7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Normalerweise. Manchmal stelle ich allerdings auch andere Menschen vor, die irgendwie mit der Comic-Szene zu tun haben. Diesmal: Augusto Paim.
Augusto Paim, geb. 1985, ist freiberuflicher Journalist, Übersetzer und forscht zum Thema Comic-Journalismus. Er organisiert viele Events rund um das Thema Comic, u.a. die ComicInvasion, den digitalen Comic-Stammtisch der Berliner Comic-Bibliothek Renate und die Veranstaltung „24-Stunden-Comic am Wannsee“.
Warum hast du angefangen, dich wissenschaftlich mit dem Thema Comics zu beschäftigen?
Während meinem Studium zur Journalistik in Brasilien habe ich den Comicjournalismus entdeckt. Das Thema habe ich in meiner Bachelorarbeit im Jahr 2006 behandelt und es hat mich in meinem beruflichen Weg immer weiter begleitet. Meine Promotion schrieb ich sogar zu Comicreportage.
Die größten Hürden beim Organisieren von Comic-Events sind…
Die prekäre finanzielle Lage in der Unterstützung der OrganistatorInnen. Man denkt an Stipendien für Übersetzung, Comic-Schaffen, Verlage usw., aber diejenige, die sich für die Verstärkung der Comicszene mit Veranstaltungsideen engagieren, werden häufig allein gelassen mit den eigenen Bemühungen, etwas für die anderen zu tun. Das finde ich manchmal unfair, weil OrganisatorInnen auch grundlegend für die Comicszene sind und dort tätig sind, wo andere AkteurInnen sonst Schwierigkeiten haben.
Welche Entwicklungen in der Comicszene findest du aktuell spannend?
Es wird viel diverser. In Deutschland freut mich außerdem zu sehen, wie die Comics in den letzten Jahren an Wichtigkeit gegenüber kulturellen Institutionen gewonnen haben. Der Comic wird jedes mal ernster genommen.
Welche drei neuen Talente würdest du empfehlen?
Es ist keine leicht zu beantwoertende Frage, denn wegen der Betreuung des Stammtisches und des 24-Stunden-Comics am Wannsee bin ich ständig in Kontakt mit talentierten Menschen, die gerade in die Comicszene eingestiegen sind und deren künstlerischen Entwicklung ich folgen darf. Aber um das nicht unbeantwortet zu lassen: Bruno Giannori, Lucie Langston und Bernadette Schweihoff. Es ist reine Geschmackssache, aber ihre Arbeiten gefallen mir sehr.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
In Bezug auf Comicreportagen sind Comics am besten einsetzbar bei Themen, in denen die Erinnerungen an vergangene Ereignisse im Mittelpunkt stehen. Mit Comics schafft man nämlich eine Atmosphäre, die nützlich bei Geschichten sind, bei denen diese Atmosphäre viel wichtiger ist als die nackten Fakten. Also bei Themen, in denen Exaktheit nicht unbedingt als erstens anzustreben ist, sondern wenn es um die Auswirkungen eines Geschehnis bei den Betroffenen geht.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis in der Comic-Szene?
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Menschen immer noch in Kategorien nach ihrer Wichtigkeit geteilt werden, dass also einige weniger Wert in einer Gesellschaft (und insbesondere im Journalismus) haben als andere.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Für die hübschen Comics der Veranstaltung „24-Stunden-Comic am Wannsee“ 2019 und 2021, die hier zu lesen sind. Für das Buch, das ich mit Annette Köhn von Jaja Verlag zu diesen Comics herausgegeben habe. Für den Stammtisch der Comicbibliothek Renate, der über ein Mentoring-Programm verfügt. Besonders stolz bin ich auf die Comicreportagen, die ich in Deutschland mit unterschiedlichen ZeichnerInnen gemacht habe: „Der freie Platz“ mit Marlin van Soest, „Vor Gittern“ mit Bea Davies und „Versteckt in Mitte“ mit Alexandra Rügler
7AUF1STRICH wird derzeit mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
Comments are closed.