7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Sarah Locher.
Sarah Locher lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich habe schon als kleines Kind immer gern als Hobby gezeichnet — zu Hause, im Kindergarten, bei meiner Oma … Besonders meine Oma hat viele der Kinderzeichnungen ihrer Enkelkinder aufbewahrt. Vor kurzem hat sie dann meinen Cousins, meinem Bruder und mir die jeweiligen Ordner mit unseren Kinderzeichnungen gezeigt. Da hat man ganz deutlich gesehen, dass mein Ordner mit Zeichnungen doppelt bis dreifach so dick war, wie die meiner Cousins und meines Bruders. Ich habe also schon damals nicht nur gern, sondern auch viel gezeichnet.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Grundsätzlich arbeite ich je nach Projekt mit unterschiedlichen Medien. Ich arbeite sowohl viel analog in Aquarell (z.B. bei botanischen Illustrationen) oder Bleistift, als auch digital (z.B. für Vektorillustrationen für meine Kinderbücher). Daher ist der Stil je nach Medium unterschiedlich. Nicht zu jedem Projekt passt eine Aquarellillustration, nicht immer passt eine digitale Vektorillustration. Ich höre aber immer wieder, dass sich alle meine verschiedenen Stile durch eine gewisse Klarheit und Linearität auszeichnen und dadurch doch eine Gemeinsamkeit haben.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Was Illustrationen angeht, interessiert mich in letzter Zeit sehr der Bereich der medizinischen Illustrationen. Ich arbeite immer wieder für Chirurg:innen, Ärzt:innen und Medizintechnikfirmen und fertige spannende Illustrationen von Krankheitsbildern, Operationstechniken und verschiedenen Organen an. Diese Bilder sind dann meist für Patient:innen gedacht, die durch die Illustrationen eine Vorstellung bekommen sollen, was genau in ihrem Körper z.B. bei einer Operation, passiert. Viele der medizinischen Illustrationen, die man im Internet so findet, sind einfach anatomisch nicht korrekt gezeichnet oder stellen veraltete Op-Methoden dar. Meine medizinischen Illustrationen entstehen daher in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Expert:innen des medizinischen Fachgebiets um sicher zu gehen, dass die Zeichnung anatomisch richtig ist und genau die Op-Methoden und Instrumente zeigt, die der/die jeweilige Chirurg:in verwendet.
Wie suchst du dir Inspiration?
Meistens suche ich nicht gezielt nach Inspiration, sondern habe in den unterschiedlichsten Momenten, Orten oder Gesprächen mit Freund:innen einfach eine gute Idee. Mein Problem ist eher, dass ich zu viele Projektideen habe, aber zu wenig Zeit alle davon umzusetzen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Oft schaffen Illustrationen eine Klarheit, die kein Foto oder Video erzielt. Gerade im Bereich der wissenschaftlichen Illustration sind Illustrationen meist exakter als Fotografien. Andererseits können Illustrationen auch ganz neue Welten schaffen. Illustrationen bringen uns oft zum Lachen, da bei Illustration alles möglich ist. Für ein neues Kinderbuch (eine Gute Nacht Geschichte), an dem ich gerade arbeite, habe ich jetzt zum Beispiel einen Wolf gezeichnet, der gemütlich in einen kuschligen rosa Bademantel eingewickelt auf einem Ohrensessel sitzt und Chips isst. Dieses Tier, das sich wie ein Mensch kleidet und verhält, bringt einen zum Lachen, weil es so ganz anders ist, als wir es aus der tatsächlichen Natur in unserer Welt kennen.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Eins meiner ersten Kundenprojekte war es, das Cover (und ein paar Illustrationen für innen) für ein peruanisches Kochbuch zu gestalten. Da ich selbst ein Jahr in Peru gelebt habe, war ich mit der Kultur und dem Essen dort schon vertraut und habe mich einfach riesig gefreut, an dem Buch mitwirken zu können. Nachdem das Buch in der Originalsprache Englisch erschienen war, wurde es im Jahr danach auch in Deutsch und Spanisch veröffentlicht. Von da an bekam ich regelmäßig von Freund:innen und Familie Fotos geschickt, wie sie das Kochbuch in irgendwelchen Läden gefunden haben. Das tollste Foto bekam ich dann aus Peru geschickt: dort hat es mein Bruder in einem kleinen Buchladen im Macchu Picchu Dorf im Schaufenster entdeckt. Dass es einmal eine meiner Illustrationen von Hamburg bis zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Lateinamerikas schafft, hätte ich nicht gedacht. Danke Mischa und Lara für das Foto!
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass ich als Illustratorin oft das Kompliment bekomme: „Wow, du bist so talentiert!“ Ich weiß, dass das lieb gemeint ist. Trotzdem finde ich, dass durch diese Aussage nicht wertgeschätzt wird, wie viel Zeit ich einfach schon in das Zeichnen und Malen investiert habe und dadurch besser geworden bin. Talent und Interesse ist möglicherweise der Grund, warum ich schon früh angefangen habe zu zeichnen. Übung und Zeit in das Zeichnen zu investieren ist meiner Meinung nach jedoch noch viel wichtiger als Talent! Jede/r kann zeichnen lernen — vielleicht dauert es bei Manchen länger als bei Anderen, aber mit genug Übung kann es Jede/r lernen.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Aktuell habe ich mein Atelier und einen kleinen Pop-Up Store im Mundsburg Center. Der Pop-Up Store heißt „Franzbrötchenliebe“ — benannt nach meinem Bestseller: einem tollen A2 Poster mit verschiedenen Franzbrötchen Skizzen. Die Fläche im Mundsburg Center ist einerseits mein Büro/Atelier für die nächsten drei Monate (bis einschließlich Ende Juni). Andererseits ist es ein kleiner Pop Up Store, wo ihr Poster, Washi Tape, Postkarten und bestickte T-Shirts und Hoodies mit meinen Motiven kaufen könnt. Alle Produkte, die verkauft werde, sind von mir selbst gestaltet. Das Projekt wurde möglich gemacht durch die Hamburger Kreativ Gesellschaft und ich würde mich freuen, wenn viele von euch mal im Store/Atelier vorbeischauen würden! Ihr findet mich im Mundsburg Center im 1.OG (gleich neben der Rolltreppe links).
7AUF1STRICH wird derzeit mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
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