SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Alexander Stroh.
Alexander Stroh wurde 1982 geboren und lebt und arbeitet in Münster.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Eigentlich habe ich schon immer gezeichnet, wenn irgendwo ein Blatt Papier lag, zumindest seit ich mich erinnern kann. Dann lange Zeit vernachlässigt und fast vergessen. Nochmal neu angefangen habe ich, als ich vor ca. 5–6 Jahren gemerkt habe, dass mir was fehlt, dass ich immer wieder Ideen habe, die ich in Geschichten und Bildern ausdrücken möchte, das aber nicht tue. Nach und nach – und mit der Hilfe meiner Familie – konnte ich dann Raum dafür schaffen und auch wirklich „richtig“ Zeichnen lernen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Das fällt mir selbst schwer, am besten sieht man es ja an den Bildern. Der Umgang mit Licht und Schatten ist jedenfalls ein Thema, dass ich immer versuche zu berücksichtigen, hier mag ich „dramatische“ Kontraste. Ansonsten zeichne ich einfach so, wie ich es kann und versuche die Bilder, die ich im Kopf habe auf Papier zu bringen. „Papier“ ist vielleicht ein Stichwort, mein Stil ist auf jeden Fall analog geprägt. Ich mache Bücher nur neben meinem Hauptberuf als Designer. Da erlaube ich mir, echtes Papier und Farben zu nehmen und nicht noch mehr am Bildschirm/Tablet zu sitzen (nur Skizzen mache ich digital, weil ich da schnell Dinge ausprobieren und ändern kann). Die Art der Technik – bei mir Aquarell, Gouache oder Öl – hat dann natürlich auch viel Einfluss auf den Stil.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Es sind eher die „tiefen“ Themen, die mich beschäftigen: Wie wir Menschen mit unserem Inneren umgehen, Themen wie Angst, Tod, Veränderung usw. Das mag negativ oder düster klingen, aber das empfinde ich nicht (nur) so. Ich finde die Beschäftigung damit total bereichernd und entdecke auch immer die positiven Seiten. Außderdem denke ich, dass viele von uns diesen Themen zu wenig Raum geben, obwohl sie so omnipräsent sind. Ich will da nicht belehren, kann ich auch gar nicht. Für mich sind sie einfach nur wichtig und oft der Ansatzpunkt für meine Geschichten.
Wie suchst du dir Inspiration?
Kommt drauf an worum es geht. Inhaltlich z.B. in der Philosophie, aber auch aktuelle Autoren wie Kazuo Ishiguro oder Shaun Tan (der wundervolle Bilderbücher macht) nehmen mich mit in ihre Welten. Und Ideen für Geschichten kommen leider mehr, als ich Zeit hätte sie zu verwirklichen. Zeichnerisch inspirieren mich z.B. klassische Maler wie Anders Zorn oder John Singer Sargent, deren Malprinzipien zum Umgang mit Farben, Kanten oder Licht und Schatten ich versuche in meinen Illustrationen zu berücksichtigen. Anders Zorn hat mich beispielweise dazu inspiriert mit stark reduzierter Farbpalette zu malen. Mein aktuelles Buch „Mein erster Schützling“ ist z.B. nur mit den Farben weiss, schwarz, burned siena (rotbraun), rot und gelb gemalt. Ach ja, Inspiration finde ich natürlich auch bei…. Insta und Youtube!
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Ich glaube dass gut gemachte Illustrationen vielschichtige Emotionen erzeugen. Das machen aber andere Medien wie Musik auch. Nur über nen anderen „Kanal“. Manchmal werden Illustrationen, im Gegensatz zu Kunst, unterschätzt, gerade bei Kinderbüchern. Ich finde es super, wenn sie gerade nicht einfach nur Texte bebildern, sondern ihnen Tiefe oder weitere Ebenen geben. Diese Ebene könnte z.B. Gefühle darstellen, die im Text gar nicht erwähnt werden müssen. Oder sie nehmen Dinge vorweg, die noch passieren werden oder erklären Hintergründe, die nicht im Text zu finden sind. Ich mag es auch, wenn man in Illustrationen auf den zweiten Blick liebevolle Details entdeckt.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Bei meinem ersten Kinderbuch hab ich viele Rückmeldungen erhalten, dass die Kinder das kleine Mampf – ein pinkes, eiförmiges Wesen mit Appetit – malen. Ich habe viele Fotos davon bekommen, eine Kindergartenklasse hat es sogar gebastelt und eine Frau hat es für Kinder einer Freundin, wenn ich mich richtig erinnere, gehäkelt. Mit so etwas habe ich nie gerechnet und ich freu mich total, dass das Buch anscheinend Kreativität anregt. Ein wirklich schlimmes Erlebnis hatte ich nicht. Ich fand es aber ernüchternd – als ich den Entwurf meines ersten Kinderbuchs an recht viele Verlage geschickt hatte – immer wieder Absagen in der Post zu finden, bis es dann zum Glück doch geklappt hat.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass… ich diese Frage kaum beantworten kann, ohne pathetisch zu klingen. Aber im Endeffekt läuft es auf Ungerechtigkeit hinaus. Es gibt soooo viel davon und sie ärgert mich im Großen wie im Kleinen. Und manchmal, leider noch viel zu selten, versuche ich auch etwas dagegen zu tun.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Für mein aktuelles Bilderbuch (für Erwachsene und Kinder) „Mein erster Schützling“, Infos dazu u.a. auf meiner Website.
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