7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Marie Doerfler.
Marie Doerfler wurde 1993 geboren und lebt und arbeitet in Wien und Regensburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Zeichnen war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Ausdruckes – es hat mir erlaubt, mich in andere Welten zu träumen und in dieser Welt zu kommunizieren. Neben gezeichneten Weihnachtswunschlisten und bemalten Blättern in meinen Schulheften fand ich auch immer etwas sehr Therapeutisches daran, meinen Gefühlen Ausdruck zu geben.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Beim Gestalten befinde ich mich oft in einem sehr intuitiven und suchenden Prozess – auch finde ich es spannend, dass ich zu Beginn oft gar nicht weiß, was herauskommen wird. Es ist immer ein kleines Abenteuer und mir ist es wichtig, das Bild fühlen zu können. Dabei habe ich gelernt, mir Rahmenbedingung zu stecken und gemerkt, dass ich viele Stile bin. Es gibt da den grafischen, flächig aufgebauten Stil, um dessen Farben sich so manche Linie schmiegt und es gibt den kleinteiligen verspielten Stil, der mit viel Struktur durch die Linie arbeitet. Ich bin gerade immer wieder dabei herauszufinden, wie ich diese sich für mich unterschiedlich anfühlenden Abfolgen zusammen bringe.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Früher habe ich immer gesagt, dass es mir wichtig ist, dass bei den betrachtenden Personen ein sogenanntes „Schmunzeln“ auftritt – was ich immer noch sehr liebe. Heute geht es mir noch viel mehr über Tiefe und Emotion in meinem Arbeiten. Auch um ein emphatisches Wahrnehmen und Reflektieren – mit sich selbst, den umgebenen Menschen, Tieren, Pflanzen und unserer Umwelt.
Wie suchst du dir Inspiration?
Wichtige Quellen sind die Alltäglichkeit – all das, was und wer mich umgibt. Es ist aber auch die Natur mit ihren Formen, Farben, Strukturen und Gerüchen. Die Gespräche und der Austausch mit Menschen, das Blättern durch (Bilder-)Bücher sowie das Kraulen eines Felles. Museen sind ein Ort, wo ich mich wohlfühlen und inspirieren lasse, und das Internet ist natürlich auch sehr prägend. Aber auch die Veränderung – Neues zu sehen und zu lernen. In die Fülle zu gehen und mich dann wieder zurückzuziehen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Ich finde es so spannend, dass es ein Mittel der Kommunikation ist, was eine große Vielschichtigkeit mit sich bringt und Menschen so viel Unterschiedliches dabei fühlen, verstehen und wahrnehmen. Aber ich glaube, das Wundervollste an der Illustration ist, dass alles möglich ist und es keine Schwerkraft gibt.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Im Bachelorstudium hatte ich an einem internen Illustration-Wettbewerb zu Texten von Bertolt Brecht teilgenommen und wurde nicht für die Ausstellung ausgewählt – da ich zu diesem Moment schon von meiner Passion zur Illustration überzeugt war, hatte mein Zeichnerinnen-Selbstwert einen Knacks bekommen. So sehr, dass ich mich in meinem Auslandssemester an der Falmouth University nicht getraut hatte zu fragen, ob ich von Grafik Design zu Illustration wechseln könnte. Aber als bei einer letzten Besprechung der Professor meinte, dass ich mehr wie eine Grafikerin denken soll und weniger als eine Illustratorin, war mir klar, dass ich aber genau so denken möchte. Aus dem Grund war ich super glücklich als ich zu meinem Master-Studium an der HAW in Hamburg angenommen wurde und vor allem, dass ich dort ganz viele großartige Illustrator:innen kennenlernen durfte.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass so viele Gestalter:innen nicht sehen wie toll sie sind. Ihr seid es – und eure Arbeit ist es wert, angemessen honoriert zu werden!
7AUF1STRICH wird derzeit mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
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