ANNE WENKEL

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Anne Wenkel

Anne Wenkel wurde 1983 in Berlin (Pankow) geboren und lebt mit Mann und Kindern immer noch in Berlin (war zwischendurch aber auch mal weg).

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Bei der Frage erzähle ich meistens, dass ich keinen zum Spielen hatte und dann meine Spielfreunde gezeichnet hab. Das ist natürlich übertrieben. Über eine mangelnde Clique konnte sich mein Ich in der Vergangenheit glaube nie beschweren. Aber auf jeden Fall fand ich Zeichnen, Malen und basteln aller Art schon immer toll. Auf Familienfesten saß ich mit meinem Malzeug in der Ecke und konnte mich selbst beschäftigen. Meine Eltern konnten mit mir sogar in stundenlange Opern gehen – ich habe einfach das Bühnenbild nachgemalt. Da beneide ich meine Eltern heute drum, meine Jungs sind da nicht so einfach in der Handhabung. Das mit dem permanenten Zeichnen hat sich in der Schulzeit einfach fortgesetzt und mir so einige langweilige Unterrichts-Stunden versüßt. Da gab es einige lustige Mini-Comics über die Lehrer oder Mitschüler, die mit meinem Banknachbarn (und heutigem Kollegen) entstanden sind. Ein künstlerisches Studium und späterer Beruf war dann eine logische Folge. Ich habe eigentlich nie irgend eine andere Tätigkeit ernsthaft in Erwägung gezogen. Es ist immer noch so, dass ich mich nie langweilen muss. Stifttasche und Skizzenblock habe ich immer dabei. Daher stört es mich auch nicht wenn mein Handy Akku alle ist, die Bahn nicht kommt oder das Wartezimmer voll ist. Darüber freue ich mich manchmal richtig, weil ich dann Zeit habe etwas zu skizzieren, Ideen aufzuschreiben und auszuprobieren.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Das ist ja immer sehr schwer aus der Innenschau über sich selbst zu sprechen. Ich frage mich manchmal ob ich nicht ganz schön viele verschiedene Sachen mache und das total wild durcheinander geht mit dem Stil – zum Glück wird von meiner Außenwelt das Gegenteil gespiegelt. Also glaube ich meiner Außenwelt mal und behaupte folgendes: Mein Stil ist kräftig, lebendig, handgemacht und kontrastreich. Eher kantig als weich. Und eher wild als sanft. Manchmal düster, manchmal witzig. Meistens analog, unperfekt und rauh aber auch mal sehr bunt und lebensfroh. Authenthisch wäre noch so ein abgedroschenes Wort, was ich gern für mich in Beschlag nehmen würde an dieser Stelle.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder Phasen gehabt, in denen mich ein Thema besonders interessiert hat und ich mich diesem dann ganz widmete. Im Rahmen meines ersten Buches („Im Schatten des Baobab“, Jaja Verlag) war das zum Beispiel afrikanisches Kunsthandwerk und allgemeine Kunst und Formensprache von Naturvölkern weltweit. Das hat meinen Stil damals (2010) total geprägt. Durch die Beschäftigung mit meinem letzten Buch („Taco Tales – Recipe stories from Mexico“, Gingko press) bin ich ganz in die farbenfrohe mexikanische Bilderwelt eingestiegen und mache immernoch viel mit Scherenschnitt und Papiercollagen. Ich habe oft Lust auf neue Techniken und Themen und mische das dann mit Erfahrungen aus meiner gestalterischen Vergangenheit. Seitdem ich Mutter bin, spielen familiäre Themen auch eine wichtige Rolle, sind aber bisher noch nicht in einem Projekt umgesetzt worden. Vielleicht kommt das als nächstes…

Wie suchst du dir Inspiration?

Meistens suche ich Inspiration gar nicht, sondern sie kommt mir aus irgendeiner Ecke zugeflogen. Das können Inspirationsquellen ganz unterschiedlicher Art sein: Musik, Menschen auf der Straße, ein Buch, ein Film, das Meer, Tiere im Park, meine Kinder… Wenn ich aber mal eine Phase habe in der gar nichts geht, mir nichts einfällt und der Kopf total leer ist, dann hilft es mir ganz aus dem Arbeitsumfeld zu verschwinden. Ein Spaziergang im Wald oder ein Besuch im ägyptischen Museum bringt mir in der Regel mehr als die Recherche im Internet.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Ich kann hauptsächlich für die Illustration sprechen – ich denke Illustration hat die Möglichkeit die Fantasie zu beflügeln, Geschichten zusammen mit dem geschriebenen Wort vielschichtig erfahrbar zu machen. Illustration kann dem Betrachter einen Anstoß geben damit dieser dann eine ganz eigene Bilderwelt im Kopf entstehen lässt. Illustration bildet nicht nur ab sondern dichtet dazu und kann die Welt neu denken und unmögliches möglich machen, die Gravitation vernachlässigen und eigentlich alles mach was sie will. Das mag ich so am illustrieren – das ich alles so zeigen, malen, basteln und bauen kann, wie ich will.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Es ist immer schön Menschen mit Zeichnen zu begeistern. Wenn ich (leider viel zu selten) draußen bin und Straßenszenen in mein Skizzenbuch zeichne, erfreut das sehr oft Passanten und Umsitzende. Menschen sind begeistert vom Zeichnen, trauen sich aber leider oft selbst nicht, weil sie sich von Vorgaben und Vorstellungen eingeengt fühlen und denken sie können es nicht. Schlimm finde ich, wenn ich als Dienstleisterin in meiner künstlerischen Tätigkeit nicht respektiert werde. Also wenn der Auftraggeber in mir einen ausführenden Handwerker sieht, der alles nach seinen Vorstellungen umsetzt, ohne eigenen Willen. Bei der Illustration sind die Grenzen zwischen Kunst und Dienstleistung ja sehr fließend. Da ist es wichtig den eigenen Standpunkt als Illustrator*in deutlich zu machen und das Feld gut abzustecken. So unangenehme Arten der Zusammenarbeit kommen aber zum Glück sehr selten vor.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist es nicht egal, dass wir den Planeten als Schrotthaufen für unsere Kinder hinterlassen.

Für dieses Projekt von mir möchte ich gerne Werbung machen:

So kurz vor Weihnachten mache ich natürlich gern Werbung für meinen Artshop shop.annewenkel.com. Es gibt zum Beispiel schöne FineArt Prints von meinen Originalen, aber auch einige wenige echte Originale (zum Beispiel Papercuts aus meinem mexikanischen Kochbuch).

Website: http://www.annewenkel.com/
Instagram: @wenkelswelt
Facebook: @annewenkel

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