SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Sandra Brandstätter.
Sandra Brandstätter wurde 1980 in Salzburg geboren und lebt in Berlin.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Weil meine Eltern schnell herausgefunden haben, dass die Kombi aus Stift, Papier und viel Lob ihnen ein paar Minuten Ruhe verschaffen konnte. Außerdem war für mich Zeichnen während der Pubertät eine gute Möglichkeit, mir Freiraum in einer kleinen Wohnung ohne viel Privatsphäre zu schaffen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Locker und selbstsicher anmutende Strichführung. Charmantes Charakterdesign mit einer Prise Humor.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Da ich vor 10 Jahren als Character Designerin für Trickfilm in die Selbstständigkeit gestartet bin, liegt mein Fokus beim Illustrieren auf ausdrucksstarken Figuren. Ich interessiere mich aber auch für Landschaft und Architektur, auch wenn das in den letzten Jahren in meinen Arbeiten ein bisschen in den Hintergrund gerückt ist. Außerdem versuche ich, wie viele andere tolle Kolleg*innen ebenfalls, unsere Realität und somit auch die Diversität in meinen Arbeiten abzubilden: Unterschiedliche Körperformen, Hautfarben, Beziehungs- und Familienkonstellationen…
Wie suchst du dir Inspiration?
Die besten Ideen kommen meist dann, wenn man sich nicht darauf konzentriert – beim Spülen, Radeln, Steuerbelege sortieren,… Wenn ich unterwegs bin und mir gerade ein Projekt durch den Kopf spukt, sammle ich oft Recherche-Fotos . Für das Comic “Ben und Teo” in dem Wald und Bäume eine große Rolle spielen, habe ich mehr als hunder Fotos von allen möglichen Wurzeln, Ästen, verschiedensten Waldarten, Unterholz, Lichtungen und Moosen geschossen. Da kann so ein einfacher Nachmittagsspaziergang schon mal ausarten. Ansonsten entstehen für jedes Projekt Stapelweise Skizzen. Großteils sind sie nicht zu gebrauchen, sie sind aber wichtig um in Schwung zu kommen und um die wirklich guten Zeichnungen aus dem Stift fließen zu lassen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Mithilfe von Illustration oder Comics ist es möglich komplexe und trockene Themen schnell und leicht zugänglich zu machen. Auch heikle Inhalte können mit dem richtigen Illustrationsmitteln ansprechend und charmant vermittelt werden, z.B. wenn es um die Darstellung der Funktionsweise einer japanischen High-Tech Toilette geht. Anstatt menschliche Figuren beim Verrichten ihrer Geschäfte zu zeigen, haben wir damals als Team stilisierte anthropomorphe Tiercharaktere entworfen, die die Vorteile der zu bewerbenden Sanitär-Einrichtungen erklären sollten. Eine, wie ich finde, elegante Lösung für ein delikates Thema.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Wenn ich mit meinen Arbeiten (Illustration, Comic oder Character Design für Trickfilm) Leute erreichen und für mich wichtige Themen (siehe Frage #3) begeistern kann. Mir ist natürlich bewußt, dass man mit Illustration und Comics keine Berge versetzen kann. Aber steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein : ) Es ist auch ein sehr schönes Gefühl, wenn Eltern nach einer Comic-Lesung oder Signierstunde erzählen, dass mein Kindercomic „Paula“ ihr Kind motivieren konnte zum ersten Mal selbstständig ein Buch von vorne bis hinten fertigzulesen.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass man als Comiczeichner im deutschsprachigen Raum noch immer eine reiche Tante haben muss, um ein Comic herauszubringen. Das gilt auch für renommierte Verlage. Auch wenn sich im letzten Jahrzehnt einiges getan hat, gibt es noch viel Luft nach oben. Gerade was das Verständnis fürs Medium, die Bezahlung und Förderungen angeht.
Comments are closed.