SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Tobi Wagner.
Tobi Wagner wurde 1977 in Wolfenbüttel geboren und lebt und arbeitet mit Familie, Katze, Kaninchen und Hühnern im Garten in Schöppenstedt.
Alle Antworten zum Anhören:
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Als Kind, weil es mir einfach Spaß gemacht hat. Ich war schon in Grundschulzeiten dafür bekannt, dass ich viel gezeichnet habe. Vor allem Tiere. Im Laufe der Zeit wurde mein Zeichnen immer comichafter. Ich weiß noch, dass ich immer in einem Frauenmagazin meiner Mutter die Seite aufgesaugt habe, die Uli Stein damals machte. Dadurch wurde auch mein Humor und meine Zeichenweise mitgeprägt. Auch, dass ich Comics wie Yps oder Garfield gelesen habe. Hier habe ich mich dann inspirieren lassen und es entwickelte sich immer weiter. Eigentlich hat sich an meiner Motivation zum Zeichnen nichts groß geändert. Es macht unheimlich Spaß, und ich kann Menschen ein gutes Gefühl und Spaß schenken. Positiver Nebeneffekt heute: Man bezahlt mich dafür.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich würde es eher als klassische Comiczeichnungen im Funny-Bereich einstufen. Ohne mit mit ihnen vergleichen zu wollen, irgendwas zwischen den frankobelgischen Sachen und Zeichnern, die ich als Kind und Jugendlicher gelesen haben. Insbesondere Clever & Smart, Hägar und Garfield. Viele greifen beim Beschreiben meine großen Augen und Nasen auf – also die der Comicfiguren, nicht meiner.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich mag es lustig. Deswegen bringe ich alles zu Papier, das sich humorvoll verarbeiten lässt. Gerne zwischenmenschliche Dinge, irgendwas mit Tieren, Film-Anspielungen … Ganz früher hatte ich viele Wortspiele gemacht. Doch die halte ich mittlerweile für absolut abgegriffen und auch für die einfachste Form von Gags, weil sie einfach zu offensichtlich sind. Für ernstere Themen habe ich eine eigene Comic-Serie. Die erkläre ich in Frage 7. :-)
Wie suchst du dir Inspiration?
Die kommt meist von selbst zu mir. Man muss nur mit offenen Sinnen durch die Gegend gehen. Es ist auch ein Training, Dinge aufzuschnappen und zu verarbeiten. Mein Hirn klopft automatisch gehörte und gelesene Dinge auf Witztauglichkeit ab. Inspiration sind für mich auch Werke meiner Vorbilder. In meinem Büro hängen etliche Originalzeichnungen von Hägar, Garfield, Popeye, Lucky Luke, Werner … Da schaue ich immer wieder drauf. Man erkennt so wunderbar die Strichführung und Arbeitsweise. Und das wiederum inspiriert mich.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Dinge schnell auf den Punkt bringen. Oft auf den ersten Blick. Wenn ich jetzt etwa an „Calvin & Hobbes“ denke, sind da unheimlich viele gute Aussagen drin, die oft schnörkellos ankommen. Mit wenigen Strichen sind etwa Schneelandschaften angedeutet, man sieht die Kälte und die Landschaft förmlich. Wären diese Geschichten als Prosa-Text geschrieben, müsste man sie viel mehr mit Worten beschreiben. Und hier würde viel von der Szenerie und dem Witz verloren gehen. Wobei das natürlich nicht pauschal für alle Comics gilt. Und ich denke, man muss Comics auch mögen, um sie richtig wahrzunehmen. Generell finde ich, dass Comics nicht zwingend „besser“ sind oder mehr können, als andere Medien.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Schlimm war eigentlich bisher nichts. Schöne Dinge passieren mir häufig. Einfach, wenn sich Menschen über meine Sachen freuen und mir das auch sagen. Besonders schön war, dass ich mal bei Uli Stein zuhause war und wir sehr lange über Comics gesprochen haben. Und ich ihm dann einen meiner Comics signieren durfte. Das war schon etwas seltsam, aber ich habe mich tierisch gefreut, dass er das wollte.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir sind viele Sachen nicht egal. Alles, was in der Welt falsch läuft. Das ist viel. Vom Kriegen, Egal-Haltungen zum Klimawandel und anderen Dingen über Hass, Rassismus, Sexismus an allen Ecken oder ständiges Gejammer auf hohem Niveau. Das verarbeite ich übrigens zusammen mit der Profifußballerin Anna Blässe in einer eigenen Comicserie („Vernünftig unvernünftig„). Es gibt auch viele Dinge, die mir sehr egal sind.
Ich werde gerade für 7AUF1STRICH mit Mitteln aus dem Stipendiatenprogramm von NEUSTART KULTUR gefördert. Herzlichen Dank! Aktuell gibt es übrigens wieder neue Stipendien, ich empfehle allen, die journalistische/kulturelle Projekte betreiben, sehr, es dort einmal zu versuchen. Mehr Infos und Anmeldung via soziokultur.neustartkultur.de
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