JULIUS THESING

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Julius Thesing .

Julius Thesing wurde1990 in Dülmen geboren und lebt in Münster.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Angefangen wahrscheinlich aus Langeweile oder Neugier. Auf jeden Fall schon sehr früh, ich erinnere mich noch genau an die Wachsmaler im Kindergarten und die große Stiftebox bei meiner Oma. Das hat sich dann in der Schule fortgesetzt, da habe ich neben dem Zeitvertreib während langweiliger Schulstunden vor allem gezeichnet, um andere Leute zu unterhalten. Heute mache ich das immer noch.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich war sehr überrascht, als mir im Studium gesagt wurde, dass meine Illustrationen einen hohen Wiedererkennungswert hätten. Bis dahin habe ich mir immer eingeredet, dass ich keinen eigenen Stil habe. Ich versuche mich gerne an unterschiedlichen Techniken und Stilrichtungen. Was für den Wiedererkennungswert sorgt, ist vielleicht eine gewisse Wärme und Unperfektheit. Aber das finde ich schwer, selbst zu beurteilen.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Perspektive. Nicht im gestalterischen Sinn – im Gegenteil, da ist Perspektive mein Endgegner. Ich meine damit, unterschiedliche Perspektiven auf vielfältige Themen zuzulassen, zu reflektieren und dadurch meine eigene Perspektive zu erweitern. Das war es auch, was mich am Studium am meisten begeistert hat: Themen zu behandeln, mit denen ich vorher nie in Kontakt war und dadurch neue Sichtweisen zu entwickeln.

Wie suchst du dir Inspiration?

Wenn ich aktiv nach Inspiration suche, dann im Internet. Meistens passiert die Inspiration aber ohne Absicht. Mich inspirieren Bücher, Filme, Videospiele, Podcasts… Popkultur als Ganzes eigentlich. Und natürlich Gespräche mit Freund*innen, ob ernst oder albern.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Ich weiß gar nicht, ob man Medien in dem Fall so sehr voneinander trennen kann oder sollte. Ähnlich wie bei anderen Medien funktionieren Comics, Cartoons oder Illustrationen für mich am besten, wenn sie eine Geschichte schlüssig erzählen, dabei aber Freiraum für Interpretation und Fantasie lassen.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Mein schlimmstes Erlebnis war, als ich mir eingeredet habe, dass ein Motiv für ein Illustrationsprojekt nicht rassistisch sei, sondern mit rassistischen Klischees „spiele“. Das war dumm, arrogant und verletzend. Dafür wurde ich zurecht vor versammelter Truppe zurechtgewiesen. Das tut mir immer noch sehr leid, aber ich bin froh, dass es so offen und klar angesprochen wurde. Daraus habe ich gelernt. Mein schönstes Erlebnis war die Abschlussausstellung meiner Bachelorarbeit. So viel positives Feedback und interessante Gespräche dazu… danach hatte ich erstmal ein paar Tage Endorphin-Entzug.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass manchen Menschen so vieles egal ist. Wenn die einzige Weiterbildung im Leben nach der Schule auf der Arbeit stattfindet, kommen wir als Menschheit nicht weiter. Klingt pathetisch, ist aber – glaube ich – eine Ursache dafür, dass wir in vielen sozialen Themen auf der Stelle verharren oder es sogar Rückschritte gibt.

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Im August erscheint mein Buch „You Don’t Look Gay“ im Bohem Verlag. Ich habe mich darin auf sehr persönliche Art und Weise mit homophober Diskriminierung im Alltag beschäftigt. Das Projekt war meine Bachelorarbeit und ist danach noch um ein paar Seiten und Illustrationen angewachsen. 

Instagram: @julius.thesing

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