SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Sarah Kneisch.
Sarah Kneisch wurde 1997 geboren, studiert in Münster und lebt und arbeitet in Hamm.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich habe mir schon seit ich denken kann gerne Geschichten ausgedacht. Selbst in meinen Grundschulzeugnissen steht, dass ich meine Zeit im Unterricht lieber mit „freiem Schreiben und Illustrieren“ verbrachte und nur mitarbeitete, wenn mich der Unterricht gerade auch interessierte. Das war aber zum Glück in der Regel der Fall! Irgendwann verlegte sich mein Fokus vom Schreiben eher zum Zeichnen, da mir die Kommunikation so irgendwie leichter fiel. Momentan arbeite ich aber auch wieder an meinen Schreibkünsten. Außerdem hat mir Zeichnen schon immer geholfen, wenn es mir schlecht ging. Ich hatte in gewisser Weise eine eher unschöne, aber leider relativ typische Kindheit und beim Zeichnen konnte ich immer total abschalten. Sogar heute kann noch neben mir eine Bombe explodieren und ich würde beim Zeichnen nichts bemerken!
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Eigentlich versuche ich nicht unbedingt in Schubladen zu denken, aber online habe ich oft den Begriff „semi-realism“ gelesen, welcher meinen Stil ganz gut beschreibt. Mit meinen Arbeiten will ich eine Verbindung zwischen Fantasie und Realität herstellen, sowohl im Motiv, als auch im Stil. Ich zeichne also vielleicht den ganz normalen Alltag einer modernen Hexe oder den Sternenhimmel mit realen Konstellationen, aber viel mehr Farben. So genau denke ich aber ehrlich gesagt gar nicht über meinen Stil nach, ich mache einfach das, was mir Spaß macht.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Was mir spontan einfällt, ist die Repräsentation von mentaler Gesundheit und allgemeinen queeren Thematiken. Ich möchte nicht unbedingt in erster Linie Geschichten schreiben, in denen z.B. die Sexualität eines Charaktere den großen, zentralen Konflikt der Geschichte darstellt, sondern ein Charakter, dem etwas passiert und dieser Charakter ist zufälligerweise queer. Außerdem liebe ich Geschichten, die nicht dem Status quo entsprechen! Das Happy End muss nicht immer die Hochzeit von Prinz und Prinzessin sein. Wieso kann die Prinzessin nicht eine WG mit der kauzigen Hexe im Wald gründen und so glücklich sein?
Wie suchst du dir Inspiration?
Oft entstehen meine Illustrationen eher aus einer Emotion heraus als aus einer konkreten Idee. Das klingt vielleicht etwas komisch, wenn man das nicht selbst so macht, aber ich konzentriere mich einfach darauf, was ich gerade fühle und zeichne erst einfach drauf los. Sehr oft höre ich dabei Musik, die zu dieser Stimmung passt (oder auch gar nicht passt) oder ich erinnere mich an Situationen, in denen ich mich ähnlich gefühlt habe wie das, was ich mit dem Bild vermitteln will. Dabei sind die genauen Situationen aber meist vollkommen anders! Sehr viel Inspiration bekomme ich auch durch den Austausch mit anderen. Ich liebe es zum Beispiel, wenn jemand eins meiner Fanarts kommentiert und meine Idee weiterspinnt. In den so entstehenden Gesprächen bekomme ich immer mindestens 12,76 neue Ideen zum Zeichnen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Kunst bildet die Wahrnehmung der allgemeinen Gesellschaft und besonders durch visuell erzählte Geschichten können Minderheiten als „normal“ dargestellt und in den Alltag der Allgemeinheit gebracht werden. Dabei muss besagte Minderheit auch gar nicht im Fokus stehen, sondern einfach nur existieren. Außerdem ist der Fantasie beim Illustrieren im Vergleich zu vielen anderen Medien keine Grenzen gesetzt und stilisierte Arbeiten altern meiner Meinung nach viel besser als beispielsweise CGI!
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Aus sehr vielen Gründen wäre das definitiv das Jahr, in dem ich mein Working Holiday in Neuseeland verbrachte. Ich hatte beispielsweise gerade meine Erzieherausbildung und meine Psychotherapie beendet, war das erste Mal wirklich im Ausland, habe alles vollkommen alleine organisiert, weil eine Freundin kurzfristig abgesprungen war und es war eine letzte Pause, bevor ich mich für das Designstudium an der MSD bewerben würde, um endlich das zumachen, was ich wirklich will. Generell ist das Jahr also ein Umbruch in meinem Leben und die vielen Eindrücke, die ich sammeln und die Menschen, die ich kennenlernen durfte, prägen meine Arbeiten unglaublich stark! Ein konkretes Ereignis aus diesem Jahr wäre der Vortrag von Daniel Falconer als Teil der Weta Speaker Series. Der Vortrag selbst war unglaublich lehrreich und beeindruckend, aber noch besser ist mir das Gespräch danach in Erinnerung geblieben! Er hatte sich nämlich noch die Zeit genommen, um mit uns in einer Kleingruppe von vielleicht sieben Leuten über die LOTR Filme, Concept Design und die Arbeit in der Filmindustrie zu sprechen!
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Überarbeitung in unserer Gesellschaft so verherrlicht und gefördert wird! Harte Arbeit ist eine Sache, aber sich dafür selbst kaputt zu machen ist eine ganz andere und ich finde es schlimm, dass so viele Menschen schon bei einer kleinen Pause ein schlechtes Gewissen bekommen und das Gefühl haben faul zu sein.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Noch kann ich nicht viel zu dem Projekt selbst sagen (das Charakter Design der Protagonistin ist aber in meinen Beispielbildern hier!), aber ich arbeite gerade mit einer Programmiererin an einem Dark Fantasy Game, welches stark von Frau Holle bzw. der originalen Legende von Perchta inspiriert ist.
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