MALTE KNAACK

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Malte Knaack.

Malte Knaack wurde 1979 geboren und lebt und arbeitet in Soltau.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ich zeichne schon so lange, wie ich zurückdenken kann. Meine Eltern sagen, in der Grundschule habe ich Stress dadurch abgebaut, dass ich riesige Strichmännchenwimmelbilder gezeichnet habe. Mit ein paar Freunden zusammen haben wir später dann unsere ersten Comics gezeichnet und kleine Heftchen gebastelt und verschenkt und für die Schülerzeitung gezeichnet. Ich habe mich aber nicht getraut, Comiczeichner zu werden, und habe deswegen Kommunikationsdesign studiert. In Hamburg konnte man das gut mit einem Schwerpunkt auf Illustration machen. Um beide Disziplinen zu verbinden bin ich schließlich im Magazin- und Zeitungsdesign gelandet. Nach dem Studium habe ich als Layouter für die Financial Times Deutschland und die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien gearbeitet und bin dann dort so Stück für Stück zum Inhouse-Illustrator geworden. 2010 habe ich mich dann in Vollzeit als Illustrator selbständig gemacht.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Eigentlich verfolge ich nicht „den einen“ Stil. Es ist wahrscheinlich dem Kommunikationsstudium geschuldet, dass ich Aufträge und Anfragen erst einmal aus der Perspektive eines Artdirektors betrachte und überlege, welche Art von Zeichnung der Aufgabenstellung und den Rahmenbedingungen am besten gerecht wird. Das führt dazu, dass ich eine ganze Reihe von unterschiedlichen Jobs übernehmen kann und mittlerweile auch für die verschiedensten Sachen angefragt werde. Ich finde das auch ganz angenehm, denn es bringt Abwechslung in mein Arbeitsleben. Der Nachteil ist, dass mein Portfolio dadurch nicht so konsistent ist und potenzielle Neukunden manchmal Schwierigkeiten haben mich für einen bestimmten Stil im Hinterkopf zu behalten. Im Bereich Editorialillustration arbeite ich gern mit Bleistift und Schraffur und koloriere flächig digital. Privat zeichne ich gern mit Aquarell und Tusche. Es kommt aber auch oft vor, dass ich Vektorzeichnungen in Illustrator mache. Generell habe ich eine Schwäche für kräftige Farben und Negativraum. Ich liebe es, wenn Flächen und Formen nicht vollständig ausdefiniert sind, so dass der Betrachter gezwungen ist, Bilder in seinem Kopf zu vervollständigen.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Durch meine Zeit bei den G+J Wirtschaftsmedien kann ich gut mit Wirtschaftsthemen umgehen, die oftmals trocken und abstrakt daherkommen. Ich finde es aber wichtig, sich mit wirtschaftlichen Hintergründen zu beschäftigen um zu verstehen warum bestimmte Dinge bei uns so sind wie sie sind und wie man sie verändern könnte. Eine gute Infografik hilft, komplizierte Sachverhalte zu verstehen. Eine gute Illustration kann beim Leser Interesse wecken, sich mit dem zunächst trocken wirkenden Thema doch zu beschäftigen. Noch besser ist es, wenn sie es schafft, das Thema subtil und mit visuellen Mitteln zu kommentieren und so um eine inhaltliche Ebene zu erweitern. Mir liegen hier besonders Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz am Herzen, die ja zum Glück inzwischen in vielen Wirtschaftsbereichen zunehmend wichtiger werden – auch wenn hier oft noch deutlich mehr Luft nach oben ist.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich führe schon lange Skizzenbücher in denen ich Einfälle und Ideen sammele, oder Farbklänge festhalte um sie später einmal zu benutzen. Wenn ich die Zeit finde zeichne ich gern Landschaften und Häuser, weil ich es liebe Dinge genau anzuschauen. Manchmal schreibe ich Gesprächsfetzen auf, die ich mitgehört habe und die ich seltsam, bemerkenswert oder witzig fand. Das hilft mir, zu verstehen wie andere Leute denken und dass hilft mir wiederum mich bei der Arbeit oder der Ideenfindung in den Betrachter/Leser hineinzuversetzen. Ja und das ist wichtig für den Blickwinkel des Artdirektors, den ich einnehme, wenn eine Kundenanfrage kommt.