SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Wiebke Bolduan.
Wiebke Bolduan wurde 1994 in einem Dorf bei Eisenach (Thüringen) geboren und lebt in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Wie die meisten hier bestimmt hab ich eigentlich schon immer gezeichnet. Also seit ich denken kann. Ich bau in meine Antwort mal ein paar Anekdoten ein, das ist vielleicht spannender. Eine Legende besagt, dass ich als kleines Kind mal eine Phase hatte, wo ich nur mit schwarz gezeichnet (gemalt) hab. Worauf ich mir sehr viel einbilde im Nachhinein. Eigentlich hab ich Zeichnen auch schon immer mit Geschichtenerfinden verbunden und meine ersten comicmäßigen Sachen (so mit 6..7..8.. Jahren) handelten von mir und meinem Hamster und irgendwelchen Abenteuern, die wir zusammen erleben. Dabei hab ich mir immer Diddlmaus-große Füße gemalt. In meiner Schulzeit (Pubertät) hatte ich meine erste große Zeichenkrise. Es ging darum, dass ich plötzlich nicht mehr wusste, wie man am besten Haare zeichnet. Ich war so allmählich aus meiner Manga-Phase raus und ich glaube, ich musste einfach mit mir klären, ob ich nun eher Strähnen als Dreiecke oder als feine Striche zeichnen soll. Dazu fällt mir ein, wie ich mal für die Schule ein Mädchen gezeichnet hab und jemand fragte, warum sie denn eine Plastiktüte auf dem Kopf trage. Es sollten aber … ihre Haare sein. Später als ich (leider nicht big) im Fanart-Business war, hat ein Comicstrip von mir auf tumblr mal über 1000 notes bekommen und dieser Erfolg hat sich in mein Hirn eingebrannt.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ausgeklüngelt. Aber es ist wichtig regelmäßig Staub zu wischen.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Es fällt mir sehr schwer ernsthaft zu antworten. Aber momentan beschäftigen mich Themen wie große Verwirrung bezüglich des eigenen Lebenswegs, große Verwirrung beim Aufwachsen, große Verwirrung bezüglich der eigenen Persönlichkeit und Einsamkeit.
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich versuche, sehr regelmäßig rauszugehen. Was man erstmal so stehen lassen kann. Meistens zeichne ich da aber auch Leute und alles um mich rum. Und ich schreibe oft noch dazu, was Leute so sagen. Rauszugehen ohne zu zeichnen und einfach nur zu beobachten, ist auch schön. Aber verkrampft nach Inspiration suche ich eigentlich nie. Was nicht heißt, dass mir einfach locker flockig alles zufällt. Vielleicht ist die ultimative Antwort auch, sich selbst genügend Abwechslung zu verschaffen und auf das Unterbewusstsein zu vertrauen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Mir reicht es, glaube ich, hier festzuhalten, dass Comics für mich genauso Geschichten erzählen können wie Romane, Filme oder Serien.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Ich will lieber vom schlimmsten Erlebnis schreiben, weil das so schön reißerisch ist. Wenn man draußen auch mal fremde Leute zeichnet (heimlich), kommt es schon alle paar Monate mal vor, dass jemand das nicht so gut findet. 2x oder so hat jemand dann schon das Argument gebracht, dass eine Person zu zeichnen, schon so sei, wie ungefragt Fotos von ihr zu machen. Schon beim Schreiben habe ich gerade wieder ein Gefühl, ein komischer Stalker zu sein, und meistens kann ich dann auch nie cool bleiben, sondern packe schnell meine Sachen und verschwinde. Ich habe mal einen Kurs in Dänemark gemacht, wo eine Übung war, dass wir fremde Leute vorher FRAGEN, ob wir sie zeichnen dürfen. Was für mich persönlich eher maximal awkward war, deswegen lebe ich damit, eine Verbrecherin zu sein.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass mir immer noch Sachen nicht egal sind, die mir mittlerweile eigentlich egal sein könnten. Das Geheimnis, wie lange ich gebraucht hab, um mir diesen Satz zusammenzuzimmern, nehme ich mit ins Grab.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Ich hab ein Büchlein mit Zeichnungen selbstveröffentlicht namens „Somewhere else“, das ich nach wie vor gerne verkaufe.
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