SUSANNE VON HALEM

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Susanne von Halem

Susanne von Halem wurde 1983 geboren und stammt aus Rastede bei Oldenburg.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Diese Frage ist für mich sehr schwer zu beantworten, da ich mich schlicht und einfach an keinen Zeitpunkt meines Lebens erinnern kann, zu dem ich nicht gezeichnet habe. Meine Mutter war sehr begeistert, mich als Kind zu haben, denn ich war schon als Kleinstkind mit Papier und Buntstiften zufrieden und den ganzen Tag beschäftigt. Auch mein Bruder sagte mal zu mir, dass ich in jeder seiner Kindheitserinnerungen mit Stift und Papier dasitze. In der Schule war ich immer die, die während des Unterrichts malt. 2005 begann ich dann mein Kunststudium in Kiel, während dem ich schnell feststellte, dass ich für die große, gesellschaftskritische und zerrüttete Kunst einfach ein viel zu fröhliches Wesen habe, und mein Professor schrie mich mal an: “Mit deiner süßen Scheiße kannst du in den Kindergarten gehen!”. Damals für mich ein riesen Schock, aber dann augenöffnend. In der Kinderbuchillustration habe ich dann meine ganz große Liebe gefunden. Mich macht es unheimlich glücklich, süße, schöne Bilder zu malen, die kleine Menschen auf ihrem Lebensweg stärken, sie glücklich machen und ihre Fantasie beflügeln und ihnen kleine Freunde an die Seite stellen die sie auf ihrem Lebensweg begleiten. Mit Franziska Stubenrauch hatte ich im Studium eine tolle Dozentin, die mir geholfen hat, einen Stil zu finden und mich in meinem Weg unterstützt hat. Seitdem war klar, dass es für mich nichts anderes mehr als die Illustration gibt.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Süß, kindlich, freundlich, lieb, fantasievoll, greifbar. Was die Malmittel angeht bin ich sehr offen, aber egal was ich male – es wird immer süß.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich hatte selbst keine leichte Kindheit und Jugend und war sehr stark von Mobbing betroffen. Ich wurde ausgegrenzt und wirklich schlimm behandelt, weil ich schon immer dick war. Mir liegt es sehr am Herzen Kinder, die egal auf welche Weise “anders” sind, zu stärken und ihnen zu zeigen, dass sie fantastisch sind wie sie sind, dass es langweilig wäre, wären wir alle gleich und es keinen Grund gibt, weshalb sie weniger liebenswert sein sollten.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ganz klischeehaft beantwortet: Meine Kinder sind meine größte Inspiration. Ich habe zwei Söhne im Alter von sechs und drei Jahren. Der große ist extrem kreativ und wortgewandt und hat immer tolle Ideen – da habe ich schon einige gute Ideen geklaut. Der kleine ist sehr offen und begeistert vom Leben und den Dingen um ihn herum – durch ihn sehe ich viele Dinge mit anderen Augen. Und es hilft auch, dass ich einfach nie richtig erwachsen geworden bin.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Illustrationen regen die Fantasie an, ohne sie durch Bildgewalt zu erschlagen. Sie ermöglichen Kindern ihre Fantasie zu erleben und zu erweitern, Geschichten weiter zu spinnen und zu träumen. Andere Medien wie das Fernsehen erschlagen Kinder mit Bildern, Tönen, Geschichten – da ist kein Raum für eigene Fantasie. Eine schöne, gut gemachte Illustration gibt gerade den richtigen Anreiz, damit die Fantasie des Kindes Flügel bekommt.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Vor einiger Zeit bat mich eine Familie, ein Bild ihrer verstorbenen Tochter zu malen. Es war schön für die Familie, so eine besondere Erinnerung zu schaffen, aber ich habe während der gesamten Zeit der Anfertigung nicht aufhören können zu weinen. Mein schönstes Erlebnis war, dass ich mein erstes Buch fertig geschrieben hatte und es meinen Kindern vorgelesen und ihnen die Bilder gezeigt habe. Sie waren total begeistert und schon am gleichen Tag konnten sie Teile des Texts auswendig. Es hat mich unheimlich glücklich gemacht, dass etwas, was ich erschaffe, Kinder glücklich machen kann. Das Buch erscheint übrigens im Frühjahr bei der ↦ Deutschen Pappebuch Gesellschaft.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass es Kinder gibt, die unglücklich sind mit sich, die nicht sehen, wie toll sie sind und denen ihr Umfeld nicht zeigt, dass sie fantastisch und besonders und einzigartig sind. Dass es egal ist, ob ein Kind schwer hört, nicht gut das Gleichgewicht halten kann, dick ist, dünn ist, rote Haare hat, große Ohren hat, Rot nicht von Blau unterscheiden kann, das K nicht richtig sprechen kann etc… Ich möchte, dass Kinder schon von kleinauf lernen, sich selbst so zu lieben wie sie sind. Unsere Gesellschaft zeigt uns täglich, wie der optimale Mensch aussieht, aber nicht, dass es diesen Menschen nicht gibt – und es eigentlich auch nicht erstrebenswert ist dieser perfekte Mensch zu sein. In meiner Vorstellung ist dieser Mensch furchtbar öde. Ich möchte, dass Selbstliebe nicht erst beginnt, wenn wir erwachsen sind und schon zwanzig Traumata mitbringen, die wir erstmal überwinden müssen, sondern, dass sie von Anfang an gelehrt wird, dass wir den Kindern zeigen wie es geht, indem wir es vormachen und dass die nächste Generation einfach ein glückliches Leben hat.

Website: www.vonkrawall.de
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