SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Silvia Berheide
Silvia Berheide wurde 1994 geboren und lebt in Münster.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich im Kindergarten eine Betreuerin hatte, die wahnsinnig gut zeichnen konnte. Das wollte ich damals unbedingt auch können. Richtig angefangen hat es aber erst in der Schulzeit. Meine Freundinnen und ich haben damals ganze Skizzenbücher mit eigenen Comics gefüllt und diese dann untereinander ausgetauscht und gelesen. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir das Erfinden und Zeichnen von Charakteren und Geschichten macht.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich mag es, mit verschiedenen Werkzeugen zu arbeiten und immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Mal malerisch, mal zeichnerisch. Im Moment arbeite ich am liebsten mit Aquarell und Buntstiften und benutze gerne warme Farbpaletten und Erdtöne. Das Ergebnis ist dann ein eher feiner, oder wie eine Freundin von mir es formuliert hat „beschaulicher“ Stil, also dass meine Illustrationen eine Art Wohlgefühl und Ruhe ausstrahlen. Ich denke, das trifft es ganz gut.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Am liebsten zeichne ich Natur- oder Tiermotive, aber auch Fantasy (besonders Hexen!) baue ich immer wieder gerne ein. Auch wissenschaftliche Themen mag ich sehr gerne. Bei der Recherche kann man meistens selbst etwas lernen, und es macht Spaß solche Themen für andere unterhaltsam aufzubereiten. Ansonsten versuche ich in meine Projekten Dinge einfließen zu lassen, die mich persönlich beschäftigen. Das sind oft auch erstere Themen wie Tod oder die Angst vorm Scheitern. Diese negativen Gedanken verarbeite ich dann, indem ich sie in eine Geschichte verpacke und sie so in etwas Positives verwandle. Zum Beispiel kommt in einer meiner Geschichten der Tod vor, der sich als schrulliger, netter Kerl heraus stellt.
Wie suchst du dir Inspiration?
Zum Glück ist mein Freundes- und Bekanntenkreis voll mit kreativen und verrückten Menschen, die mich immer wieder auf neue Ideen bringen. Wenn man sich gemeinsam hinsetzt und zeichnet oder einfach nur miteinander redet, kann man sich super gegenseitig inspirieren und anspornen. Aber auch die Werke von anderen können inspirierend sein, egal ob Filme, Serien, Games, Bücher oder Ausstellungen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Beim Lesen eines Comics hat man immer ein bisschen selbst die Kontrolle darüber, wie man die Geschichte erlebt – anders als bei einem Film, wo das Tempo immer vorgegeben ist. Im Vergleich zu Texten haben Bilder den Vorteil dass sie schneller zu erfassen sind und komplexe Themen oder Emotionen auf einen Blick deutlich machen können. Dabei können Ausdrücke zum Beispiel besonders übertrieben oder stimmungsvoll sein. Man ist nicht an Realismus gebunden und kann die Fantasie des Lesers anregen.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Am schönsten ist es immer wieder, Feedback von Anderen zu bekommen und zu sehen, dass man ihnen mit seinem Werk Freude bereitet oder sie zum Nachdenken angeregt hat. Auf einer Messe habe ich mal Comissions angeboten, die die Leute dann persönlich abholen konnten. Hier war es besonders schön, ihre Reaktionen live mitzuerleben. Da freut man sich direkt mit! In der Berufswelt hingegen wird man oft nicht ernst genommen. Illustration und Kunst wird leider von den meisten Leuten nicht als „richtige Arbeit“ wertgeschätzt, weil es von außen hin „einfach“ aussieht.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Menschen oft Dinge verurteilen, die sie nicht kennen, oder die Ihnen fremd erscheinen. Klar ist niemand frei von Vorurteilen, aber nur wenige trauen sich, mal Ihre Komfortzone zu verlassen und etwas neues zu lernen oder anderen wirklich zuzuhören.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Obwohl es schon ein Weilchen her ist: Für das ↦ Comicprojekt „Bangebüxe“, eine Anthologie zum Thema Angst, die ich mit Komillitonen von der Münster School of Design beim ↦ Schwarzer Turm Verlag herausgebracht habe. Die Geschichten und Stile sind unglaublich vielfältig und alle sind lesenswert. Ich selbst bin mit meinem Comic „Tod per Anhalter“ vertreten. Auch wenn mir mein damaliger Stil nicht mehr so gefällt, liegt mir die Geschichte immmer noch am Herzen. Hier im ↦ Freibeutershop kann man da Buch immer noch ziemlich preisgünstig erstehen ;)
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