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Jeder weiß, visuelle Bildsprache kann etwas vermitteln, was ansonsten nicht in Worte zu fassen ist. Dadurch können Dinge anschaulicher erklärt und Geschichten so erzählt werden, dass sich der Betrachter darin wiederfindet. Comics, Cartoons und Illustrationen können außerdem den Betrachter/Leser dazu anregen seine eigene Vorstellung in ein Bild zu projizieren indem er Bilder oder Geschichten in seinem Kopf vervollständigt oder ergänzt. Bei Comics ist es oft das was zwischen zwei Panels passiert. Bei Illustrationen ist es oft das was gerade nicht gezeigt, sondern nur durch Farbe und Form angedeutet wird. In meinen Augen funktioniert das bei Illustrationen und Comics besser als in anderen Medien wie Film oder Videospiel.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ich hatte viele schöne und schlimme Erlebnisse und es ist schwierig, da jetzt eins herauszupicken. Die Zeit als Inhouse-Illustrator der Financial Times Deutschland möchte ich nicht missen. Ich habe dort viele tolle Kollegen, Redakteure, Infografiker etc kennengelernt und habe zu vielen auch immer noch Kontakt. Durch die Arbeit in einer Tageszeitung habe ich den Umgang mit sehr knappen Deadlines gelernt – es ist ja erstaunlich, wieviel man in der allerletzten Stunde vor Abgabe noch schaffen kann. Ein schönes Erlebnis war die Arbeit auf dem Bundespresseball. Wir haben life an dem Abend die Zeitung produziert, die dann direkt gedruckt und um Mitternacht an die Gäste verteilt wurde. Sehr emotional war der Tag, als die Financial Times Deutschland eingestellt wurde. Ich bin am letzten Tag dafür in die Redaktion gefahren und habe mich an meinen alten Arbeitsplatz gesetzt um noch ein letztes Mal tagesaktuelle Illustrationen für die letzte Ausgabe zu zeichnen. Zu dem Zeitpunkt war ich aber schon selbständiger Illustrator. Mein Sprung in die Selbständigkeit hat sehr gut funktioniert. Mein ehemaliger Arbeitgeber war quasi mein erster großer Kunde, so dass ich im ersten Jahr der Selbständigkeit gleich in Vollzeit starten konnte. Das ist im Bereich Illustration nicht selbstverständlich. Natürlich hatte ich auch „Kundenanfragen aus der Hölle“ und habe besonders zu Anfang viel Arbeitszeit und Nachtschichten in zu schlecht bezahlte Aufträge gesteckt. Hier hat mir aber besonders die Mitgliedschaft in der Illustratoren Organisation geholfen über die ich viele gute Tipps bekommen habe und auch die nötige Erfahrung und innere Sicherheit solchen Aufträgen frühzeitig auszuweichen. Überhaupt finde ich das Miteinander unter Illustratoren immer sehr schön. Überall hilfsbereite und freundliche Menschen. Ich habe bei Illustratoren noch nie so ewtas wie Missgunst oder offenes Konkurrenzdenken erlebt. Seit einiger Zeit werde ich von Kombinatrotweiss vertreten. Über die Agentur habe ich auch einige neue und tolle Kollegen kennengelernt. Seit einem Jahr bin ich Lehrbeauftragter an der HAW in Hamburg – lustigerweise für Typografie. Aber da ich sowieso immer interdiszipliär zwischen Editorialdesign und Illustration unterwegs war macht das sogar Sinn. Die Arbeit mit den Studis macht mir viel Spaß, manchmal bin ich mir nicht so sicher wer eigentlich von wem was lernt :-)) Ansonsten genieße ich es, wenn ich genug Zeit habe um etwas auszuarbeiten, dabei Musik hören kann und das Bild dabei immer besser und schließlich fertig wird: Ein Gefühl dass manche vielleicht als „Flow“ bezeichnen. Das ist nicht gerade der kreativste Teil der Arbeit aber ein sehr angenehmer.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass ich nicht weiß, wie ich diesen Satz vervollständigen soll, da es eigentlich eine Menge Dinge gibt, die mir nicht egal sind. Die meisten davon sind aber sehr privat oder haben nur am Rand etwas mit Illustration zu tun. Mir ist nicht egal, dass meine Kinder wahrscheinlich einen Planeten von uns übernehmen, der kaputter ist als der den wir hatten als ich noch ein Kind war. Und dass es so schwer ist das abzuwenden, weil wir Menschen komplizierten Zusammenhängen mit einfachen Lösungen begegnen wollen.

Instagram: @malteknaack
Website: www.malteknaack.com
Behance: @malteknaack
Facebook: @MalteKnaackIllustration


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