SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Lilli Loge.
Lilli Loge wurde 1979 geboren und lebt und arbeitet in Berlin.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Zeichnen hat mir schon als Kind geholfen mit Problemen umzugehen und mich in andere Welten zu träumen. Dabei war für mich mit dem Zeichnen auch immer das Erzählen von Geschichten verbunden.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Schwarz/weiss, beeinflusst von Jaime Hernandez und Aubrey Beardsley. Das heißt: klare Linien und starke Kontraste, mit einem Fokus auf Menschen und Emotionen. 2006 während meines Kunststudiums habe ich angefangen, einen Stil zu entwickeln mit dem ich psychologische Fragen und zwischenmenschliche Beziehungen gut darstellen kann. Dabei agieren Figuren im freien Raum oder wie auf einer Bühne miteinander. Ich lege dabei großen Wert auf Körpersprache. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich früher getanzt habe und Geräteturnerin war. Und sicher auch damit, dass ich zuerst Animation gelernt habe, bevor ich angefangen habe, Kunst und Comics zu machen.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Im Moment interessiere ich mich vor allem dafür wie Menschen handeln und warum sie so handeln. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum manche Menschen empathischer und andere egoistischer sind und was dadurch für Dynamiken entstehen. Deshalb geht es in meiner Kunst oft um toxische Beziehungen, Ungerechtigkeit und Mobbing, aber auch um Empowerment, Rebellion und Spiritualität.
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich habe eher zu viele Ideen als zu wenige und muss dann auswählen, welche ich überhaupt umsetzen kann. Ich glaube, man kann sein Gehirn trainieren, kreativ zu denken. Wir nutzen ja nur einen kleinen Teil unseres Gehirns, obwohl unser Gehirn zum Bersten voll ist mit bewußten und unbewußten Erinnerungen. Wenn man nach einer Idee sucht, ist das Wichtigste, erst mal die Ideen von Anderen Menschen, die wir ja auch alle aufsaugen, auszusortieren – und dann weiter zu gehen.. weiter im Gehirn nach etwas Eigenem zu suchen, nach etwas, das einem neu, unbekannt und überraschend vorkommt.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Als ich in den 2000ern anfing, Comics zu zeichnen, interessierte mich vor allem, dass das Medium so jung war und so viele Möglichkeiten für neue Entdeckungen und Experimente bot. Es hatte auch noch den Anstrich einer „Bastardkunst“, der mir gefiel. Das hat sich mittlerweile verändert. Aber auch wenn man heute kein Kind mehr mit Comics hinterm Smartphone hervorlocken kann und Bücher eher von einer älteren bürgerlichen Generation gelesen werden, reizt mich immer noch die Möglichkeit, das Medium auf seinem Weg ins „Erwachsenenalter“ mit weiter zu entwickeln.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Eins der schlimmsten Erlebnisse, war, nach 3 Jahren Arbeit an einem Buch festzustellen, dass ich mich „in eine Ecke geschrieben“ hatte und mich nicht mehr mit der Story identifizieren konnte. Ich arbeite jetzt wieder seit 5 Jahren an einer Graphic Novel und langsam ist das Ende in Sicht. Es ist ein super Gefühl, zu merken, dass es sich gelohnt hat, die eigene Comfort-Zone zu verlassen, Höhen und Tiefen zu durchstehen und an den Herausforderungen zu wachsen.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass Machtpositionen immer Menschen anziehen, die machtgeil sind und ihre Macht dann missbrauchen. Das gilt im Großen wie im Kleinen. Wir brauchen mehr empathische Menschen, die Lust haben, Verantwortung und damit auch Macht zu übernehmen.
Für dieses Projekt möchte ich gern Werbung machen:
2022 /2023 kommt meine Graphic Novel bei avant-verlag heraus. Außerdem wird eine kürzere Geschichte bei Kabinett Passage verlegt. Bis dahin könnt ihr gerne in meinem Webshop vorbeischauen und meine selbstverlegten Comics und Tijuana Bibles kaufen. Nur solange Vorrat reicht: zu jeder Bestellung gibt’s ein temporäres Tattoo zum Aufkleben!
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