SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Sebastian Koch.
Sebastian Koch wurde 1983 geboren und lebt und arbeitet in Ludwigsburg und Mainz.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Gezeichnet habe ich (wie wohl die meisten Illustratoren) schon immer gerne. Wobei ein prägendes Ereignis war, als ich mit 5 Jahren für die Musikschule ein Bild zu der Fabel vom Raben und dem Fuchs malen sollte. Ich habe mich geweigert, das Bild zu malen, weil ich absolut sicher war, dass ich es nicht gut hinbekommen würde. Nichts zu machen. Nach viel gutem Zureden habe ich es dann doch versucht und das Bild ist auch ganz gut geworden. Nachdem ich einmal diesen inneren Widerstand überwunden hatte, wusste ich, dass mir Zeichnen irgendwie liegt. Etwa 12 Jahre später, gegen Ende der Schulzeit, habe ich dann angefangen mich mit Trickfilm zu beschäftigen. Das fand ich spannend, weil zur Zeichnung an sich noch Bewegung und Ton dazu kommt. Während meines Design-Studiums habe ich dann auch überwiegend Trickfilme gemacht. Wobei ich einen leichten Drall in Richtung Comics und Illustration bekommen habe, als ich nach ein paar Semestern in der FH-Bibliothek auf ein R. Crumb-Skizzenbuch gestoßen bin, das mich ziemlich beeindruckt hat.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Schwer zu sagen. Ich pendle zwischen abstrahiert und realistisch, wobei ich eine reduzierte Abbildung, die noch Platz für Phantasie lässt, am spannendsten finde. Und ganz wichtig: ich wechsle gerne öfters das Arbeitszeug, das lockert auf.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich mag dokumentarische Zeichnung (wie z. B. von Olivier Kugler) sehr gerne. Eigentlich alles, was vor Ort stattfindet.
Wie suchst du dir Inspiration?
Indem ich mir andere Künstler angucke (Pinterest, Instagram, Bücher, aber nicht zu lange!), gelegentlich auch, indem ich mit meiner Kamera los ziehe und nach interessanten Orten/Personen/Lichtstimmungen suche.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie können gut verdichten, betonen, den Blick lenken. Schwierige Themen einfach veranschaulichen. Aufmerksamkeit gewinnen. Faszinieren. Unterhalten.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Ich wurde mal gebucht, um auf einer Hochzeit Portraits der Gäste zu zeichnen. Unter anderem auch die Großmutter der Braut, eine sympathische 90-Jährige. Während ich sie zeichnete, hatten wir ein sehr nettes Gespräch, aber die Zeichnung, die ich von ihr gemacht habe, mochte sie nicht. „Das soll ich sein? Aha nagut“, war ihr Kommentar. Etwas später kam ein kleiner Junge, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, den ich kurz vorher auch schon portraitiert hatte zu mir, und er sagte: „Darf ich Dir was sagen? Schöner als Du kann man ja wohl garnicht zeichnen.“ Das hat mich dann sehr gefreut. Enttäuschung und Zufriedenheit, beides am gleichen Tag, beides wegen ähnlich guter Portraits. Daran sieht man wie stark sich die Wahrnehmung einer Zeichnung unterscheidet.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es immer noch schwer ist, als grafischer Künstler gut um die Runden zu kommen. Lasst uns vernetzen und für gute Bezahlung kämpfen!
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
2019 ist das Urban Sketchbook Band II erschienen, der zweite Teil einer Skizzenbuch-Anthologie, für die ich die Beiträge ausgewählt habe. Wer sie noch nicht kennt, gerne mal rein gucken.
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