JACEK PIOTROWSKI

SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Jacek Piotrowski.

Jacek Piotrowski wurde 1972 in Łódź, (Polen) geboren und lebt und arbeitet in Luzern (Schweiz).

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Vor ca. 3,5 Jahren. Ich bekam einen Malkasten und Buntstifte geschenkt. Dachte mir, kaufst noch Papier dazu und machst was Farbiges. Seitdem… Nee also, es bagann natürlich in den Kinderjahren. Mein Großvater hat viel gezeichnet, gemalt und es war immer besonders, ihm in seinem Atelierzimmer dabei zuzusehen. Da blieb sicher was hängen und entwickelte sich weiter. Später war Zeichnen der rote Faden, der mir eine Art Halt gab im unsteten Leben. Und Leute sagten immer wieder, ich hätte ein Händchen dafür…

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich unterscheide zwischen privaten und auftragsbezogenen Arbeiten. Mein privater Stil ist roh, unmittelbar, unkorrigiert, zerzaust, verwaschen und eher dunkel. In Comics arbeite ich experimentell und möchte mich nicht wiederholen und langweilen. Bei auftragsbezogenen Arbeiten variiert das von klarer Vektorillustration über klassische Storyboards oder Cartoons bis hin zu eher realistischen Darstellungen von Mensch, Umwelt und Dienstleistung. Ich verfolge darum keinen bestimmten Stil, jedoch scheint die Handschrift trotzdem immer irgendwie durch.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Auftragsbezogen bin ich da locker und illustriere auch Themen, die ich privat nicht auf dem Radar habe aber zu denen ich persönlich stehen kann. Wichtiger ist hier die Zusammenarbeit mit dem Kunden und die klare Kommunikation über Budget und Aufwand. Privat sind es es Menschen oder eher die Stimmungen, die uns umtreiben. Momentaufnahmen eines Gefühls, meist melancholisch, auf den ersten Blick vielleicht bedrohlich oder bizarr.

Wie suchst du dir Inspiration?

Bei Aufträgen liegt die Lösung bereits in der Aufgabe, man muss nur tief genug im Thema graben. Ansonsten kann es alles sein; lustig aussehendes Gemüse auf dem Markt, aufgeschnappte Gesprächsfetzen, originelle Tweets, die Natur. Ich lasse mich eher von Texten und Musik inspirieren als von fertigen Bildern. Klar habe ich meine Lieblingskünstler*innen, aber da ist die Gefahr von unglückmachenden Vergleichen und Zeitverschwendung gross, darum: Kill your Idols!

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Wenn ich es der Kundschaft sage: Sie sind günstiger! Sie können abstrakte oder/und alberne Themen glaubwürdig vermitteln und im Prozess können Änderungswünsche relativ effizient umgesetzt werden. Sie sind individuell, bzw. sie können viel zur Markenbildung beitragen. Privat ermöglichen sie mir eine Ausdruckweise, die ich anderswo nicht hinbekäme. Vorteil ist auch hier, dass man selber im eigenen Tempo machen kann und nicht auf andere angewiesen ist.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Business: Schön ist immer, wenn die Kundschaft zufrieden ist; d.h. wenn sie pünktlich bezahlt und wiederkommt. Im Privaten liegt seit gefühlten 20 Jahren eine Leiche im Keller: ein zwar fertiger Comic über Morella von E. A. Poe, den ich seit laaangem neu erzählen und zeichnen möchte (sinnigerweise kommt dort auch eine Leiche vor), weil er für mich so überhaupt nicht mehr stimmig ist. Und allgemein bin ich glücklich, dass ich jeden Tag gesund am Zeichnungstisch arbeiten darf…

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Mir ist nicht egal, wie wir mit Tieren – bezogen auf Massentierhaltung – umgehen und wie wir unsere Umwelt ignorieren, um alte Strukturen und Profite um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Wie wir mit Geflüchteten umgehen, deren Hintergründe wir aber wunderbar ignorieren. Dass wir strukturellen Rassismus und strukturelle Diskriminierung akzeptieren und dass wir im Patriarchat leben…

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

Für @madame_phila auf Instagram. Madame Phila zeigt wahre Geschichten über Sexismus und Gleichberechtigung. Dieses Comic-Projekt haben eine Freundin und ich vor über zwei Jahren ins Leben gerufen. Wir sind der Meinung, dass die Comicform solchen Geschichten mehr Aufmerksamkeit schenkt und Menschen, die nicht direkt betroffen sind, als Augenöffner dient.

Instagram: @jaski_art
Instagram (2): @madame_phila
Website: www.piotrowski.ch
Verlag: kultcomics.net/content/31-jacek-piotrowski

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