JULIA PLATH

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Julia Plath.

Julia Plath wurde 1993 geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Wie die meisten Kinder habe ich viel gezeichnet, dabei handelte es sich größtenteils um Auszüge von allem wovon ich begeistert war. Dramatische Pferderennen, Märchengeschichten von Fantasietieren und Meerjungfrauen oder schlicht Szenen aus Harry Potter. Es folgte eine intensive Pferdephase und ich fing an zu versuchen möglichst realistisch zu zeichnen. Das führte nach der Pferdephase zu hyperrealistischen Portraitzeichnungen. Für mich war das eher meditativ und hat mich begeistert, weil ich Spaß daran hatte technisch besser zu werden. Erst im Studium habe ich mich mit „richtiger“ Illustration beschäftigt.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Als einen Versuch Hyperrealismus und Hyperrealität zu vereinen. Als traumhaft melancholisch-atmosphärische Szenen. Als nostalgisch reflektierte Ästhetik. Erhaben bis albern. Ich versuche oft die Realität etwas zu biegen und interessiere mich besonders für Menschen und Gesichter, genauso wie Szenen und Momente. Den Einblick in einen Moment zu gewähren und ihn unterschiedlich zu beleuchten.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Verschiedene Realitäten, genauso wie das sich Entfernen von der Realität. Reflektion, das sich selbst nicht mehr erkennen. Spiegelung, Dopplung, das Versteckte, Weiblichkeit, das Suchen, die Reise.

Wie suchst du dir Inspiration?

Meine Hauptinspiration ist Kinematographie. Wann immer ich Bildinspiration suche, schaue ich einen der vielen vielen Filme auf meiner Liste und bin danach eigentlich immer visuell wie inhaltlich einen Schritt weiter.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Erstens ist ein großes Plus natürlich die Kontrolle des Künstlers. Ein Zeichner kann alles kontrollieren, von Farbe und Stil zu Bildausschnitt und Detail usw. Im Comic oder der Animation auch Zeit und Geschwindigkeit. Damit kann die Wahrnehmung des Betrachters auf eine Weise gelenkt werden, wie andere Medien es nicht vermögen. Zweitens kann ein Bild sehr subtil sein. Durch Bildsprache können vieles an Eindruck, Atmosphäre oder Aussagen vermittelt werden, ohne Worte zu benutzen oder überhaupt bewusst wahrgenommen zu werden. Das ist für kommerzielle Illustration und Animation natürlich ein großer Vorteil. Drittens ist die einzigartige Sichtweise des Künstlers einfach unglaublich interessant. Wie unterschiedlich wir alle ästhetisch beeinflußt sind und was für unterschiedliche Präferenzen wir haben. Ich finde es gerade heutzutage sehr wichtig sich damit auseinanderzusetzen, da Bilder auf uns alle, Künstler oder nicht, einen unglaublich großen Einfluss auf uns haben. Und Viertens würde ich sagen, dass die Möglichkeit die Realität visuell zu verzerren, zu formen, zu übertreiben, zu verbessern, zu abstrahieren, einzigartig ist.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ich fange mal mit dem Schlimmsten an. Als ich angefangen habe zu studieren habe ich mich sehr viel mit anderen Illustratoren verglichen und war konstant eingeschüchtert. Jede Frage nach dem Skizzenbuch war wie eine psychische Folter. Ich war am Anfang noch sehr unsicher in der Illustration und habe mich konstant so gefühlt, als wäre ich als Mensch weniger wert, weil ich noch nicht so weit war wie die anderen. Und ein paar Leute haben das, vielleicht auch unbewußt, auch so vermittelt und mit einem sehr herablassend geredet. Ich bin in der Zeit sehr viel besser geworden, aber ehrlich gesagt, ich weiß nicht ob das auf diese Erfahrung zurückzuführen ist. Das beste Erlebnis ist eigentlich jedes Mal, wenn sich jemand mit meiner Illustration ehrlich beschäftigt. Wenn jemand wirklich hinschaut und in meiner Illustration etwas sieht, dass die Person begeistert. Ganz egal ob ich das so beabsichtigt habe oder nicht. In meine Illustration fließt sehr viel Theorie und Persönliches ein, es handelt sich nicht nur um hübsche Bilder. Ich freue mich, wenn jemand das zu schätzen weiß.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist es nicht egal, dass man oft nicht darüber nachdenkt was für Auswirkungen unsere Aussagen und Handlungen auf andere haben.

Für dieses Projekt würde ich gerne Werbung machen:

Dazu gibt es leider noch keinen Link, aber ich und Lena Winkel haben ein Zine Projekt gestartet mit dem Titel “Phasen“. Es haben 30 Illustratorinnen, Comiczeichnerinnen und Autor*innen daran mitgewirkt. Bald wird es in den Druck gehen und auf Comicfestivals verkauft werden. Updates dazu wird es auf meinem und Lenas Instagram geben: @juliasophieplath und @winkelmitdemzaunpfahl

Website: juliaplath.com
Instagram: @juliasophieplath

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