JIAQI HOU

7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Jiaqi Hou.

Jiaqi Hou wurde in Peking geboren und studiert in Kassel.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ich durfte nie einen Zwergspitz wie den von meiner Tante haben, also zeichnete ich mich mit einem. Auf ähnlicher Art habe ich angefangen, in Zeichnungen meine Fantasien auszuleben oder Erinnerungen festzuhalten.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

„Konzentriert“. Ich habe die Gewohnheit, gezeichnete Objekte auf die notwendigsten Merkmale zu reduzieren und jedem Element eine Deutungsebene zuzuschreiben. Das führt oft dazu, dass meine Charaktere 2-3 Köpfe groß sind und der Inhalt meist eindeutig bzw. plakativ wirkt.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich hatte mal krampfhaft versucht, meine Themen so auszuwählen, dass möglichst viele Leser*innen Relevanz darin erkennen. Ganz schön sinnlos, da es so subjektiv und verschieden ist, was für wen relevant ist. Mittlerweile habe ich gelernt, aus meinen eigenen Interessen heraus zu entscheiden und derzeit bearbeite ich vor allem Themen, die mich psychisch belasten, z.B. soziale Phobien, die Frage nach Zugehörigkeit und Rassismus-Erfahrungen. Das hat auch eine therapeutische Wirkung für mich.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich „suche“ nicht aktiv, sondern „öffne mich“ für Inspirationen. Hin und wieder lege ich bewusst einen Schalter in meinem Kopf um, wonach ich aufmerksamer auf meine Umgebung und mein Empfinden werde. Ich beobachte Menschen interessierter, analysiere genauer die Arbeiten anderer und denke mehr darüber nach, warum bestimmte Dinge meine Aufmerksamkeit ergriffen haben. In letzter Zeit höre ich mir vor allem Alltags-Gespräche genauer an, weil ich die Ungezwungenheit von solchen Dialogen sehr raffiniert und schwer zu schreiben finde.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Geschichten werden erzählt, indem die Bilder unbewegt bleiben und sich der Blick der Leser*in bewegt. Leser*innen können mit größter Freiheit durch die erzählte Zeit und Räume reisen und überall anhalten, reinzoomen, zurückspulen. Auch die Leerräume zwischen den Sequenzen haben ihre eigene dramaturgische Funktion. Das alles merke ich vor allem, wenn ich einen Comic mit seiner filmischen Adaption vergleiche, da bevorzuge ich aus den obigen Gründen die Comic-Version.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Das schlimmste Erlebnis ist es für mich, mit anderen Zeichner*innen verglichen und auf- oder abgewertet zu werden. Schön dagegen ist, wenn Leute mit mir ohne Vergleich und Auf- oder Abwertung mit mir über meine Arbeiten sprechen und ich auf die gleiche Art über die Arbeiten anderer. Klingt simpel, aber gar nicht selbstverständlich. In meinem früheren Studium hat das Bewertungssystem und die harte Konkurrenz unter Zeichner*innen mir den Spaß zum Austausch sehr verdorben.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass fremde Leute basierend auf meinem Aussehen „erraten“, dass ich aus China komme. Es stimmt zwar in meinem Fall, aber mich stört nach wie vor die Generalisierung von nichtweißen Menschengruppen, egal ob boshaft gemeint oder nicht.

Instagram: @jiaqieh

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