, dass kapitalismus durchaus politisch ist und sich tendeziell an autoritären und schlimmstenfalls faschistischen ideologien entlanghangelt. eine gefährliche mischung also aus unbewusster politischer ausrichtung und keinem verständnis für menschlich-politisch-wirtschaftliche belange und bedürfnisse. wir sind alle politisch und deshalb gilt: erkennen, benennen und überprüfen. dann können wir uns organisieren und gesellschaftlich anders einfluss nehmen um die kommenden und immerwährenden herausforderungen zu meistern. irgendwie so :)

Instagram: @nataljusch
Portfolio: nataljusch.tumblr.com

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