7AUF1STRICH – das sind 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Claus Daniel Herrmann.
Claus Daniel Herrmann wurde 1981 geboren und lebt und arbeitet in Köln.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Wirklich angefangen habe ich mit der Zeichnerei – die mich begleitet, seit ich denken kann – bei dem Skizzenfestival 2011 in Stralsund. Da waren etwa 40 Illustrator:innen und Comiczeichner:innen für zehn Tage in ihre Skizzenbücher vertieft und ich war zwischendrin. Das war so toll und hat sich einfach richtig angefühlt! Seitdem biete Zeichnungen professionell an und versuche Illustrationen oder Comics überall unterzubringen, wo es sich anbietet.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich versuche zwar stilistisch auf Projektinhalte zu reagieren, aber ich glaube eine gewisse Handschrift ist immer erkennbar: freundlich, organisch und um Klarheit bemüht. Aber ich suche auch die Brüche und liebe das Unperfekte. Und ein bisschen Melancholie schleicht sich auch immer ein.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Gleichberechtigung und Queerness, Weltoffenheit und Dogmatismus, Psyche und Gesellschaft
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich höre Podcasts zu allen möglichen Themen und versuche zu reflektieren, welche Fragen oder Geschichten immer wieder mit mir resonieren. Denen gehe ich dann nach. Stilistisch hole ich mir Inspiration aus vielen Richtungen: Kunst, Bücher, Performances, Comics, Plakate, Games, Social Media, Festivals usw.. Dabei interessiert mich schon auch, was gerade massentauglich ist, aber spannender finde ich die experimentellen Sachen, die man eher in der Zine-Ecke findet.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie können mit verhältnismäßig einfachen Mitteln sehr starke Suggestionen erzeugen und so auch für Einzelpersonen zu wirksamen Sprachrohren werden. Es braucht nur Papier und Stift, und etwas Zeit. Das fördert die Teilhabe von Minderheiten am öffentlichen Diskurs, wie man z.B. an den vielen Comics mit queeren Themen sehen kann. Auch schlecht gezeichnete und krude geschriebene Geschichten können sehr lesenswert sein. Die Einstiegshürde ist daher wirklich niedrig!
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Besonders schön war für mich die Aufnahme in die Liste der Finalist:innen des Berthold Leibinger Comicbuchpreises 2023. Mit meinem Comic »Pinke Monster« stand ich damals mit den anderen Finalist:innen und der Preisträgerin auf der Bühne. Ich glaube, es war das Gefühl, von der Jury gesehen und verstanden zu werden, was mich besonders glücklich gemacht hat. In »Pinke Monster« erzähle ich übrigens von dem schlimmsten Erlebnis, dass ich als Zeichner hatte! Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich die Lektüre!
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es so schwer ist, die so schöne und wertvolle Arbeit an Comics angemessen zu finanzieren und wir damit rechnen müssen, dass es nicht leichter, sondern eher noch schwerer wird.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen…
Ich würde gerne auf meine Graphic Novel »Pinke Monster« aufmerksam machen, die am 4.11.2024 bei Reprodukt erschienen ist! Die Coming-Of-Age Geschichte erzählt von einem Jungen, der sich gegen den Einfluss einer esoterischen Mystikerin wehren muss, während er mitten in der Pubertät steckt und sich aufgrund seiner Homosexualität ohnehin schon als Außenseiter fühlt. Auf 208 Seiten erzähle ich, wie der Protagonist zuerst die Nähe zur Mystikerin schätzen lernt und wie sich daraus für ihn ein Dilemma zwischen seiner eigenen Identität und der Gesundheit seines depressiven Vaters entwickelt.
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