SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Mona Orgel / Bing({`})h.
Mona Orgel ist 1984 aus der Vagina geschlupft und das in München. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Um meinem Innenleben & meine Gedanken verarbeiten zu können und damit die Welt besser kennen und verstehen zu lernen. Da flossen gekritzelte Gedanken, geballte Wünsche, luftabschnürende Wut, tobende Angst, sowie aus mir raus platzendes Glück, Liebe wurden Formen, Trauer verarbeitet und auch immer dabei, der Wunsch: Freude zu schenken.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Fotzüglich 🤗
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich habe eine Leidenschaft dafür, vermeintlich komplexe Themen aufzuarbeiten und neu zu interpretieren, um Zugänge für mich und auch für Andere zu schaffen. Davon gibt es ganz schön viele und so auch Themen, die mir am Herzen liegen, beispielsweise Empowerment und Empathie.
Wie suchst du dir Inspiration?
Mein Innenleben in all seinen Aspekten ist recht umtriebig und dieses in Kombination mit den vielen Verwurzelungen der Welt und uns als Gesellschaft sind ein schier unendlicher Quell an Inspiration. Aktuell fasziniert mich neben meinem aktuellen Kunstprojekt Bing({`})h, das wohl famöseste Vulva Bingo Spiel ever 💦 und seinem Nachfolgeprojekt BingÛh – das Penis Bingo, für die ich beide übrigens immer auf der Suche nach international Kosenamen bin & mich riesig freue, wenn ihr euer Wissen mit mir teilt! Hui, zurück zur Frage: neben den beiden interessiert mich bspw. das Wood Wide Web, also die Kommunikationsstrukturen von Bäumen und Pilzen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Sie und damit Kunst & Kultur im Allgemeinen können Brücken bauen und Wunden heilen, wo Worte scheitern. In #BingOh paare ich beispielsweise Kunst mit Wissenschaft, Soziologie, Technik, Spiel und Humor. So vieles in einem, weil Kunst das kann. Humor und Spiel wirken übrigens ebenso wundervoll auf genau vermeintlich komplizierte Gespräche & Themen wie Kunst als Solches.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
In meiner Arbeit zum Lauf des Lebens hat mir ein Ausstellungsbesucher*in gesagt, dass ihm die Arbeit ein Teil seiner Angst vor dem Tod nehmen konnte. Das war ich sprachlos, demütig und zutiefst berührt. Und auch jetzt mit Bing({`})h darf ich erleben, wie Unsicherheiten, Ängste und Fragen zu Körperlichkeit & Sexualität – und die haben wir natürlich alle – zu Lachfalten werden. Das ist das schönste Kompliment, dass ich mir vorstellen kann.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass… eine Vulva keine Vagina ist. Denn wir können von außen nur die Öffnung zur Vagina sehen, alles andere ist ein inneres, nicht sichtbares Organ. Ihr wollt die anderen Bestandteile aber unbedingt kennenlernen, denn sie sind – jedes für sich – höchst empfindsam und damit ein Quell für Vergnügen, dass es sich unbedingt zu entdecken lohnt. Ich arbeite gerade an einem fotzüglichen Aufbau Poster als Dankeschön für die Crowdfunding-Kampagne Bing({`})h (fingers crossed, dass wir Fundingziel 2 erreichen. Dafür freuen wir uns über jede Unterstützung🙏), aber soviel schon vorab: Eine Vulva umfasst so famöse Teile, wie äußere und innere Lippen (Scham hat hier übrigens nix zu suchen 😉 Sexualität ist ein Grundbedürfnis wie Nahrungsaufnahme). Wie die Klitoris (aka Kitzler), die Harnröhrenöffnung und cuntastische Drüsen. Genau! Ihr könnt auch abspritzen, liebe Vulven. Die Heimat des weiblichen Ejakulats sind die Paraurethaldrüsen und die Große Vorhofdrüse versorgt den Vagina Vorhof mit Flüssigkeit, die zum Schutz gebraucht wird. Und wenn wir gerade dabei sind: einen G-Punkt gibt es nicht! Das ist eine G-Region, eine Genuss-Region, rund 7-10cm lang, genannt: Harnröhrenschwellgewebe oder auch Prostata. Erspührbar als leicht geriffeltes, oftmals empfindsames Gewebe, das bei Erregung anschwillt und für viele stimulierend wirken kann. Es verfügt über zahlreiche Drüsen, in denen das weibliche Ejakulat produziert wird. Während bei einem Penis das Ejakulat (Samenerguss) über die Harnröhre austritt, spritzt eine Vulva also über ihre Drüsen ab (Paraurethraldrüse, Harnröhrennebenkanäle). Falls ihr je davon hören solltet, dass eine chirurgische „G-Region-Verstärkung“ Lustempfinden steigern soll, bitte vergesst nicht: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür. Und mehr noch: So ein Eingriff wird von medizinischer und wissenschaftlicher Seite nicht nur als sinnlos, sondern als Genitalverstümmelung angesehen. Die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen des Eingriffs reichen von Infektionen über Verwachsungen bis hin zu Schmerzen.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Oh, es gibt so viele wunderbare Projekte, dass es schon fast weh tut, mein Eigenes zu nehmen… Da aber gerade jetzt im November über sechs Jahre Vulva-Kosenamen sammeln, künstlerisch interpretieren, malen, verwerfen, lernen, recherchieren, lachen, rätseln, wundern, grübeln in die Crowdfunding-Kampagne für die aller erste gedruckte Version von Bing({`})h – das Vulva Bingo Spiel fließen möchte ich euch einladen, es kennenzulernen. Und wenn es euch genauso viel Vergnügen bereitet, wie ich hoffe: Besorgt es euch. Das eigentlich so oder so 💚💦🤗.
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