SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Jenne Grassmann
Jenne Grassmann wurde 1991 geboren und lebt und arbeitet in Leipzig.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich zeichne eigentlich seit ich denken kann. Ich war als Kind sehr schüchtern und introvertiert und so konnte ich mich am besten ausdrücken und Erlebtes verarbeiten. Meine Eltern brauchten mir damals auch einfach nur Papier und Stift in die Hand drücken und ich war stundenlang beschäftigt.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Mein Stil fühlt sich manchmal an wie eine bunte Tüte Konfetti — wild durcheinander. Ich finde nicht, dass ich DEN EINEN Stil habe. Da kommt es bei mir auch oft auf das Medium und auf meine Stimmung an. Mal will ich bunt sein, mal aber auch monochrom. Oft aber witzig und wenn bunt dann doch mit sehr viel rosa. Sonst auch eher weich, handgemacht, unperfekt, rau und manchmal kritzelig.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Selbstliebe und Feminismus sind Themen, die in meinen Arbeiten besonders oft vorkommen. Ich zeichne so gut wie gar keine Figuren, die einen normschönen Körper haben. Diese werden sowieso schon viel zu oft gezeigt und die meisten Menschen sehen einfach nicht so aus. Deswegen gibt es dann bei mir mehr Bauch, mehr Beine und Hängebrüste.
Wie suchst du dir Inspiration?
Manchmal sind es Menschen die ich auf der Straße sehe. So sind zum Beispiel meine »Peculiars« entstanden. Manchmal sind es aber auch wichtige Themen die mich beschäftigen oder eigene Erfahrungen. Ich suche aber auch nie Inspiration, meistens passiert es dann einfach und ich habe eine Idee.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Ich denke, dass man seine Gefühle und Erlebnisse mit Illustrationen schneller umsetzen kann als mit anderen Medien — alles was man braucht ist ja nur ein Stift und Papier. Auch kann man Dinge zeichnen und Tabuthemen visuell ansprechen, die z.B. als Fotografien auf sozialen Medien leider schnell gelöscht werden würden. Ich persönlich kann meine Gefühle und meine Erlebnisse durch das Illustrieren am besten ausdrücken. Ich habe Aphantasia und somit überhaupt kein bildliches Vorstellungsvermögen. Mein Freund sagte einmal, dass das Zeichnen somit meine Art vom visuellen Denken ist. Den Gedanken finde ich sehr schön.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Eines meiner schönsten Erlebnisse war, als mich eine sehr liebe Person auf eines ihrer Instagramfotos verlinkt hat. Das Foto zeigte meine Haus-Risografie eingerahmt an der Wand und in der Beschreibung stand ein sehr sehr langer Text über ihre Lebensgeschichte und wie wertvoll ihr ein Ort ist, den sie Zuhause nennen kann und dass der Druck dieses Gefühl in ihr auslöse. Das hat mich furchtbar glücklich gemacht. Wenn meine Illustrationen in Menschen etwas auslösen und/oder sie glücklich machen, ist das das schönste für mich.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es noch immer keine Gleichberechtigung gibt und dass viele Menschen ignorieren, dass es sie nicht gibt. Mir ist nicht egal, dass der Wert einer Frau immer noch von ihrem Aussehen oder ihrer Kleidung abhängig gemacht wird. Mir ist nicht egal, dass der Wert eines Menschen von seinem Körpergewicht abhängig gemacht wird. Mir ist nicht egal, dass Menschen andere Menschen in Machtpositionen wählen, welche offen homophob, transfeindlich, sexistisch und rassistisch sind. Mir ist nicht egal, dass es in 2020 überhaupt noch rassistische, sexistische, homophobe und transfeindliche Menschen gibt.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Für meinen Onlineshop mach ich natürlich gerne Werbung. Also falls du Bock auf Linoldrucke mit coolen Frauen hast, dann ab auf etsy.com/shop/jennegrassmann Wenn du in Leipzig wohnst oder mal spontan hier zu Besuch bist, kannst du auch gerne bis Mai bei der lieben Anna im Café Kune auf der Eisenbahnstraße vorbeikommen und dir meine Ausstellung anschauen und/oder dir kostenlos das Ahoi Leipzig Stadtmagazin im März holen, da wird die Ausstellung nämlich gefeatured.
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