SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Fania Katz.
Fania Katz aka Fania Jacob lebt und arbeitet in Berlin.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Puh, solche Interviews fallen mir immer sehr schwer, vermutlich habe ich mich deshalb auch so lange davor gedrückt. ;D Zum Glück habe ich genug Zeit über die Fragen nachzudenken und muss dabei keinen Augenkontakt halten, haha. So jetzt aber mal zur Frage…ich glaube, ich werde die genauso beantworten, wie vermutlich fast alle Leute, die zeichnen. Ich glaube, ich habe irgendwann mit 1 oder 2 Jahren angefangen zu „zeichnen“, also sobald ich den Stift halten konnte, ging es los und irgendwie habe ich nicht mehr aufgehört, wurde sicher auch immer dazu motiviert, weiter zu machen. Es zog sich immer so durch und hat mich begleitet und war einige der wenigen Konstanten in meinem Leben. Zeichnen ist für mich immer ein wichtiges Ausdrucksmittel meiner Gefühlswelt gewesen, ich war nie gut darin die Dinge, die in meinem Kopf waren-Gedanken, Stimmungen, Emotionen, Meinungen- in die passenden Worte zu fassen, oft bin ich blockiert und in mich gekehrt, obwohl mein Kopf nie aufhört zu arbeiten und da oft viel zu viel abgeht. Das Zeichnen hat mir sicher oft ermöglicht, Dinge zu äußern und zu verarbeiten, die ich sonst nicht hätte nach außen tragen können.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Mhhh. Habe ich überhaupt einen? Manchmal zweifle ich daran, höre aber oft, dass man sieht, ob was von mir ist…(Ich glaube diese Frage sollte besser jemand anders beantworten ;D ) Ich suche immer noch. bzw möchte ich auch oft vieles ausprobieren, am liebsten immer alles auf einmal können, was am Ende aber nur dazu führt, dass man nix richtig kann, oder alles nur ein bisschen. Wie man sicherlich merkt, leide ich des Öfteren auch mal unter dem Imposter-Syndrom und habe das Gefühl, dass ich keine „richtige“ Künstlerin bin und gar keine „richtige“ Illustratorin, weil ich nie an einer Kunstschule studiert habe und nie eine klassische Ausbildung in der Richtung genossen habe, nicht so engagiert und strukturiert und „im Business“ bin wie andere. Und gefühlt überhaupt schon alles zu spät ist jetzt, um damit noch auf einen grünen Zweig zu kommen. (Fatalismus, ick hör dir trapsen…) Aber nochmal zurück zur eigentlichen Frage! Mein Stil ist vermutlich ein bisschen süß, aber auch ein bisschen creepy. Chaotisch, weird, lustig, mit doofen Wortwitzen (Stichwort „Ausgelassene Butter…), oft vielleicht auch traurig, geht sicher meistens in die Comic- Richtung. Ich zeichne gern seltsame Kreaturen, Mischwesen, vermenschlichte Tiere, Katzen…Katzen, Katzen, Katzen. (Ich habe ein krasses Ding mit Katzen am laufen) Ich zeichne seit einiger Zeit sehr viel digital, liebe die Freiheit, die man dabei hat, und versuche auch viele verschiedene Programme zu erlernen, um diese dann zu nutzen, um die Dinge auszudrücken, die ich ausdrücken will und herumzuexperimentieren. Ich bekomme immer schnell wieder Lust auf andere Dinge und will denen dann sofort nachgehen (Weil ich mich sonst langweile…hello ADHS), darum mache ich gerne immer mal was völlig anderes zwischendurch wie Pixelart oder experimentiere mit 3D-und Animationsprogrammen.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich glaube tatsächlich die Illustration von Emotionen, Trauer, Fröhlichkeit, Albernheit. Sicherlich das Thema „Mental Health“, da ich den größten Teil meines Lebens schon mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen habe (wir sind ja hier unter uns, oder? ;D ) Ich muss immer noch kontinuierlich daran arbeiten, und das Thema spielt wohl oder übel eine wichtige Rolle in meinem Leben. Mit dieser langjährigen Erfahrung möchte ich aber auch anderen helfen und aufklären. Politisch bin ich vermutlich eher selten, da ich oft einfach nur ratlos und traurig bin und mich sehr hilflos fühle, was das alles angeht und als würde ich meistens die Welt und Menschen einfach nicht verstehen. (Trump?! SO MUCH CRINGE!!!) Vielleicht versuche ich daher immer eher Dinge zu erstellen, die Leute aufmuntern? Ich mag schwarzen Humor und Wortwitze. Ansonsten versuche ich Leute und mich selbst (vor allem vermutlich haha) immer gern zum Lachen zu bringen, ich mag Tiere (meist mehr als Menschen), vor allem Katzen. Ich drücke gerne Dinge aus, indem ich Tiere vermenschlicht zeichne, um dadurch eine gewisse Distanz zu erzeugen, vielleicht weil ich mich mit dem Menschsein nicht so gut identifizieren kann? Oder weil die menschliche Anatomie für mich immer noch eine Herausforderung ist haha.
Wie suchst du dir Inspiration?
