LUCIE LANGSTON

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Lucie Langston.

Lucie Langston lebt und arbeitet in Mainz.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

In meiner Kindheit war das Zeichnen ein wichtiger Eskapismus von einer schwierigen Realität. Ich konnte Stunden damit füllen, zu zeichnen ohne zu merken, wie alleine ich war. Später wurde es zu einem Werkzeug mein Leben zu kommentieren und meine wichtigsten und essenziellen Gedanken sichtbar zu machen. Das Zeichnen hat mir schon immer entweder Kraft oder Trost gespendet.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Atmosphärisch! Ich liebe es geradezu mich und die Betrachter*innen emotional zu „erwischen“. Dazu gehört oft ein bisschen Melancholie sowie eine kleine Prise Humor. Wenn es die Zeit hergibt, arbeite ich extrem detailverliebt. Wie viele Striche schafft man eigentlich so pro Minute? Im Comic orientiere ich mich stilistisch in der Darstellung der Figuren stark am Realismus. Alle Figuren haben jedoch eine Outline und die Augen sind Punkte. Die Punktaugen irritieren kurz und erinnern die Leser*innen daran, dass meine Geschichten in der Regel zwar nicht fiktional sind, aber dennoch von mir nachkonstruiert werden. Zudem wird oft mit einer Schraffur Plastizität angedeutet, so dass es sich nicht um einen rein flachen Stil handelt. Im Gegensatz dazu verzichte ich weitestgehend auf das Schattieren, wodurch die Figuren sich nicht ganz homogen in die Hintergründe einfügen, sondern ins Auge stechen: „They pop!“

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Allgemein bereitet mir der fehlende Diskurs zu Themen der Psychischen Gesundheit, Tod, Freitod, Rassismus, Antirassismus und Critical Whiteness, Fleischindustrie, Massentierhaltung, die Menschliche Ernährung und die Klimakatastrophe, LGTBQ+ und Diversität etc. große Bauchschmerzen. Mir sind also politische, psychologische und gesellschaftliche Themen sehr wichtig. I believe when one becomes active, one creates hope!

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich interessiere mich einfach für Politik! Ich höre Podcasts und lese verschiedene digitale journalistische Medien. Oft ist es leider Verzweiflung oder sogar Wut, die mich dazu veranlassen ein Thema zu bearbeiten. Daneben lese ich tatsächlich viele Comics und Bücher und schaue mir Kunst von Frauen und anderen Minderheiten, Schwarzen Künstler*innen und Künstler*innen of Color an. Dank der Pandemie suche ich verstärkt via Instagram nach Inspiration aller Art. Allerdings jongliere ich bei all diesen Quellen zwischen Inspiration und Überforderung.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Was Comics angeht, liegt die Macht vor allem in der Hybridität: Bild, Wort und Zeit als Zeichnerin zu kontrollieren ist die Power die wir im Comic nutzen um Geschichten zu erzählen. Ich bin dann Autorin, Regisseurin, Bühnenbildnerin und Requisiteurin — zeitgleich! Es ist eine menge Arbeit, aber ich liebe es einfach!

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Mein schönstes Erlebnis war wohl bislang die Veröffentlichung meines autobiographischen Comics „Through the Dunes“ bei der New York Times als eigenständiger Artikel in der Opinion Section der digitalen Zeitungsausgabe Mitte 2020. Der Comic wurde anschliessend im Januar 2021 unter „the most memorable illustrations of 2020, as chosen by the art directors of The New York Times“ gewählt. Yay!

Das schlimmste ist das Warten auf einen neuen Auftrag, auf Veröffentlichungen oder auf Antworten aller Art. Warten allgemein fällt mir schwer, ich habe ständig Angst, dass „es das jetzt war“, mich niemand mehr bucht, ich geghostet oder gecancelt werde. Passend dazu habe ich einmal einen Comic einem potenziellen Kunden angeboten, der sich nicht dazu meldete. Also habe ich den Comic nach zwei Wochen einem anderen Kunden vorgestellt. Kurz darauf hatte ich Angebote von beiden im Postfach. Ich musste also einem Kunden wieder absagen. Ich hatte die Befürchtung, diesen Kontakt zu verlieren und dadurch eine Tür zuzuschlagen, die gerade erst für mich geöffnet wurde. Das war eine schlaflose Nacht für mich.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, dass Frauen, BIPoC und LGBTQ+ nach wie vor unterrepräsentiert oder schlechter bezahlt werden! Mir ist auch nicht egal, dass immer noch viele Unternehmen/Auftraggeber gerade junge Künstler*innen um unbezahlte Jobs gegen angebliche Sichtbarkeit anhauen. Don’t do it!

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen: 

Mein derzeitiges Herzens-Project ist ein Comic über Critical Whiteness. Da es aber noch nicht veröffentlicht ist, kann ich es auch noch nicht zeigen. Sneek Peaks gibt es ab und zu auf meinem Instagramaccount @lucielangston. Wenn Ihr mich gerne Supporten wollt, schaut euch meine Kunstdrucke bei InPrnt an. Oder spendiert mir nen Kaffee auf Buy me a Coffee. Cheers!

Website: https://lucielangston.de
Instagram: @lucielangston

Hände
Ausblick
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Comic Through the Dunes
Comic Through the Dunes

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