7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Julia Specht.
Julia Specht wurde 1989 geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich hab eben mal meine Mutter gefragt: sie sagt, ich muss so 2 Jahre alt gewesen sein, als ich angefangen habe zu zeichnen. Ich schätze also, dass es mir einfach direkt sehr viel Spaß gemacht hat. Als Einzelkind, wohnhaft am Arsch der Welt, war das Zeichnen außerdem immer eine hervorragende Beschäftigung, um sich selbst zu unterhalten. Im Kindergarten wollte ich unbedingt Modedesignerin werden und habe ständig Outfits gezeichnet. In meiner Jugend habe ich dann echt viel Zeit damit verbracht, MTV zu schauen und meine Lieblingsmangas nachzuzeichnen. Ein bisschen was von beidem scheint auch heute noch in meinen Arbeiten weiterzuleben. Als ich dann nach dem Abi (aus Ahnungslosigkeit und ein bisschen den Eltern zuliebe) erstmal was „Bodenständiges“ studiert habe, habe ich mit dem Zeichnen aufgehört. Erst als ich in meinem Bürojob sehr unglücklich geworden bin, ist mir aufgefallen, wie sehr ich das Zeichnen vermisst habe. Daher habe ich nochmal komplett neu angefangen und arbeite seitdem daran, mir diesen Traum zu erfüllen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich experimentiere gerne und habe das Gefühl, dass sich der eigene Ausdruck ganz organisch je nach gewähltem Medium immer etwas verändert. Grundsätzlich würde ich sagen, dass mein Stil in der Animation eher abstrakter, in der Illustration eher realistischer ist. Leuchtende Farben findet man bei mir aber fast immer.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Philosophische und psychologische Fragen finde ich immer anregend. Ich liebe Filme und Musik und habe einen kleinen Hang zur Nostalgie und zum Surrealen.
Wie suchst du dir Inspiration?
Neuerdings treibe ich mich auf Pinterest rum, das scheint ja irgendwie die bessere Google Bildersuche zu sein. Vor allem was Komposition und Farbgebung betrifft, lasse ich mich gerne von Filmen inspirieren. Die letzten beiden, die mich tief beeindruckt haben, waren „The Hand of God“ von Paolo Sorrentino und „Santa Sangre“ von Alejandro Jodorowski.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Geschichten erzählen, die auch ohne Worte auskommen oder mit ihnen zusammen eine erweiterte Bedeutungsebene erzeugen und auf eine ganz eigene emotionale Art unsere Wahrnehmung berühren.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Der Moment, als ich in meinem ersten Animationskurs gesehen habe, wie ich meine Zeichnungen in Bewegung versetzen und zum Leben erwecken kann – es war Liebe auf den ersten Blick. Ich war regelrecht besessen davon und konnte mir jeden noch so kurzen Loop ewig anschauen. Es war eine aufregende Zeit: die Musikvideoprojekte, die daraus gewachsen sind; sowie dafür Auszeichnungen bei verschiedenen Filmfestivals zu erhalten. Und dann habe ich komplizierte gesundheitliche Probleme mit meinen Augen bekommen, sodass ich fast das ganze letzte Jahr ständig zwischen Augenärztin und Augenklinik hin und her gependelt bin. Plötzlich war alles so ungewiss und ich war vor Angst blockiert. Inzwischen konnte ich meine Arbeitsroutine aber schon ganz gut an die neuen Umstände anpassen.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es den Film „Stunt Rock“ nicht mehr auf DVD gibt. Meine erste 10 Sterne Bewertung auf imdb – wer auf Glam Rock, Zauberei und Stunts steht, wird keinen kultigeren Streifen finden ;)
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