VERENA KERN

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Verena Kern.

Verena Kern wurde 1990 geboren und lebt und arbeitet in Kassel.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Wie die meisten Menschen habe ich schon als Kleinkind gerne vor mich hingekritzelt, und einfach bis heute nie damit aufgehört. Mir hat das Zeichnen einfach schon immer viel Freude bereitet, es ist eine Tätigkeit, bei der ich ganz ruhig werde und alles um mich herum vergessen kann. Außerdem ist es so faszinierend, was aus einem Stift und einem Blatt Papier alles entstehen kann.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Die Frage nach dem Stil ist ohnehin schon eine ganz knifflige, denn oft denke ich, ich hätte diesen heiligen Gral, den so viele Zeichner*innen anstreben – diesen einen, persönlichen Stil – nie gefunden. Aber vielleicht ist das mein Stil: er ist vielfältig, wandelbar und anpassungsfähig. Auf jedenfall ist er eines (bisher noch) nicht: Ordentlich oder clean. Ich mag es, wenn die Zeichnung Freiraum für verschiedenste Interpretationen öffnet und mache mir machmal einen Spaß daraus, Dinge zu zeichnen, von denen ich selbst nicht genau weiß, was sie darstellen. Seltsame Wesen, Pflanzen oder Objekte.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich widme mich gerne den kleinen, unscheinbareren Momenten oder beschäftige mich mit mir bisher unbekannten Dingen oder Orten. So war meine Abschlussarbeit an der Kunsthochschule beispielsweise ein Comic, der in einem Altenheim spielt und dessen Protagonistin eine Altenheimbewohnerin ist. Mir war aufgefallen, dass das Altenheim ein Ort ist, der sich unmittelbar in meiner Nähe befindet, aber mit dem ich in meinem Alltag keine Berührungspunkte habe. Daher wollte ich einen Einblick in das Leben der Bewohner*innen bekommen, und Geschichten von Menschen nach Außen tragen, die es selbst nicht (mehr) können. Mich fasziniert und begeistert außerdem alles phantastische, und ich zeichne viel lieber Tiere als Menschen. Das Zusammenspiel von Mensch, Tier und Natur ist etwas, was mich nicht loslässt.

Wie suchst du dir Inspiration?

Mich bereichern und motivieren Gespräche und der Austausch mit Freund*innen und anderen Künstler*innen. Am inspiriertesten habe ich mich bisher immer unterwegs und auf Reisen gefühlt. Vermutlich, weil ich, wenn ich aus meinem Alltag gehoben werde, auch viel aufmerksamer für meine Umgebung merke. Inspiration ist ja immer und ständig um uns herum, und ich mag es, die scheinbar banalsten Dinge genauer zu betrachten. Inspiration kann für mich auch von Innen kommen, wenn ich in meinen Erinnerungen krame oder mich traue, persönliche Probleme näher zu beleuchte.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Ich mag an Bildern, dass sie so unmittelbar sind, und dass sie so viele Dinge auf einmal transportieren können. Auch wenn im Comic Text beigefügt ist (was nicht immer der Fall ist), kann das Bild dem Ganzen noch viele weitere Ebenen hinzufügen. Als Zeichnende gefällt es mir, dass ich erzählen kann, ohne alles direkt ins Sagbare übertragen zu müssen, ich mag es ja, wenn Dinge nicht eindeutig zu interpretieren sind. Zwischen Comics, Literatur und Film gibt es viele Überschneidungen, was die Erzähltechniken und -möglichkeiten angehen. Das Besondere am Comic ist, dass das Erzählte einerseits im Nacheinander geschieht (wenn die einzelnen Panels Seite für Seite gelesen werden), als auch in der Gleichzeitigkeit (der/die Leser*in sieht die gesamte Doppelseite auf einmal).

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ein sehr schönes Erlebnis hatte ich, als ich in Freiburg auf dem Augustinerplatz saß und so vor mich her zeichnete. Da sprach mich plötzlich jemand an, der ein Blick in mein Skizzenbuch geworfen hatte. Da ihm meine Zeichnungen gefielen, fragte er mich, ob ich ihm ein Bild von seinem Haus erstellen könnte. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass bei solchen Anfragen davon ausgegangen wird, dass Zeichnungen kein oder sehr wenig Geld kosten. In diesem Fall aber einigten wir uns auf einen angemessenen Preis. Natürlich habe ich mich über den unverhofften Verdienst gefreut, aber am glücklichsten hat mich gemacht, dass ich jemanden direkt eine Freude mit meiner Zeichnung machen konnte und dass derjenige meine Arbeit wertgeschätzt hat.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass überall und ständig Wertung und Konkurrenz stattfindet, auch in der Kunst, dass so oft Dinge nur einen Wert zu haben scheinen, wenn sie finanziellen Erfolg bedeuten. Ich nehme mich selbst von dieser Denkart nicht aus und frage mich in letzter Zeit öfter, ob und wie ich mich von äußerem Erfolg in meinem Verständnis als Künstlerin abhängig machen möchte.

Website: verena-kern.de
Instagram: @verkernt

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