Meine Inspiration kommt sicher oft aus der Welt der Popkultur und Musik, ich liebe Videospiele und viele Charaktere aus alten Videospielen haben mich sicher inspiriert, so wie alte, klassische Cartoons. Ich umgebe mich gern mit viel Tinnef, kleine Figuren, bunte, glitzernde Dinge, aber auch Pflanzen und Tiere. Natur inspiriert mich natürlich oft. (Manchmal wünschte ich, ich wäre Biologin geworden…) Aber vor allem inspirieren mich auch andere Künstler und ihre Arbeit. Eine Lieblingskünstlerin ist Anke Feuchtenberger, sie fing schon recht früh an mich mit ihrer Art zu zeichnen zu inspirieren. Ihre Bilder tauchten schon Anfang der 90er auf Plakaten an der Wand der Küche der Mutter meiner besten Freundin auf, und man begegnete ihren Zeichnungen auch immer mal wieder in der Stadt. Ich liebe ihren Stil, dieses leicht Verzerrte/Dunkle in den Bildern und die Stimmung, die sie rüber bringt. Eine andere Lieblingskünstlerin ist Femke Hiemstra. Ich bin immer wieder fasziniert von ihrer weichen und perfekten Art zu zeichnen und Farben einzusetzen und ihre ganz eigene, fantasievolle Welt und Wesen, die darin leben zu erschaffen. Aber auch Berliner Comiczeichner wie Mawil inspirieren mich immer wieder. :) Instagram ist manchmal auch oft eine gute, schnelle Inspirationsquelle, weil man Zugang zu unglaublich vielen Künstlern und Kunst hat und jeden Tag Neues entdeckt, aber ich lasse mich auch zu schnell ablenken (Eichhörnchen!), deswegen sind solche Plattformen Fluch und Segen zugleich.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie können einen auf jeden Fall tief berühren, inspirieren, aufheitern, mitfühlen lassen, Emotionen und Geschichten toll und einfach/barrierefrei vermitteln. Ich erinnere mich noch an illustrierte Bücher aus meiner Kindheit und wie sie in der Lage waren, mich komplett in eine andere Welt eintauchen zu lassen, oder wie ich bestimmte Lieblingsbilder immer und immer wieder ansehen konnte und nie genug davon bekam und nachgezeichnet habe. Am tollsten fand ich immer Illustrationen voller Details, in denen man immer etwas Neues entdecken kann. Ich glaube die alten Garfield-Comics haben mich gepflegten Sarkasmus gelehrt und Donald-Duck-Comics von Carls Barks die Kunst der Onomatopoesie á la „glirp“ „grml“ „argh“ usw. :D
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Die schönsten Erlebnisse sind, wenn Leute von meinen Zeichnungen in irgendeiner Form berührt sind und ich es schaffe, ihnen damit ein gutes Gefühl zu geben, sie zum Lachen oder Weinen zu bringen und etwas in ihnen auszulösen. Ich zeichne ab und zu auch mal Portraits von Menschen und Tieren, und letztens habe ich meiner guten Freundin ein Bild ihrer jüngst verstorbenen, geliebten Katze gezeichnet. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr so gern helfen wollte, den Schmerz nehmen, den ich selbst so gut kenne (RIP Bärchen) und für sie da sein wollte – und ich glaube, das konnte ich damit ein wenig tun. Mir wurde oft gesagt, dass ich emphatisch bin und sich das sehr in meinen Zeichnungen widerspiegelt und dass, wenn ich etwas für andere mache, ich oft genau instinktiv genau das Richtige tue. Das zu wissen gibt mir auf jeden Fall was. Und so Momente, in denen man gefragt wird, ob man ein Buch illustrieren würde, oder an einem echt tollen Projekt von sehr geschätzten Leuten mitwirken würde – episch! In diesem Fall war es z.B. Thilo Mischke, dessen lustiges Buch über Island ich mit Zeichnungen versehen durfte. Schlimme Erlebnisse gab es sicher einige und am schlimmsten ist, wenn man mal wieder an diesem Punkt der Entmutigung steht, entweder nach der tausendsten Absage an einer Kunsthochschule, oder weil man einfach mit seiner Kunst auf keinen grünen Zweig kommt, weil man sich mit vielen Dingen, die dafür wichtig wären, sehr schwer tut (Selbstvermarktung etc.). Da muss man durch die ein oder andere kreative Sinnkrise durch. Kämpfe mich gerade durch die vermutlich größte bisher und bin gespannt, als was ich am Ende raus komme. :) Oh – und wenn man aus Versehen ganz viele Zeichnungen von einer Festplatte löscht, auch schlimm, haha.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist definitiv nicht egal, d̶̶a̶̶s̶̶s̶ was in dieser Welt gerade um mich herum passiert. Rassismus, Klima, Covid, verwirrte Menschen… Auch wenn ich meist komplett überfordert bin, werde ich auf jeden Fall weiter mein Bestes geben, meinen winzigen Teil beizutragen und versuchen, mich nicht so krass aufzuregen über ignorante, unreflektierte Mitmenschen. Oft machen mir Menschen echt Angst, ich habe das Gefühl, viele sind grausam und unberechenbar, kalt und herzlos, und ich verstehe sie ganz oft auch nicht wirklich. Aber zum Glück gibt es auch andere Exemplare, und ich hoffe, ich werde auch mir mein gutes Herz bewahren können und weiter in der Lage sein, hin und wieder etwas Love zu spreaden mit den geringfügigen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Spread love, not viruses, oder so. Haha. Hoffentlich kommen wir alle gut durch diese seltsame Zeit. <3
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Da ich im Moment etwas struggle, so wie vermutlich einige Artgenossen (höhö Wortspiel) bin ich über jegliche Unterstützung dankbar, ich habe einen Redbubble-Shop über den ich hin und wieder etwas verkaufe, ansonsten im Moment nur ein paar kleine Projekte an denen ich privat arbeite. Ich bin natürlich mehr als Dankbar für jede Art von Support: Buy me a coffee! ;D
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