LEO LEOWALD

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Leo Leowald.

Leo Leowald wurde 1967 in Gummersbach geboren und lebt und arbeitet in Köln.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Einzelkind, Dorfrand, regenreiche Sommer, viele Papier. Für die Bilder werde ich von meinen Eltern gelobt. In der Grundschule kann ich mit einem durchgepausten Goofy reüssieren. Da mir Mannschaftssport zu verkopft ist, bleibt nur Zeichnen. Ein reaktionäres Kleinstadtgymnasium verschüchtert mich einige Jahre so stark, dass ich ausschließlich über Witzbildchen kommuniziere. Später wird dann alles gut.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Wäre ich Musiker: Lo-Fi. Wobei: bei Illustrationen bin ich eine Weile lang einem altmodischen Popbegriff gefolgt, da sollte jedes Album anders klingen. Die Comics sind eher Ramones. Wobei: neuerdings spiele ich auch Akustikgitarre.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Im Moment denke ich viel über das Thema „Arbeit“ nach. Vermutlich, weil ich ein paar Monat lang dank Corona keine hatte. Thema ist, was mir begegnet und mich interessiert. Wichtiger als die ausgewählten Themen finde ich die Haltung, mit der Themen beleuchtet werden. Haltung kann auch verhalten sein, Meinung poltert immer gleich los. Ich mache nicht gerne Frontalunterricht, wo die Pointe die Stunde beendet. Lieber sind mir lose Enden, aus denen man dann selbst noch was basteln kann.

Wie suchst du dir Inspiration?

Wenn man viel zeichnet oder sich ständig Geschichten ausdenkt, liegt man immer auf der Lauer. Der Ideenradar pingt, wenn ein visueller Eindruck, ein aufgeschnappter Satz oder eine Nachricht Ausgangspunkt für eine Geschichte sein könnte und schnell für später notiert werden muß. Wenn ich doch mal suche, suche ich bei Künstler*innen aus andere Bereichen. Kreativprozesse sind überall ähnlich, und wenn ich mich von einer Tanzperformance inspirieren lasse, ist die Gefahr, dass ich etwas Vorhandenes doppele, geringer, als wenn ich mir Zeichnungen ansehe. Bei Zeichnungen klaue ich hemmungslos alles, was mir gefällt. In der Mischung merkt das ja sowieso keiner.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Haare schneiden.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ein Freund erzählte mir, ein Bekannter, der in Japan arbeitet, würde seit Jahren meine Comicstrips aus der Jungle World ausschneiden und sammeln. Mein schlimmstes Erlebnis trage ich ab und zu bei Lesungen vor. Das ist aber so schlimm, dass ich es hier unmöglich aufschreiben kann. Ach ja: und der Bruder von DJ Sven Väth hat mich mal fies übers Ohr gehauen, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Ich finde schlimm, dass dank Algorithmen alle noch mehr im eigenen Saft schmoren als sonst schon immer und… Huch! Ist das etwa Instagram hier?!

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Im Mai 2021 erscheint beim Emons Verlag das Buch „Mit Comics durch Köln“, eine von mir zusammengestellte und herausgegebene Comicanthologie, die der Behauptung, Köln habe eine Comicszene, Taten folgen lässt. In Form eines gezeichneten Stadtführers erfährt man, wer sich in Köln comiczeichnend so alles herumtreibt. Die Beiträge erkunden die Stadt und die Bandbreite, die Comics zwischen Zeitungs- oder Onlinestrip, Manga, Graphic Novel, Cartoon, Animation und Kunst zu bieten haben. Das wird ein grandioser Rundumschlag mit rund 25 famosen Zeichner*innen und – sensationell – ohne einen einzigen Dom! Drumherum wird es, soweit Corona das zulässt, sicher auch ein paar Veranstaltungen geben. Also Augen weit auf im Mai!

Website: www.leowald.de
Website (2): www.zwarwald.de
Instagram: @zwarwald

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