7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Julian Litschko.
Julian Litschko wurde 1991 in der Nähe von Stuttgart geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich habe Kommunikationsdesign in Kiel studiert und wusste nicht wirklich, auf was ich mich einlasse. Dadurch konnte ich aber sehr gut experimentieren und viele Gestaltungsbereiche kennenlernen. Erst im Master habe ich mich auf Illustration fokussiert. So sehr ich z.B. Typografie und Grafikdesign auch schätze und mir es als Allrounder wichtig ist, diese Felder für meine Arbeit zu integrieren, habe ich festgestellt, dass Illustration für mich die beste Möglichkeit ist, am nächsten bei mir sein zu können.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Als „Zeichner ohne Stift“ wurde ich in einem Interview betitelt. Das trifft es ganz gut. Ich bin Fan von Effizienz und habe keine großen Ambitionen, mich mit aufwendigen Techniken aufzuhalten. Ich arbeite meistens mit einfachen, geometrischen Elementen und fühle mich auf digitalen Oberflächen am wohlsten. Durch Konstruktion und Komposition entstehen meine Vektorillustrationen. Manchmal habe ich aber auch Lust, mit dem Finger etwas freier auf dem Touchpad in Photoshop zu malen. Ich mag den Einsatz vieler Farben. Adjektive wie plakativ oder retro wurden mir aber auch schon nachgesagt. Die Quintessenz für mich ist am Ende immer das Herunterbrechen auf das Wesentliche bzw. das Weglassen des Überflusses.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Früher habe ich mich mit Sexualität, Fetisch und Körper beschäftigt. Aber irgendwann war ich von meiner Umsetzung gelangweilt und hatte das Gefühl, mehr Provokation um der Provokationswillen zu sein. In den letzten Jahren halte ich mich mehr im Phantastischen auf. Allgemein mag ich es gerne Geschichten zu illustrieren und Texte helfen mir enorm dabei mich festzuhalten. Wenn es die Möglichkeit zulässt, möchte ich gerne am Gesamtkonzept beteiligt sein. Vom Konzept, über Bild bis hin zur grafischen Umsetzung.
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich hänge viel vor meinem Laptop ab. Vom Youtube-Video, über Anime bis hin zum Blick auf andere Illustrator*innen. Oft google ich einfach Begriffe und schaue, was die Bildersuche ausspuckt. Auch der Austausch meiner Freund- und Kolleg*innen helfen mir oft neue Perspektiven einzunehmen und auf Dinge zu stoßen, von denen ich noch gar nicht wusste, wie toll ich sie finde. Shoutout an @stiefbert (Interview mit ihr auf 7AUF1STRICH).
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Du kannst als Illustrator*in Regie führen und Realitäten schaffen, die sonst gar nicht möglich wären. Du machst dir eigene Gesetze und arrangierst nach deinem persönlichen Regelwerk. Darin besteht eine große Freiheit.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Weil Illustration eine Schnittstelle von so vielen sensiblen Aspekten ist (wie Selbstverwirklichung, Job, Existenz etc.), kann es manchmal eine verzweifelnde und frustrierende Angelegenheit sein. Erst in der Retrospektive verstehe ich dann, wie cool es einfach ist, ein Ventil gefunden zu haben, sich auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken zu können wie es kein*e andere*r tut. Allerdings musste ich bitterlich erfahren, dass Versprechungen und Vereinbarungen von Verlagen nicht eingehalten und Entscheidungen aktiv hinausgezögert wurden. Und sowieso können deutsche Verlage gerne mutiger werden.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass wir strukturell ein riesiges Männlichkeitsproblem haben.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
7AUF1STRICH wird derzeit mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
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