MAREIKE AMMERSKEN

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Mareike Ammersken.

Mareike Ammersken wurde 1992 in Ostfriesland geboren und lebt und arbeitet in Lüneburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Das ist eine spannende Frage, denn das habe ich mich noch nie gefragt. Schon immer habe ich gerne gezeichnet und gemalt. Es hat für mich dazugehört, als wäre es das normalste auf der Welt. Mein Opa war Maler und hat mich oft mit in sein Atelier genommen. Er hat mir seine neusten Arbeiten gezeigt und mich immer wieder motiviert. In meiner Freizeit habe ich Malschulen besuchen können und wurde von meiner Familie in die Richtung immer unterstützt. Auch heute steht meine Familie hinter mir und meinen Entscheidungen. Ohne diese Unterstützung hätte ich mich wohl nicht an das Studium an die HAW getraut.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich zeichne am liebsten die Natur und Tiere, auf meine ganz eigene Art. Da achte ich nicht immer so genau auf die Anatomie oder Perspektive. Hauptsache, es fügt sich am Ende alles zusammen und es ist eine interessante Bildwelt entstanden. Dabei spiele ich gerne mit Licht und Schatten, um stimmungsvolle Illustrationen zu schaffen. Meine Illustrationen sind sehr Detailreich, damit es immer was zu entdecken gibt. Es gibt für mich nichts Schöneres, als bei jedem Betrachten von Illustrationen etwas Neues zu entdecken. Die Farbpalette spielt dabei eine große Rolle und ich freue mich jedes Mal, für ein neues Projekt auch eine neue Farbpalette zu kreieren. Am liebsten zeichne und male ich auf dem Ipad mit Procreate. Die Möglichkeiten im Digitalen sind dabei endlos. Es nimmt mir die Hemmung beim Zeichnen, da ich alles wieder verändern kann.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Emotionen. Ich liebe emotionale Illustrationen und Bilder. Wenn man sich beim Betrachten in die Situation/Figur hineinversetzen kann oder es dich berührt, dich auf mehreren Ebenen anspricht. Das Thema kann dabei sehr banal sein, wie z.B. ein Spaziergang oder sehr komplex, wie z.B. Liebe. Dabei differenziere ich nicht zwischen wichtig und unwichtig. Was wir als wichtig empfinden, liegt im Auge des Betrachters.

Wie suchst du dir Inspiration?

Meine Inspiration finde ich überall. Bei den täglichen Spaziergängen im Wald mit meinem Hund oder im Austausch mit Freunden, Familie etc. Aber auch andere Illustratoren*innen und ihre Arbeiten inspirieren mich zu neuen Themen und Bildwelten. Meine Lieblingsbilderbücher schaue ich mir immer wieder gerne an. Vor allem, wenn ich in einem Projekt mal nicht weiter weiß.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Unsere Welt befindet sich in einer stetigen Veränderung, vor allem wird alles viel visueller. Wir können mit einem Blick entscheiden, ob uns ein Bild gefällt, oder nicht. Es überzeugt innerhalb von Sekunden und zieht dich in seine Welt und Darstellungsweise. Das ist auch der große Unterschied zur Fotografie. Mittlerweile können wir alle sehr gute Fotos erzeugen. Wir haben hochauflösende Kameras und Filter immer in unserer Tasche. Aber die Illustration schafft dabei mehr Ebenen, als ein Foto es könnte. Zumindest trifft dies für mich zu. Mit der Illustration, ob nun als Comic, Bilderbuch oder Cartoon, haben wir die Möglichkeit anderen zu zeigen, wie wir die Welt sehen. Da muss nicht alles gerade und korrekt wie im echten Leben sein. Besonders die interpretierte Darstellung unserer Umwelt kann den Fokus auf etwas lenken, dass der/die Illustrator*in bewusst steuert. Wir erzeugen gezielt Stimmung und platzieren Elemente ganz bewusst und lenken dadurch den Blick des Betrachters auf Schwerpunkte, die wir setzen. Illustrationen sind komplett vom Illustrator*in geschaffen. Jedes Element, jede Farbgebung und jeder Strich wurden bewusst platziert. Eine Illustrator*in entscheidet sich für genau diese Darstellung und ermöglicht dir, seinen ihren Blickwinkel einzunehmen. Das macht für mich Illustration so viel spannender als Fotografie. Die Interpretation daraus kann so verschieden sein, wie die Illustration an sich.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Eines meiner schönsten Erlebnisse war, als ich an der HAW für den Studiengang Illustration angenommen wurde. Ich steckte mitten in einem Lehramtsstudium und habe gemerkt, dass ich mich doch nochmal umorientieren wollte. Ich habe all meine Hoffnung auf diese Bewerbung gesetzt und hätte nicht damit gerechnet, angenommen zu werden. Aber auch der Moment, in dem ich von einem renommierten Verlag angeschrieben wurde, dass sie mein Bachelorprojekt (ein Kinderbilderbuch) verlegen wollen, war ein sehr schöner Moment für mich. Weniger schöne Momente sind die, in denen ich nach kostenlosen Arbeiten gefragt werde. Kleine Aufträge oder einen Gefallen, für eine Weiterempfehlung oder auch einfach nur so. Das finde ich persönlich oft sehr schade, denn wenn man versucht, sich als Illustrator*in zu etablieren, sind diese Ansichten eher hinderlich und schätzen dich und deine Arbeit als Illustrator*in nicht wert. Nur durch viel Zeit, Geduld und Fleiß gelangt man an den Punkt, sein Handwerk, die Illustration „gut“ zu beherrschen. An diesem Punkt darf man für seine Arbeit angemessen entlohnt werden und dies auch einfordern. Das ist immer leichter gesagt, als getan, denn auch mir fällt es ganz besonders schwer, diesen Gefallen nicht zu erwidern oder zu erklären, warum ich es nicht machen kann. Ausnahmen gehören immer dazu, jedoch hinterlässt es bei mir einen bitteren Beigeschmack.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass Illustratoren*innen sich häufig unter Wert verkaufen. Die Ansicht, dass Illustrator*in bedeutet, dass da man den ganzen Tag nur malt, auf ein „Hobby“ reduziert wird und nach kostenlosen Illustrationen gefragt wird.

Website: mareike-ammersken.de
Instagram: @mareikeammersken

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