JAN BAUER

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Jan Bauer

Jan Bauer wurde 1976 geboren und lebt in Hamburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Als Kind hat es mir Spaß gemacht, brachiale Seeräubergefechte und Dinosaurierkämpfe zu zeichnen. Also war wohl eine Faszination für Gewalt eine wichtige Triebfeder. Gleichzeitig habe ich sicherlich auch versucht, mir auf diese Weise die Welt zu erklären. Und dann kam ich auch frühzeitig mit Comics in Kontakt und wollte irgendwann Comiczeichner werden. Ist schon komisch, wenn man sich eingestehen muss, dass man die beste Idee seines Lebens als Zehnjähriger hatte. Die Blutrünstigkeit ist heute übrigens irgendwie weg, aber das mit dem Erklären versuche ich noch immer.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Vergleichsweise naturalistisch, aber mit deutlichen Comiceinflüssen. Licht und Raum benutze ich dazu, Stimmungen zu erzeugen. Das kann auch schon mal ein wenig ins Düstere gehen. Bei der Arbeit an meinen eigenen Büchern erlaube ich mir auch stilistische Ausrutscher. Ich will mich ja schließlich auch weiter entwickeln dürfen und nicht selber einengen. Meistens male ich lieber, als dass ich zeichne. Das ist aber häufig nicht praktikabel.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Nach meiner Graphic Novel über eine Begegnung während einer Wüstenwanderung arbeite ich derzeit an einer dokumentarischen Graphic Novel über eine Aborigine- Siedlung im australischen Outback. In beiden Fällen versuche ich etwas zu verstehen, was relativ schwer zu fassen ist. Im ersteren Fall mich selbst, im zweiten die komplexen Zusammenhänge im Aufeinandertreffen zweier grundsätzlich unterschiedlicher Kulturen. Ich mag es sehr, mir selbst und anderen etwas zu erklären, was sich nur schwer verstehen lässt. Ich glaube, aus dem gleichen Grund unterrichte ich auch.

Wie suchst du dir Inspiration?

Gibt es wirklich Comiczeichner, die sich ihre Inspiration erst suchen müssen? Ich habe immer viel zu viele Ideen für Bücher, weil es viele Themen gibt, die mich interessieren und die ich für mich selbst erforsche und dann auch in ein Buch transformieren könnte. Zu den Ahnungen und Neigungen, die schon in mir angelegt sind, strömen Eindrücke von außen auf mich ein. Das australische Outback ist z.B. voller spannender Menschen, die spannende Geschichten zu erzählen haben.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Comics können einen subjektiv aufbereiteten Blick auf eine Geschichte oder ein Thema werfen und dabei eine Art emotionale Wahrheit herausfiltern. Die Leichtigkeit des Bildhaften erlaubt außerdem einen unkomplizierten Zugang auch zu schwer verdaulichen Themen. Ein großartiges Medium!

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Sehr gerührt hat mich eine ganz alte Dame, die sich ein Buch signieren ließ. Ich wusste gar nicht, dass ich auch so betagte Leserinnen habe. Frustrierend und teuer war mein vergeblicher Versuch, eine sogenannte Songline im australischen Outback fotografisch zu dokumentieren. Eine Songline ist eine Reihe von Orten, die quasi den Wanderweg eines Ahnen in der Traumzeit darstellt. Wochenlang musste ich verschiedensten Ältesten der Gemeinde hinterher rennen, damit sie mir helfen. Und als der Trip schließlich tatsächlich zustande kam, nahmen unsere Führer irgendwo im nirgendwo die falsche Abzweigung und außer dreihundert Kilometern Fahrerei auf holprigen Buschpisten und wenigen Fotos von einem kleinen Ausschnitt des Traumzeitmythos kam wenig dabei heraus. Die Recherche in solch abgelegenen Gegenden über so große Distanzen ist leider sehr aufwändig.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass es so lange dauert, bis wir unsere Unsicherheiten und Ängste im Kleinen überwinden, um im Großen aufeinander zugehen zu können. Dazu kann jede(r) Einzelne etwas beitragen. Ich glaube, es würde helfen, wenn mehr Leute per Anhalter reisen würden. Oder wenigstens für mich anhalten.

Blogspot: derweltenbauer.blogspot.com
Studio: atelier-s21.de

Goanna
Fass

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