SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Christin Betge.
Christin Betge wurde 1988 in Brandenburg an der Havel geboren und lebt und arbeitet in Hamburg.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich glaube da muss zunächst jedes Kind einmal durch. Meine erster (aktiv wahrgenommener) Zeichenerfolg war ein Vogelhaus auf blauem Bastelkarton. Im Schnee. Mit Deckweiß. Das Zeug fand ich damals einfach revolutionär! Und von da an waren Stifte und Papier eigentlich ein ganz guter Zeitvertreib beim Erwachsenwerden. Oma war mein erster großer Fan und hat einfach ALLES aufgehoben. Wenn ich ihre alte Sammelmappe durchblättere, muss ich immer wieder schmunzeln und zeitgleich den Kopf schütteln. Sie kam mir mit so viel Wertschätzung und Motivation entgegen. Definitiv war das auch ein Auslöser dafür, dass Illustrieren für mich bis heute ganz besonders wichtig ist.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
So wie du mich hier „kennenlernst“ würde ich sagen: saftig, digital, spontan und pragmatisch. Ich habe nie Lust mich mit einem Motiv über Tage oder Wochen zu beschäftigen. Wenn die Energie einmal da ist, muss sie genutzt werden. Naja… und das ich Farben liebe ist auch kein Geheimnis. … wobei ich analog den schwarzen Fineliner bevorzuge…
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
In meinen Illustrationen steckt selten eine tiefe Botschaft. Es gibt jeden Tag genug Themen, die man verdauen muss. Deswegen erfreue ich mich sehr am Gestalten von Momentaufnahmen, spontanen Gedanken oder Kreaturen und Dingen mit stumpfsinnigen Blicken und seltsam verformten Gliedmaßen. Und irgendwie haben es mir Füße angetan. Die sind so seltsam-komisch. Kein Fetisch – ich schwöre!
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich denke es ist weniger ein Suchen als einfach die Augen und Ohren offenhalten. Der Tag hat 24 Stunden. Da bleibt immer etwas kleben. Ein Gesprächsfetzen in der U-Bahn, die Fußmatte der Nachbarwohnung oder der verlorengegangene Pfirsich vor der Parkbank. Inspiration lauert überall und lässt sich für mich nicht verorten.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie sind auf jeden Fall ein Sprachrohr, ohne dass es Worte braucht. Und sie sind schnell im Vergleich zu den anderen. Dabei können sie befreien, entspannen, Ventil sein, Verwunderung auslösen oder Kopfschütteln oder Zustimmung. Sie können einfach so wunderbar auf den Punkt sein oder absichtlich viel zu viel sagen, wehtun, fröhlich machen, zum Diskutieren anregen, motivieren, zusammenfassen, ausschlachten oder einfach nur dekorativ sein.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Die schönsten Erlebnisse sind die, in denen man so richtig tief im Flow ist und jede Linie und Form und Farbe weiß, wo sie hingehört. Das Schlimmste sind dann die Momente, in denen man an seinen Fähigkeiten zweifelt und sich fragt, was man hier überhaupt tut. Erschreckend ist dann, wie dicht beides beieinander liegt.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es keine Möglichkeiten gibt, all die tollen Illustratoren mit dem bloßen Auge auf der Straße zu erkennen.
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