HOLLE HOFFMANN

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Holle Hoffmann.

Holle Hoffmann wurde 1985 geboren und wohnt in Saarbrücken.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Das war immer schon ganz automatisch mein Instrument, um mit den Händen zu verarbeiten, was ich erlebe; es ist eine für mich wichtige Form, am Leben teilzunehmen und nicht nur zuzuschauen. Gearbeitet habe ich dann aber als Architektin, gezeichnet nur für mich. In den letzten Jahren habe ich wieder viel mehr gezeichnet, weil ich gemerkt habe, dass ich das brauche, um richtig mit mir selbst übereinzustimmen. Daher mache ich das jetzt hauptberuflich.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Das allerwichtigste war bei mir immer die Linie. Als Kind habe ich fast nur mit Bleistift gezeichnet. Erst in letzter Zeit interessiere ich mich auch sehr für die Fläche, das Licht und besonders für Farbkombinationen. Gerade ist mein Stil offen für alles, was ich Lust habe zu machen, und das kommt mir total wohltuend vor. Manchmal beschränke ich mich eine Zeit lang z. B. auf Tuschefineliner oder Farbstift, dann hilft mir das auch wieder, herauszufinden, was ich eigentlich in der Zeichnung erkunden will.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Beim Zeichnen interessieren mich u. a. zufällige Anordnungen von Gegenständen, die auf den ersten Blick unübersichtlich sind, wie z. B. Essensreste oder Unordnung. Da muss man genau hinschauen und zeichnen, was man sieht, weil man davon keinen klaren Begriff hat, dem man folgen könnte. Portraits, Gesten, Körperhaltungen sind wichtiger Bestandteil vieler meiner Bilder. Unabhängig vom Zeichnen beschäftigen mich Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Konsumkritik, Erneuerung der Arbeitswelt und Gendersoziologie viel. In meine Arbeit fließen die natürlich auch ein. Ich würde gerne im Rahmen von z. B. Editorial- oder Buchillustrationen noch mehr zu solchen Themen arbeiten.

Wie suchst du dir Inspiration?

Unbedingt in der Außenwelt. Am besten richtig draußen oder an einem ungewohnten Ort, es kann aber auch in der Wohnung sein, ich versuche dabei, offen für sämtliche Eindrücke zu sein. Ich schaue mir irgendetwas an, befasse mich damit, fast egal was. Oft schaue ich mir z. B. Fotos an oder gehe durch eine Straße. Meistens bleiben irgendwelche Bilder von selbst hängen. Es braucht ein bisschen Übung, um zu bemerken, welche das sind. Arbeiten von anderen Zeichnern und Malern anzuschauen gibt mir oft Hinweise darauf, welche Aspekte mich bei einem Bild besonders interessieren.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Eine Illustration kann auf einen Blick etwas vermitteln, Sachverhalte oder auch etwas Vages, eine Stimmung. Und man muss nicht lesen oder eine bestimmte Sprache können.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Das schönste Erlebnis als Zeichnerin finde ich, wenn die Zeichnung sich verselbstständigt und dem, was man sich dazu gedacht hat oder was man technisch gerade umsetzt, wie von selbst etwas hinzufügt, ohne dass man genau sagen könnte, was. Es ist auch schön, das Zeichnen als Sprache zur Verfügung zu haben, etwas ausdrücken, etwas damit machen zu können.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass die Arbeitswelt so gestrickt ist, dass junge Familien es wirklich schwer haben, alles unter einen Hut zu kriegen. Ich fände es gut, wenn da weniger Druck drinstecken würde, den Anschluss an den Beruf nicht zu verlieren, für beide Elternteile, um die Zeit, wenn die Kinder klein sind, nicht zu so einer Stresszeit ausarten zu lassen.

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Für das Projekt „Ausflüge auf Papier“, an dem ich zusammen mit Moritz Klein, der Texte zu meinen Zeichnungen schreibt, gerade arbeite. Auf www.sodafestival.de wurde ein Teil der Arbeiten veröffentlicht.

Website: www.hollehoffmann.de
Instagram: @hollehoffmann_illustration

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