SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Deniz Celebi.
Deniz Celebi lebt und arbeitet in Berlin.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Ich habe angefangen zu zeichnen, weil wir als Kinder keine freie Entfaltung außerhalb des Elternhauses hatten. Ich hatte eine sehr strenge Kindheit mit wenigen Utensilien/Spielsachen. Wir mussten uns mit uns selbst beschäftigen. Also schauten wir irgendwelche Kinderserien, stoppten das Bild mit der Fernbedienung und fingen an zu zeichnen. Manchmal setzte ich mich auch vor das Fenster und zeichnete Motorräder und interessierte mich für Architektur. Ich denke beides hat mich dazu inspiriert und geprägt sowohl kraftvolle als auch sentimentale Werke zu schaffen. Zusätzlich fing ich an zu zeichnen, weil ich mich ausdrücken wollte – zeigen, was in mir vorging. Mir fehlte die Stimme und der Mut, meine Wahrheit auszusprechen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Mein Stil beinhaltet düstere, sentimentale Emotionen. Ästhetik und Kurven stehen ebenfalls im Vordergrund. Das Weibliche und Schöpferische unterstreicht die feminine Seite in mir. Was mich auch sehr inspiriert ist die Vergangenheit und sich mit Themen zu beschäftigen, die einen prägen: daher auch der Retrostil bei meinen Illustrationen. Wenn ich explizit was mit den Händen kreieren möchte, nutze ich Acryl-/Ölfarben, um jeden Pinselstrich zu spüren.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Homosexualität (LGBTI* Community), Liebe, Achtsamkeit, Trauer + Kraft als Gegensätzlichkeit
Wie suchst du dir Inspiration?
Musik inspiriert mich schon seit ich klein bin. Wie schon bereits beschrieben, sind es Emotionen, die mich inspirieren. Wenn ich traurig bin oder glücklich, dreh ich die Musik ganz laut, mache mir einen Drink, tanze und setze mich dann ans Werk. Was mich jüngst inspiriert ist meine Wahlheimat Berlin, in die mich so unsterblich verliebt habe.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Den Moment einfangen. Anders als bei Songs konzentriert sich das Bild nur auf das eine Thema (vielleicht auch mehrere Themen). Ich würde sagen, dass wir dadurch viel mehr im Hier und Jetzt leben können.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Es passiert mir oft, dass ich während des Zeichnens weinen muss. Schon blöd, wenn es traditionell geschieht und mein Blatt sich wellt. Eines der schönsten Erlebnisse war, dass eine Freundin ein Bild von mir in Großformat drucken ließ und es von mir unterschrieben haben wollte. Jegliche Unterstützung und Zusammenhalt empfinde ich als wundervoll.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass viele ihre Emotionen unterdrücken. Die Wahrheit verstecken. Themen verheimlichen, die die Welt zu einer besseren umformen können. Sich selbst belügen und nie zu sich selbst kommen. Ich möchte in einer ehrlichen, akzeptierenden, liebevollen Welt leben.
Für dieses Projekt möchte ich gerne Werbung machen:
Ich habe ein Poetry-Buch „Insanity“ veröffentlicht mit englischen Gedichten von mir. Die Hälfte des Gewinns spende ich jährlich an gemeinnützige Organisationen. Bislang ist es „Enough is Enough – Open Your Mouth“, eine Organisation, die sich für die LGBTI* Community weltweit einsetzt und mit der ich in engem Kontakt stehe.Der Link zum Buch: https://amzn.to/3bomF2C
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