SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Cone The Weird.
Cone The Weird wurde 1979 in München geboren und lebt und arbeitet in Saarbrücken.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Das war keine bewusste Entscheidung. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich schon immer gezeichnet. Macht halt auch Spaß. Kann es sein, dass jedes Kind von Natur aus gerne Wände bemalt, bzw. generell gerne zeichnet? Ich glaube schon. Zumindest solange, bis dann Erwartungshaltungen in dein Leben kommen. Insbesondere auf Wände zu malen scheint jedem Kind instinktiv Freude zu bereiten, auch den großen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Future-Retro. Zeitlose, trippy Zeichnungen für ein besseres Reisen im Hier und Jetzt. Weirdism. Cool Shit. Meine Welt. Keine Ahnung, darüber denke ich eigentlich nicht nach. Ich bin einfach nur froh, nach vielen Jahren Hingabe einen Stil zu haben, den ich guten Gewissens meinen eigenen nennen kann. Ich versuche Kunst zu machen, die nicht nach Kunst aussieht.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Die Romantik, wurde mir mal nachgesagt. Andere wiederum finden meine Zeichnungen eher verstörend. Wahrscheinlich ist von beidem etwas vorhanden. Ähnlich dem Spektrum des Lebens, quasi von Hell bis Dunkel, findet man ne Menge in meinen Bildern. Grundsätzlich sind mir eher persönliche, emotionale Themen wichtig. Ich bin nicht die Sorte Künstler, der groß mit politischen Statements oder sonstigen Wachrüttel-Versuchen auffällt. Ich baue Türen, hinter denen sich andere Welten befinden, deren Deutung den individuellen Betrachtungsweisen unterliegt. Die Betrachter*innen sind dazu eingeladen in meinen visuellen Park zu spazieren. Wohin die jeweiligen Spaziergänge führen, das ist dann eine individuelle Erfahrung, mit der ich nicht mehr viel zu tun habe.
Wie suchst du dir Inspiration?
Natürlich auf Inspiration.com, dem bekannten Online-Portal. Boomer-Joke-Alert!!! Inspiration suche ich nicht bewusst, das passiert irgenwie beiläufig. Primär an Orten, die mit meinem Schaffen auf den ersten Blick kaum etwas zu tun haben, würde ich sagen. Ich kaufe wenig Bücher und Magazine aus den Bereichen Graffiti/Urban Art, schaue mich eher wenig auf sozialen Medien um und konsumiere diesbezüglich wenig. Gleiches gilt für die Welt der Comics und Graphic Novels. Ich liebe all diese Genres, dass wir uns da nicht falsch verstehen. Aus Angst mich zu sehr an anderen zu orientieren, wenn auch unbewusst, vermeide ich ausgiebiges Stöbern in meinen Gefilden. Ich mag es vernab meiner Wege nach inspirierenden Dingen zu schauen. Musik ist ein essentieller Faktor, der meine Arbeit maßgeblich beeinflusst. Sei es inhaltlich, konzeptuell oder in Form der Titel meiner Arbeiten. Ich suche nach untypischen, besonderen und im wörtichen Sinn „eigenartigen“ Ausdrucksformen. Bereits als Jugendlicher bin ich beispielsweise in Comicläden gegangen und habe nach Comics gefragt, die nicht nach Comics aussehen, ohne eigentlich zu wissen woher genau dieses Bedürfnis in mir kam. Natürlich hat das regelmäßig für verwunderte Gesichter bei den überforderten Verkäufern gesorgt.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie versprühen eine Art Leichtigkeit, die ich in anderen (Kunst-)Medien oft vermisse. Klar, bei weitem nicht alles wird in den jeweiligen Disziplinen als „kulturell wertvoll“ betrachtet, doch besonders Comics werden hierzulande von der breiten Masse tendenziell als etwas minderwertig und kindisch betrachtet. Zumindest ist der Stellenwert von Kulturschaffenden hierzulande etwas semi, wenn ihr versteht was ich meine ;) Nicht von ungefähr ist in den letzen 10+ Jahren vermehrt mit dem Label „Graphic Novel“ eine Art Re-Design des Genres Comic geschehen. Man versucht ein neues Image zu vermarkten, um neue Zielgruppen zu erreichen. Dagegen spricht grundsätzlich nichts, würde es nicht mit dem Beigeschmack einer Auf-/Ab-Wertung der Genres einhergehen. Ich mag es nicht, und mochte es noch nie, dass gewisse kulturelle Bereiche einen höheren Status erfahren und über Jahrzehnte hinweg darauf beharrt wird. Insbesondere Subkulturen und jüngere Szenen, bekamen lange Zeit kaum die Chance neben der Hochkultur auf größeren Bühnen stattzufinden. Nicht alles was Klassik ist, ist wertvoll, und nicht jeder Rave-Techno ist trashig. Ich liebe die DIY Attitüde, die man häufig in den Feldern Comic, Illustration, Graffiti/Urban Art, etc. findet. Ähnlich wie im Punk oder Hip Hop.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
+) Der Moment, als mir das erste Mal jemand persönlich für meine Arbeit gedankt und gesagt hat, meine Kunst hätte sie/ihn so berührt, dass sie selbst das Zeichnen angefangen und als festen Bestandteil in ihr Leben intergriert haben. Jemanden derartig berührt zu haben und etwas für sie Positives in ihr Leben zu bringen, das ist schon ein außerordentlich tolles Gefühl.
-) Die wiederkehrende Angst davor nicht gut zu sein oder zu versagen. Doch das betrifft bei Weitem nicht nur Zeichner*innen. Mittlerweile ist das deutlich entspannter und mit zunehmendem Alter geht man auch mit diesen Dingen im Leben einfach professioneller um.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass der Mensch einfach nicht zu lernen scheint.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Vielleicht etwas allgemein gehalten, doch meines Erachtens sehr wichtig: Support your locals, support your favorite artists. Viele Künstlerinnen und Künstler investern enrom viel Zeit, Energie und eh fast alles in ihre Arbeit, über Jahre und noch mehr Jahre. Bei niemanden kommen eine eigene Handschrift, Ruhm, Geld, Erfolg, etc. in den Schoß gefallen. Daher, wenn ihr wen toll findet, supportet sie/ihn. Kauft Merch, Prints, Originale, whatever. Selbst wenn ihr gar kein Geld ausgeben könnt oder wollt, schickt ein paar nette Worte und supportet virtuell. Das tut immer gut und hilft ganz besonders in Momenten, in denen man wieder (an sich) zweifelt.
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