7AUF1STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Amandola.
Amandola wurde 1987 geboren und lebt und arbeitet in Braunschweig.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich hab schon früh regelmäßig gezeichnet, aber abgesehen vom Spaßfaktor hatte ich anfangs keinen besonderen Grund dafür. Das änderte sich in der Grundschule, als ich Comics für mich entdeckte. Die Franko-Belgischen-Klassiker wie „Tim und Struppi“ oder „Spirou und Fantasio“ haben dafür gesorgt, dass ich mich damals einmal durch das komplette Comic-Regal unserer Grundschulbibliothek gelesen habe. Ende der 90er hat mich zusätzlich der Pokemon-Hype erwischt. Zu der Zeit habe ich den Entschluss gefasst, dass ich ebenfalls Geschichten mit Bildern erzählen möchte. Alles rund um Comics und Animationen hat mich seither fasziniert und das Zeichnen war für mich nicht mehr wegzudenken.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Als sehr kleinteilig. :D Ich kann mich durchaus in den Details einer Zeichnung verlieren. Außerdem liebe ich Linien! Egal ob ich an farbigen Illustrationen oder an schwarz-weißen Zeichnungen arbeite, am liebsten nutze ich Konturen und Schraffuren. Je mehr, desto besser.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ein Element, welches die Konzepte aller Comics, an den ich bisher gearbeitet habe, verbindet, ist die Suche nach dem eigenen Weg. Herauszufinden, wohin man möchte, was die Welt zu bieten hat, was die eigenen Stärken sind und wie man diese am besten einsetzt. Die Frage, wie man es schafft an sich selbst zu glauben, sich durchzusetzen und ausgetretene Pfade zu verlassen, wird auch gesellschaftlich gesehen vermutlich nie an Aktualität verlieren.
Wie suchst du dir Inspiration?
Das gezielte „Suchen“ nach Inspiration klappt bei mir nicht besonders gut. Entweder ich finde sie zufällig oder nicht. Manchmal inspiriert mich ein Haus oder ein Baum beim Vorbeifahren. Etwas, dass ich zufällig lese. Menschen, die ich auf der Straße sehe. Manchmal inspiriert mich aber auch eine ganze Weile lang gar nichts. Ich hab lernen müssen, mit diesen Phasen der „Uninspiriertheit“ umzugehen und sie als Teil meines Schaffensprozesses zu akzeptieren. Am besten ist es in so einer Phase für mich, wenn ich meine gestalterischen Gedanken eine Weile in Ruhe lasse. Irgendwann geht die Blockade dann auch wieder vorbei.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Auf mich persönlich hatten Comics seit jeher eine Sogwirkung, die kein anderes Medium (Filme, Games, Literatur) entwickeln konnte. Als Teenager wusste ich manchmal nicht mehr, ob ich eine bestimmte Geschichte als Animationsfilm gesehen oder als Comic gelesen hatte. Jeder Comic war und ist in meinem Kopf als eine Art „Film“ abgespeichert und mir fiel es früher sehr schwer, das auseinanderzuhalten. Diesen Aspekt finde ich auch heute noch ungeheuer faszinierend. Es gibt keinen Ton und keine Bewegung in Comics, dennoch kann beides durch die Zeichnungen wahrgenommen werden. So weit, dass man manchmal verunsichert ist, ob man etwas nicht doch „gehört“ hat. Ich denke, Illustrationen und besonders Comics besetzen diesen speziellen Bereich zwischen dem Konkreten und dem Unkonkreten. Sie zeigen visuelle Eindrücke und Worte in Schriftform, aber alles darüber hinaus gehende fehlt ihnen (Bewegung, Haptik, Töne, Gerüche). Ich stelle mir das als halb leeren und halb gefüllten gestalterischen Raum vor. Die gefüllte Hälfte sorgt dafür, dass Lesende genug „Bausteine“ haben, um die visuelle Reise, die ihnen präsentiert wird, recht einfach zusammen zu setzen. Aber es sind gleichzeitig noch so viele Teile unbesetzt oder unkonkret, dass sie zusätzlich die eigene Vorstellungskraft einbringen müssen. Nur so können sie den eigenen inneren Film zusammenzustricken und das ist es, was das Erlebnis des Lesens so besonders macht. Es ist immer auch ein Teil der betrachtenden Person mit in diesem Erlebnis enthalten.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Am schönsten finde ich es auf Messen und Veranstaltungen anderen Menschen zu begegnen, die meine Arbeiten bereits kennen. Echte Gesichter zu den sonst meist nur anonymen Likes oder Kommentaren im Internet zu haben und sich mit diesen Personen zu unterhalten, ist ein tolles Gefühl.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Comicschaffende und Illustrator*innen, so wie andere in der Kulturbranche tätige Personen, es oft schwer haben faire Bezahlungen für ihre Arbeit zu erhalten. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich an der Mentalität etwas ändert.
7AUF1STRICH wird derzeit mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
Comments are closed.