SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Noëlle Kröger.
Noëlle Kröger wurde 1997 in Hamburg geboren und immer noch dort für das Illustrationsstudium verhaftet.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Irgendwie war ich schon immer sehr überzeugt davon, dass ich das gut kann (man könnte also sagen: aus Überheblichkeit) und dank Seiten wie deviantART, später dem Kunstprofil an meiner Schule und jetzt der HAW Hamburg, gab es immer eine Community, die die Passion am Laufen gehalten hat.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Liebevolles Schribbelschrabbel.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Das eine Thema, mit dem ich mich immer wieder auseinander setze ist Geschlecht, oder besser Gender. Kann ich geschlechtlich uneindeutige Figuren entwerfen? Was bedeutet es, wenn meine Figuren dann anthropomorphe Tiere sind? Wie ist es (gender)queer zu sein? Meine beiden letzten größeren Projekte waren Theaterstückadaptionen und auch da ging ich mit einer queeren Perspektive heran.
Wie suchst du dir Inspiration?
Virtuelles und analoges Spazierengehen. Beides sind tolle Gelegenheiten zum Tagträumen und Sammeln. Wenn ich dann ein neues Projekt beginne schaue ich erstmal „das Archiv“ durch und alles, was passende Assoziationen weckt, wird im Projektordner abgespeichert. Im finalen Projekt ist oft wenig davon übrig, aber es bietet mir Futter für den Anfang. Außerdem inspirieren mich Worte in Form von Erzählung und Theorie sehr.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Dank der seriellen Zeichnung im Comic kann Perspektive (im Sinne von Weltanschauung) wie beiläufig hinterfragt werden. Eine Figur könnte in einem Panel plötzlich ganz anders aussehen, durch den Kontext der Seite trotzdem erkennbar bleiben – aber durch die Veränderung alles andere in ein neues Licht rücken, die konstruierte Wahrheit der Geschichte also instabil machen. Es gibt mehrere Spannungsfelder im Comic (simultan – sukzessiv, Bild – Text, Ganzheit – Auflösung, Kollektiv – Individuum…) die einen? solchen Spielraum geben. Ob ein Comic das transformatorische Potenzial nutzt, würde ich aber nicht als Qualitätsmerkmal werten. Letztlich kann im Comic auf unendlich viele Arten alles erzählt werden und die verschiedenen Ansätze sind gerade das Schöne daran.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Das schönste Erlebnis ist immer, das fertige Buch oder Zine in den Händen zu halten. Aller Schmerz ist dann kurz vergessen.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Verbündetenschaft eine Handlung und kein Status ist.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
„Mein Gender ist der Einsamste Cowboy im Wilden Westen“, eine Figurentauschparty organisiert von Aaron Meyer und mir. Wird auch im Oktober auf dem Comicfestival Hamburg 2021 ausgestellt! Mit Beiträgen von: Helena Baumeister, Benedikt Beck, Wiebke Bolduan, Ronja Fischer, Ayşe Klinge, Noëlle Kröger, Aaron Meyer, Erik Müller, Marika Reis, Natyada Tawonsri, Lena Winkel. Vorbestellbar hier.
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