PAULINA KRUSZYNSKI

7AUF1STRICH – das sind wöchentlich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Paulina Kruszynski.

Paulina Kruszynski lebt und arbeitet in Mannheim.

Warum hast du angefangen zu zeichnen?

Ich bin zwischen Malutensilien und dem Geruch von Ölfarbe im Wohnzimmer aufgewachsen. Ich schaute meinem Vater schon früh dabei zu, wie er stundenlang in der Malerei und Zeichnung versunken ist und aus Nichts Kunst erschaffen konnte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich es selbst ausprobierte. In der Grundschule habe ich dann ein Mädchen kennengelernt, das ihre Lieblingstiere durch Geschichten zum Leben erwecken konnte. Wir wurden schnell beste Freundinnen und begannen gemeinsam Comics zu zeichnen. Ich genoss den Flow-Zustand, den mir das Zeichnen gab. Das hat mir schon immer geholfen, mich selbst und die Welt um mich herum besser zu verstehen. Ich beobachte unheimlich gerne andere und mich selbst und das spiegelt sich auch in irgendeiner Weise immer in meiner Arbeit wieder.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich weiß, dass es für die Selbstvermarktung wichtig ist, sich selbst in einem Stil definieren zu können. Viele sagen mir auch, dass ich einen hätte. Es fällt mir aber selbst schwer, das zu sehen. Da meine Zeichnungen aus Beobachtungen stammen und sich die Welt und ich in einem ständigen Zustand des Wandels befinden, fühlt es sich auch für mich besser an, eine Offenheit zu bewahren und mich nicht festzulegen. Ich bin also weder mit einem konkreten Stil noch mit einem Medium verheiratet, durch das ich mich kreativ ausdrücke.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Ich habe dieses Jahr an der Kunsthochschule meine Diplomarbeit abgegeben, in der es im weitesten Sinne um meine polnische Herkunft ging. Ich erzähle generationenübergreifend Geschichten aus meiner Familie. Sie handeln von ihrer Migration nach Deutschland, von der Rolle der Frau in der Familie, dem Umgang mit Gefühlen und davon, wie das Großwerden meiner Eltern im kommunistischen Polen den Alltag heute noch beeinflusst. Im Rahmen der Recherche habe ich viele Eindrücke gesammelt, die mich wahrscheinlich lange begleiten werden. Auch der intersektionale Feminismus spielt in dieser, aber auch in meinen anderen Arbeiten eine Rolle.

Wie suchst du dir Inspiration?

Ich suche mir eigentlich selten aktiv Inspiration. Ich versuche, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und einfach im Leben präsent zu sein. Meine Beobachtungen können aus Träumen, Dialogen, gesellschaftlichen oder politischen Phänomenen oder einfach aus Situationen meines Alltags stammen. Sie werden auch nicht immer zu Zeichnungen verarbeitet, manchmal wird aus diesen Eindrücken auch ein Text oder Musik.

Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?

Wie ich schon erzählt habe, hatte ich meine ersten Erfahrungen mit Comic in der Grundschule. Wir konnten mit einfachen Mitteln Charaktere zum Leben erwecken und Geschichten erzählen. Dafür braucht man nicht viel. Ich kann nachts um drei, meinen Stift in die Hand nehmen und zeichnen. Ich bin weder angewiesen auf die Hilfe eines Teams, noch auf teure Technik oder fancy Hilfsmittel. Und das ist das Schöne.

Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?

Ich kann mich gerade nicht an ein einzelnes Erlebnis erinnern. Ich denke da eher an einen Zeitraum. Ich fand die ersten Semester an der Kunsthochschule sehr prägend. Es war schön an einem Ort zu sein, wo so viele kreative Köpfe zusammenkommen. Ich hatte schon immer eine Faszination für Menschen, Orte oder Dinge, die sich abseits von gesellschaftlichen Normen befinden. Dort gibt es, wie ich finde, am meisten zu beobachten und zu lernen.

Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?

Ich bin eine queere, neurodivergente, deutsch-polnische Frau und habe in meinem Leben schon einige Diskriminierungserfahrungen machen müssen. Diese Erfahrungen sind nicht schön, aber sie geben mir die Möglichkeit, sensibler zu sein. Ich versuche in meinem Alltag, im Gespräch mit Freunden und Freundinnen, Familie oder Kollegen und Kolleginnen, Bewusstsein zu schaffen für die Sprache, die wir täglich nutzen. Ich bin froh drum, wenn man mich darauf aufmerksam macht, wenn ich diskriminierende Sprache nutze. Es gibt viele, die es nicht mögen, darauf hingewiesen zu werden, aber das ist etwas, was mir nicht egal sein kann.

Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:

xxx

Instagram: @plinkaaaaaa

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