SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Andrea Ziegler
Andrea Ziegler wurde im Südosten Deutschlands geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Wann und warum ich angefangen habe zu zeichnen, weiß ich eigentlich nicht mehr – wahrscheinlich als Kind. „Bewusst“ gezeichnet habe ich dann sehr viel ab ca. 13, 14 Jahren, es aber dann wieder einige Zeit nicht gemacht. Statt mit Stift mit Nähmaschine zu zeichnen, habe ich ab ca. 2009 angefangen. Ich glaub einfach, weil ich mal die Nähmaschine auf meinem Schreibtisch stehen hatte – eine Art Zufall sozusagen. Aber seitdem will – oder besser: kann ich nicht mehr darauf verzichten. Seitdem skizziere ich nur noch mit Stift. Den Rest sticke ich maschinell oder per Hand.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Das Nähen mit der Maschine ermöglicht durch Ober- und Unterfaden zwei Seiten. Manchmal arbeite ich bewusst beide Seiten heraus, manchmal lasse ich die „Rückseite“ einfach geschehen. Es ist ein sehr subjektiver Stil, und ich mag, dass es manchmal „Unfälle“ gibt. Oder dass sich vor allem Gesichter oft zu etwas Groteskem formen.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Vor allem interessieren mich gesellschaftliche Themen, aber auch alles was Medizin betrifft. Manchmal mischt sich beides, z.B. habe ich einmal eine Arbeit zum Thema ‚Plastische Chirurgie‘ gemacht. Ich bin ansonsten sehr politisch interessiert und denke, das fließt auch in meine Arbeit mit ein – zumindest im Hintergrund
Wie suchst du dir Inspiration?
Inspiration finde ich wie Viele hauptsächlich im Internet z.B. bei Instagram. Allerdings gehe ich seit einigen Jahren vermehrt bewusst in viele Ausstellungen. Irgendwie macht es für mich schon einen Unterschied, Sachen ‚in echt‘ zu sehen… Aber häufig kommen Ideen auch durch nicht-visuelle Eindrücke. Manchmal ist es auch ein gesellschaftlicher Umstand oder eine zwischenmenschliche Beziehung, die mich umtreibt. Die Bilder kommen dann erst nach und nach, zumindest bei meinen freien Arbeiten.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie können sprachlos sein, also jeder kann sie im Idealfall verstehen – egal ob sie/er die Sprache spricht oder lesen kann.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Vor ungefähr einem Jahr äußerte eine Frau bei einer Ausstellungvehement ihr Missfallen an meinen Arbeiten und fragte mich mehrmals, was „das denn bitte soll“ – verbunden mit der Bitte, ich sollte „das wirklich für immer unterlassen“. Das war auf jeden Fall ein groteskes Erlebnis, wirklich getroffen hat es mich nicht.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass sich das gesellschaftliche Klima verändert, zumindest nach meinem subjektiven Empfinden. Aber dieses subjektive Empfinden scheinen viele Leute auch zu haben – man sieht, wie es sich nicht nur in Wahlen widerspiegelt. Selbst versuche ich ‚dagegen‘ zu arbeiten, indem ich mich politisch engagiere und ehrenamtlich in einer Gedenkstättearbeite. Aber ich denke, man kann auch einfach im direkten Umgang mit Menschen zumindest immer versuchen, freundlicher und respektvoller zu sein. Das ändert vielleicht auch schon etwas…
Für dieses Projekt von mir möchte ich gerne Werbung machen:
Da zwei Projekte erst in den kommenden Monaten veröffentlicht werden, möchte ich vielleicht für das Tragen eines Organspendeausweises ‚werben‘bzw. die Entscheidung ‚für‘ oder ‚dagegen‘. Ich habe mich in letzter Zeit viel mit dem Thema beschäftigt und denke, dass jeder zumindest fünf Minuten aufbringen kann, diese Entscheidung zu treffen und diesen Ausweis auszufüllen – egal wie sie/er sich entscheidet.
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