FEREH

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Fereh.

Fereh lebt und arbeitet in Hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Als kleines Mädchen habe ich mich bei Regen in Pfützen geträumt und in Wolken faszinierende Wesen gesehen. Das hat sich dann auf alle möglichen Flecken und Spuren ausgeweitet und schließlich habe ich versucht, diese eigenen Charaktere und Welten auf Papier festzuhalten. Dank einer älteren Dame aus meiner Nachbarschaft lernte ich, daraus ungewöhnliche Geschichten zu erfinden. Um den Nachbarn eine Freude zu machen, erstellten mein Bruder und ich in der Grundschulzeit eine Wochen“zeitung“. Ich war dabei für den Comic und die Illustrationen zuständig, sowie für die kleineren Artikel. Parallel habe ich mich aber immer schon sehr für Gesang, Tanz und Klavier interessiert und habe deshalb eine ganze Weile das Zeichnen aus den Augen verloren. Erst durch meine Ausbildung zur Buchhändlerin wurde mir klar, dass ich wieder zeichnen und schreiben muss und habe mich deshalb für ein Illustrationsstudium entschieden.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Wie meine Zeichnungen stilistisch aussehen, hängt immer stark davon ab, über welches Thema und für welche Zielgruppe ich zeichne, sowie von der jeweiligen Bildidee. Ich verwende häufig feine, zarte Striche, weil sie besser zu meiner Phantasiewelt und wahrscheinlich auch zu mir passen und es finden sich häufig surreale Bildideen und ein subtiler Humor in meinen Arbeiten wieder. Auch mag ich es sehr, Bilder zu erschaffen, die eigenständige Geschichten erzählen. Andere bezeichnen meine Bilder oft als poetisch. Ich liebe es, filigrane Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu erstellen; für farbige Bilder greife ich häufig zu Türkis, Sonnengelb, Weinrot, Indigo und einem schönen Saftgrün.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich möchte gern mit meiner Arbeit dazu beitragen, Menschen darin zu bestärken, den Mut zu finden, sie selbst zu sein, weil Diversität das ist, was unsere Welt eigentlich erst hübsch und liebenswert sein lässt. Ich setze mich viel mit standardisierten gesellschaftlichen Rollenerwartungen und Vorurteilen auseinander. Mir sind Werte wie Empathie, Toleranz, Respekt, Loyalität und Ehrlichkeit wichtig und ich bin definitiv Fan von optimistischen Denkweisen. Zudem macht es mir Spaß, Zauberhaftes im Alltäglichen zu entdecken und auf Papier festzuhalten.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich versuche, möglichst offen und unvoreingenommen durch die Welt zu gehen und dies und das wie ein Schwamm aufzusaugen. Inspirierend kann alles Mögliche sein, was dabei auf mich zukommt. Musik, Geräusche allgemein, Medien, Beobachtungen aus dem Alltag, kleine, nette Begegnungen mit besonderen Menschen, Gespräche, Kuriositäten, die Natur und nach wie vor Flecken oder Formen, die durch das Spiel von Licht und Schatten entstehen.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Mit Illustrationen kann man unvermittelt und direkt erzählen, was es gibt, was aber kaum einer wahrnimmt oder vielleicht auch gar nicht sehen kann, weil es um Gefühls- oder Phantasiewelten geht. Man kann diesen so eine „Stimme“ geben und andere Sinnesebenen verbildlichen, um sie begreifbarer zu machen. Man kann bewusst interessante Komponenten aus Texten ziehen und diese weiterspinnen und beispielsweise so Artikeln in einem Magazin oder einer Zeitung einen gleichberechtigten Mehrwert hinzufügen. Eine gute Illustration ist ein Eyecatcher, der neugierig macht, bewegt oder auch zuweilen provoziert.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Toll ist es, wenn mir andere mitteilen, wie sehr sie meine Arbeit berührt. Dann empfinde ich mich als sehr reich. Für mich ist dieses Gefühl vergleichbar mit dem unverkennbaren „Hmmm“ und diesem speziellen Lächeln im Gesicht meiner Gäste, wenn ich es geschafft habe, sie gut zu bekochen. Ich liebe es, zur positiven Stimmung anderer Menschen beizutragen. Schlimm hingegen finde ich die Tage des „trotzigen Strichs“, an denen ich mich nicht einmal in der Lage fühle, eine Kartoffel zu zeichnen. Zum Glück sind diese Tage selten. Sobald aber ein solcher Tag auf mich zukommt, nutze ich ihn möglichst positiv, indem ich mir selbst bewusst etwas gönne, wie beispielsweise eine heiße Schokolade mit Chili, ein tolles Hörbuch und ein besonders leckeres Essen.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, wenn Menschen sich selbst, andere oder unseren Planeten wenig wertschätzen. Und mir ist nicht egal, dass neue Strumpfhosen so oft beim ersten Mal Tragen beschließen, an der Stelle meines linken großen Zehs ein Loch zu bekommen : )

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Typisch für mich ist es, nie nur an einem Projekt zu arbeiten. Daher gäbe es mehrere. Wer Lust hat, kann sich darüber auf meiner Instagramseite @fereh_illu informieren. Dort stelle ich die meisten Projekte vor, sobald sie dingfest sind.

Website: www.fereh.de (PDF-Portfolio)
Behance: www.behance.net/fereh
Instagram: @fereh_illu

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