KIRSTEN ROTHBART

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Kirsten Rothbart.

Kirsten Rothbart wurde 1988 in Wolgast an der Ostsee geboren und lebt in Berlin.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ohne das jetzt zu hochtrabend formulieren zu wollen,habe ich, wie vermutlich viele andere Zeichner auch, aus einem Impuls heraus angefangen Dinge visuell erzählen zu wollen. Ich war als Kind wahnsinnig fasziniert von Cartoons und dem Look von Comics. Da ich aber schon als Kleinkind sehr viel „gemalt“ habe würde ich auch einfach sagen, dass ich aus tiefstem Herzen gerne zeichne. Es hat mir einfach schon immer unheimlich viel Spaß gemacht. Und es ist nach wie vor eine der wenigen Beschäftigungen, die mich enorm stark fesseln und mich weiterhin antreiben und bei Laune halten.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Solide Portraits. Grundlegend möchte ich „Eyecandy“ produzieren, welches sich aber auch durch eine gewisse emotionale Metaebene auf ein höheres Level hebt und mehr als ein buntes, schönes Bild ist. Ich denke meine Art Gesichter und Figuren zu zeichnen ist sehr eigen. Alles wirkt in sich stimmig und wie aus einem Guss – zumindest ist das mein Anspruch oder mein Bestreben.Mein Stil verkörpert einfach eine Realität, die visuell durch meinen persönlichen Filter und meinen stark stilisierten Ausdruck wiedergegeben wird. Er ist sehr comichaft, dynamisch und vor allem farbenfroh.Das prägnanteste Merkmal ist in meinen Illustrationen ist aber mittlerweile wohl die Dichte an Details, in denen die Figuren teils versinken. Über die Jahre habe ich immer mehr Freude daran, alles, was sie umgibt selber zu kreieren und damit die Aussage der Illustration zu verstärken. Es wird so gut wie nie wieder erkennbare Marken und Produkte in meinen Arbeiten geben. Das widerstrebt meinem universellen Schaffensdrang. Ich möchte einfach, dass alles wie aus einer anderen, aber wohlbekannten Realität wirkt.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

In erster Linie möchte ich natürlich meine eigene Sicht auf die Welt und alles, was mich umgibt und bewegt, wiedergeben. Dabei behalte ich aber immer eine eher beobachtende und passive Haltung. Ich bin ein relativ realistischer und nüchterner Mensch. Und dies spiegeln auch meine Arbeiten wieder. Es geht oft um Menschen, die in einem bestimmten Status Quo ihres Lebens gezeigt werden. Häufig auch Menschen, die etwas desillusioniert oder resigniert in ihren Schlafzimmern oder ähnlichem alleine sind. Man könnte meinen ich zeige einfach gerne fiktive „Verlierer“, die entweder nicht weit davon entfernt sind, die Hoffnung ein für alle Mal aufzugeben oder aber voller Stolz und mit Würde ihre Lage meistern. Dabei ist mir immer wichtig genug Raum für Vermutungen zu lassen. Es ist dem Betrachter überlassen eine eigene Geschichte in die jeweilige Situation zu denken. Kurz gesagt geht es meistens um ungünstige Lebensumstände, das Warten auf das große Glück, aber natürlich auch Zwischenmenschliches wie Liebe oder Verlust. Ein weiterer Punkt ist, dass es immer unbestimmte, meist weibliche, Personen sind. Ich habe kaum Interesse daran bekannte Menschen zu zeichnen. Ich denke alltägliche Menschen und Ereignisse verdienen meine Aufmerksamkeit. Ich mache aber auch gerne mal „humorige“ Illustrationen. Was wäre das Leben ohne ein Lachen?

Wie suchst du dir Inspiration?

Thematisch kommt natürlich sehr viel aus persönlichen Erfahrungen. Oder daher, wie ich mir eine Situation vorstelle. Abgesehen davon nutze ich, sowie wohl jeder mittlerweile, auch Social Media um mich von meiner Peergroup inspirieren zu lassen. Thematisch wie auch stilistisch. Ich versuche einfach die Augen aufzuhalten und so gut es geht andere Illustrationen, Texte, Filme, Comics, Fotografien, etc. auf mich wirken zu lassen. 

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Aus meiner Sicht ist die große Stärke in allen genannten Bereichen, dass egal welchen Stil man pflegt und/ oder wie vereinfacht oder detailgetreu man arbeitet, jeder Zeichner in der Lage ist, einen Inhalt auf seine Weise zu erzählen, ohne sich an irgendeine Regel halten zu müssen. Denn als Illustrator, Cartoonist oder Comiczeichner ist man (wie auch als Autor usw.) der Gott des eigenen Universums. Und somit hat jeder die Möglichkeit die Parameter dieses Universums selber zu definieren. Ein Kreis, zwei Punkte und eine Linie werden immer ein Lächeln suggerieren – völlig ungeachtet dessen, dass kein Gesicht so aussieht. Der Betrachter aber akzeptiert die Realität dieser Welt. Und somit entfallen alle Grenzen der objektiven Wirklichkeit und des Logischen. Somit können Illustrationen und Comics einfach eine expressive Wirklichkeit schaffen, die in sich geschlossen ist, weil sie losgelöst von der natürlichen Wahrnehmung verstanden wird.Ergo, wenn jeder in deiner Welt nur vier Finger hat, dann ist das eben so. 

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ich denke das schönste Erlebnis für mich ist kein besonderer, großer bestimmter Moment oder Meilenstein. (Ich bin natürlich trotzdem für alles, was ich bislang schaffen konnte dankbar!) Da ich aber auch viel Energie und Zeit dafür aufwenden muss über die Runden zu kommen, vergesse ich manchmal, dass das allerschönste Erlebnis ist, an meinem Tisch zu sitzen, es mir gemütlich zu machen und etwas zu tun, dass mich wirklich vollends erfüllt. Etwas besonders schlimmes fällt mir gerade nicht ein. 

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass das jemand liest :)

Für dieses Projekt möchte ich gern Werbung machen:

Ein Projekt, das ich hier pushen möchte ist, die Radiosendung „Schallplattenkarate“, die ich zusammen mit zwei Plattensammlern einmal im Monat produziere. Es ist ein Nebenprojekt, dass mir erlaubt, meine Leidenschaft für Musik auszuleben. Krude Deepcuts und das beste Radiotrio hört ihr einmal im Monat auf piradio.de oder im Mixcloudarchiv. Input -> Output. Und: Ich habe gerade kein aktuelles Selbstportrait. Aber hier ist eine Zeichnung meiner Eltern, etwa in meinem Alter jetzt. Stellt euch einfach eine Mischung daraus vor.

Tumblr: kirstenrothbart.tumblr.com
Instagram: @kirstenrothbart
Behance: @KirstenRothbart


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