SIEBEN AUF EINEN STRICH – das sind täglich 7 Fragen an Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen. Diesmal an: Friederike Ablang.
Friederike Ablang wurde 1977 in Ost-Berlin geboren und lebt und arbeitet noch immer dort.
Warum hast du angefangen zu zeichnen?
Weil es gar nicht anders ging. Offenbar wollte das Zeichnen mich. Ich hatte nämlich irgendwann beschlossen, nicht in die Fußstapfen meiner Mutter zu treten, sondern Biologie zu studieren, zu Greenpeace zu gehen und die Welt zu retten. Trotzdem habe ich als Teenager bei Wolfgang Leber Akt gezeichnet. Die Abiklausur in Bio habe ich total verhauen – Kunst übrigens auch – also erstmal ab ins Ausland, neu sortieren und nach dem braven AuPair-Jahr in Großbritannien, habe ich dann noch ein Jahr drangehängt für einen Foundationkurs in Kunst, bei dem ich die Liebe zur Fotografie entdeckte. Zurück in Berlin habe ich dann ein Jahr lang als Assistent bei dem Fotografen Uwe Walter gearbeitet, gemerkt, daß, wenn ich die Fotografie weiter lieben will, ich nicht mit ihr arbeiten sollte, und mich in der Kunsthochschule Weißensee beworben, wo ich dann Kommunikations-Design studiert und mein Diplom bei dem großartigen Mathias Gubig gemacht habe. Danach habe ich für Klett Grundschule, Leipzig Proben gezeichnet und begonnen das Zebra für die gleichnamige Schulbuchreihe zu illustrieren. Inzwischen arbeite ich seit 16 Jahren als freiberufliche Illustratorin für Schul- und Kinderbuchverlage und möchte nichts anderes mehr machen, auch wenn der Job manchmal viel schwerer – auch körperlich! – ist, als man so meint.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Auftragsarbeiten zeichne ich dem Job entsprechend – Schulbuch z.B. hat sehr konkrete Vorgaben: Freundliche, helle Farben, es muss alles gut erkennbar sein, man muss sich genau ans Skript halten. Wenn es freier sein darf, arbeite ich sehr gerne mit Licht und Schatten, eine Herausforderung, die mich immer reizt. Oft ist es melancholisch in meinen freien Arbeiten, still. Ich nutze sowohl Stift, Papier, Aquarell und Tusche, als auch Photoshop und Procreate.
Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Emotionen. Ich zeichne gern Gefühle. Vor allem die schweren: Die Melancholie, die Einsamkeit, die Stille im Selbst. Ich zeichne auch, worauf ich aufmerksam machen möchte: auf die Verschmutzung der Erde zum Beispiel oder Einsamkeit, wo sie nicht gewollt ist.
Wie suchst du dir Inspiration?
Ich suche sie selten, sie kommt zu mir bei dem, was ich ohnehin tue: laufen, lieben, Bücher lesen, Zug fahren, wandern, Ausstellungen und Filme ansehen, Amseln lauschen, ins Gras gucken, Regenwürmer vom Asphalt retten, mit meiner Familie, Freunden und Kollegen Zeit verbringen, sprechen, zuhören, miteinander schweigen.
Was können Comics, Cartoons und Illustrationen, was andere Medien nicht können?
Meine Familie ernähren.
Dein schönstes/schlimmstes Erlebnis als Zeichner*in?
Die schönsten Erlebnisse sind immer, wenn mir Menschen, die meine Zeichnungen ansehen, erzählen, daß sie sie schätzen und warum. Es geht mir jedesmal das Herz über. Illustration ist eine Arbeit, die sehr verwoben ist mit dem Ich. Man ist Dienstleister, aber man ist auch Künstler, man schöpft für die Zeichnungen aus den eigenen Tiefen. Es kann deshalb sehr verletzend sein, wenn Auftraggeber grob oder unkonstruktiv sind in der Kritik. Ist mir aber zum Glück lange nicht passiert.
Kannst du den Satz: „Mir ist nicht egal, dass…“ vervollständigen?
Mir ist nicht egal, dass es eine Waffenindustrie gibt.
Mir ist nicht egal, daß Bildschirme den Büchern die Kinder wegnehmen.
Mir ist nicht egal, daß die Politik zu langsam auf Umweltverschmutzung und Globale Erwärmung reagiert.
Mir ist nicht egal, daß der Kapitalismus die Menschen hetzt.
Mir ist nicht egal, daß Kinder in Armut leben müssen.
Mir ist nicht egal, daß Menschen, die wichtige Arbeit am Menschen machen: Helfen, pflegen, fördern, … schlecht bezahlt werden.
Mir ist nicht egal, daß es Krieg gibt auf der Erde und das auch noch im Plural.
Mir ist nicht egal, daß manche Menschen viel mehr mehr haben, als sie brauchen und andere viel weniger als nichts.
Ich höre hier mal auf, sonst sprengt es den Rahmen.
Für dieses Projekt von mir möchte ich gerne Werbung machen:
„Irgendwo ist immer Süden“ von Marianne Kaurin ist gerade beim WooW Books Verlag erschienen. Ein – wie ich finde – sehr gutes, wunderbar geschriebenes Kinder- und Jugendbuch, dessen Titel ich mit großer Freude illustriert habe.
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