NINA RUZICKA

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Nina Ruzicka.

Nina Ruzicka wurde 1972 in Wien geboren und lebt und arbeitet in Aachen.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Die Frage hat sich nie gestellt. Ich habe es getan, seit ich einen Stift halten konnte, noch im Vorschulalter also. Mein Lieblingsspiel damals war, mir selbst Geschichten zu erzählen, die Dialoge zu sprechen und die Szenen dabei aufzuzeichnen. Heute würde man sie Storyboards nennen. Mein großes Vorbild mit 4 Jahren war die Biene Maja (die Original-Zeichentrickserie, in der der faule Willi noch dick war). Anmerken möchte ich noch, dass Zeichnen (bzw. in weiterer Folge Geschichten erfinden) für mich immer eine autodidaktische Improvisationstätigkeit war und ist. Ich kann natürlich dazulernen, indem ich mir die Stile anderer ansehe und vielleicht auch ein paar technische Tricks (sowohl klassisch als auch digital) nachschlage. Aber ich habe das nie gelernt und will es auch dabei belassen, sprich, ich habe keinen Anspruch, mich zeichnerisch zu perfektionieren. Ich freue mich, wenn mir etwas besser gelingt als beim ersten Versuch, aber ich strebe keine Meisterschaft an.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Semi-funny bis Funny. Auch inhaltlich ist mir Humor ganz wichtig, einen Comic noir könnte ich vermutlich nicht zeichnen. Ohne Ironie kann ich nicht.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Themen sind schwierig. Ich habe eine elends lange Serie am Laufen, „Der Tod und das Mädchen“, in der es um Tod, Sterben, Leben, Schicksal und die menschliche Vorstellung von alledem geht. Das ist, würde ich behaupten, mein Hauptthema. An sich mag ich aber alles, was zum Nachdenken anregt. Bei meinen Geschichten wird man sich also eher nicht zurücklehnen und das Hirn baumeln lassen können, ich spiele gerne mit Verknüpfungen, Symbolik und ich will, dass der Leser eigenständig mitdenkt.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich suche sie nicht, sie findet mich. Ehrlich, ich hätte gerne weniger Ideen, weil ich SEHR langsam zeichne und noch 300 Jahre leben müsste, um alles umsetzen zu können.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Für den Konsumenten fällt mir als Vorteil nur ein: Ich kann mir ein Einzelbild in Ruhe ansehen, ohne mit der Stopp-Taste rumspielen zu müssen. Comics sind am ehesten mit Film vergleichbar, denn sie erzählen eine Geschichte in Bildern, wobei Perspektive, Licht/Schatten etc. eine Rolle spielen. Während man beim Film die Bewegung lebt, hat man beim Comic die Gelegenheit, Bewegung in Stillstand zu betrachten. Für den Schaffenden ist es billiger, schneller und einfacher, einen Comic zu zeichnen als einen Film zu drehen. Ich spreche hier sehr subjektiv von meinem Ansatz, und der ist eben der Vergleich Comic – Film. Für mich ist das Zeichnen nur ein Mittel zum Zweck, und der Zweck ist es, die Geschichte zu erzählen. Es hat ziemlich lange gebraucht, bis mir das klar geworden ist, denn zunächst dachte ich auch, ich sei Comic*zeichner*. Als mir dann bewusst wurde, dass das Erzählen der Handlung mein Hauptziel ist, hat sich für mich auch erklärt, warum ich so wenig Ambitionen habe, mich zeichnerisch zu perfektionieren.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Das Schönste: Am einschneidendsten ist wohl immer der Moment, da man seine Arbeit zum allerersten Mal gedruckt sieht. Rückblickend gesehen ist das dann selten die beste Arbeit, die man je geliefert hat, aber das Gefühl, jetzt „richtiger“ Künstler zu sein, ist schon beeindruckend. Übrigens ist das nicht nur so dahingesagt. Um als Freischaffender Künstler sozialversichert zu sein, musste man entweder eine entsprechende Ausbildung oder anderweitige Nachweise vorlegen wie zB Veröffentlichungen. Da ich keine Ausbildung habe, waren die Publikationen also meine Existenzberechtigung auch vor dem Amte. Das Schlimmste: Die 8 Jahre, in denen ich keinen Strich zeichnen konnte. Kurioserweise begann die Phase mit einer Bandscheiben-Operation und endete mit einer eben solchen. Ich zog dazwischen auch von Wien über Ludwigshafen nach Aachen, kann aber bis heute nicht sagen, was genau die Ursache dieser Blockade war. Es lag nicht daran, dass ich nicht wollte. Ich konnte nicht. Sobald ich auch nur daran dachte zu zeichnen, wurde ich krank.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass die Tendenz, simple Antworten auf schwierige Fragen zu bekommen, nicht aus den Köpfen der Menschen rauszubekommen ist. Es ist die Hauptursache für alles Elend dieser Welt, dass viel zu viele Menschen in Schubladen denken (lassen) und immer nur den Weg des geringsten Widerstands gehen. Und zwar auch, was sie selbst betrifft. Den Feind im außen zu suchen ist so viel einfacher, als sich selbst zu hinterfragen. Das Schlimmste, was dem herkömmlichen Menschen passieren kann, ist, ihm einen Spiegel vorzuhalten und keinen Fluchtweg offen zu lassen. Viele würden lieber sterben, als sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Website: todundmaedchen.de
Twitter: @cartoontomb

Der Tod und das Mädchen

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